04.06.2010 - Der deutsche Ableger der Markenschmiede J. Walter Thompson hat schwere Zeiten hinter sich - und noch einige Herausforderungen vor sich. JWT Germany schrumpfte in den vergangenen zehn Jahren von 400 auf 170 Mitarbeiter. Die Geschäftsführung zog vor zweieinhalb Jahren erst von Hamburg nach Frankfurt und nun wieder zurück in die Hansestadt. Hinzu kommt, dass die Agentur in den deutschen Kreativ-Rankings nicht besonders ins Auge sticht. Glaubt man CEO Martin Wider und CCO Till Hohmann, gibt es für diese Entwicklungen gute Gründe.
"Ich habe hier - bei der ältesten Agentur der Welt mit insgesamt 10.000 Mitarbeitern - im November 2008 angefangen und musste zunächst zwei Schicksalsschläge verkraften", sagt Wider. "JWT Germany hatte die Großkunden Knorr und Vodafone verloren, und wir befanden uns in der Wirtschaftskrise, was zu einer starken Reduzierung der Spendings geführt hat. Wir mussten restrukturieren, es ging nicht anders." Im Juni 2009 mussten zehn Prozent der Mitarbeiter gehen, 17 Kreative aus der mittleren Führungsebene.
Zusätzlich stellte sich die Frage nach dem Standort. "Kann man in der ersten Liga mitspielen, wenn man nur in Frankfurt, Düsseldorf und Stuttgart vertreten ist?", hatte sich Wider gefragt. "Meiner Meinung muss JWT auch dort sein, wo die meisten und die besten Kreativen in Deutschland sind. Und das ist nun mal Hamburg."
Bei der Wahl für Hamburg spielte sicher auch die internationale Positionierung der Agentur eine Rolle. "JWT ist eine ,International Network Agency`", betont Hohmann. "Und das bedeutet Wort für Wort: Wir arbeiten in einer globalen Welt, etablieren uns als Netzwerk für projektbezogenes Arbeiten und verstehen uns als Agenten der Kunden - und vor allem des Wechsels." Dafür benötige man zunächst einmal multinationale Teams.
Von Düsseldorf aus betreut JWT zum Beispiel den Autobauer Mazda in 24 Märkten. In Hamburg wurde solch ein multinationales Team für Kraft Foods und die Marke Jacobs Kaffee aufgebaut - für 48 Länder. Hamburg betreut neben Jacobs auch Philadelphia für die D-A-CH-Region; Frankfurt Bayer, Nestlé Eis und Schokolade, Granini, Rolex und Johnson & Johnson; Düsseldorf Mazda, Nokia und Wilkinson; RMG in Stuttgart Mercedes-Benz und DSB+K in Frankfurt Procter & Gamble und Shell.
[f1]"Es ist gar nicht so wichtig, an jedem Standort in Deutschland oder in der Welt jede einzelne Dienstleistung in Form eines spezialisierten Mitarbeiters vorrätig zu halten", sagt Hohmann. Es sei nicht das Ziel von JWT, in den nächsten zwei bis drei Jahren wieder 400 Mitarbeiter zu beschäftigen. Hohmann: "Wir wollen eine Agentur an vier Standorten sein - und wenn wir die Skills von einem Büro im anderen brauchen, dann werden die Leute einfach ins Team geholt."
Auffällig ist zum Beispiel, dass JWT keine eigene Interactive-Unit gegründet hat. "Die ganze Agentur muss digital denken, arbeiten und leben", sagt Wider. Eine kleine Spezialeinheit mit ein paar Flashern, Screendesign und Projektmanagern sei keine Lösung für JWT, da sie nicht skalierbar sei. "Und weil wir die besten Digitalen eh nicht für JWT gewinnen können. Was übrigens für jede andere vormals klassische Agentur gilt." Den meisten Kunden gehe es ohnehin auf die Nerven, wenn sie von einer einzigen Agentur "all diese Begriffe wie Orchestrierung, Crossmarketing und so weiter" hörten. Wichtig sei es, die richtigen Leute aufs richtige Projekt zu setzen und das intelligent zu managen. "Und genau das können wir!"
Was in den Kreativ-Rankings aber noch keinen Niederschlag gefunden hat. "Zugegeben: JWT ist in den deutschen Kreativ-Rankings nicht die erste Adresse", sagt Hohmann. "Daran arbeiten wir." JWT werde aber keine spezielle Award-Kreation basteln, sondern mit "echter Arbeit" punkten. Dabei werde der Schwerpunkt "eher in modernen, aktivierenden Kommunikationslösungen" liegen.
"Viele unserer Arbeiten sind hierzulande gar nicht sichtbar", sagt Wider zu der internationalen Ausrichtung der Agentur. "Aber ich halte es für hoch spannend, zum Beispiel Kaffee-werbung in einem Teetrinkerland zu machen." Das mache schließlich eine ,International Network Agency` aus: "Man muss ein guter Netzwerker sein, um ein guter Marken-Agent werden zu können." (te)
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