"Studi VZ hat Werbung gar nicht nötig"

31.01.2007 - Interview mit Konstantin Urban, Geschäftsführer des neuen Studi-VZ-Eigners Holtzbrinck Networks

Anfang Januar übernahm die Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck das Social Network Studi VZ, mit dem Studenten ihre Hochschulkontakte pflegen können. ONEtoONE sprach mit dem verantwortlichen Holtzbrinck-Manager Konstantin Urban über Vermarktung und Expansion der beliebten Plattform sowie die künftige Rolle des umstrittenen Studi-VZ-Gründers Ehssan Dariani.

Ist die Kaufsumme von 50 bis 100 Millionen Euro nicht etwas hoch ausgefallen? Schließlich ist Studi VZ erst ein Jahr alt. Außerdem gibt es bislang weder ein Geschäftsmodell noch eine Vermarktung oder andere Erlösquellen.Ich stimme jedem zu, der sagt, dass das ein Risikoinvestment ist, weil das Portal noch keinen Umsatz erzielt. Andererseits hat der Studi-VZ-Vorläufer Facebook in den USA letztes Jahr einen Umsatz von 50 Millionen Dollar erwirtschaftet. Dieses Jahr wollen die Amerikaner 170 Millionen Dollar einnehmen. Oder nehmen Sie My Space! Das Social Network hat einen großen Vermarktungs-Deal mit Google geschlossen. Es gelingt also bereits, den enormen Traffic und die enor me Nutzerzahl in Werbeeinnahmen zu überführen, ohne dass die Nutzer davon abgeschreckt werden. Das sind unsere Vorbilder!

Die Haupteinnahmequelle wird also die Vermarktung sein. Welche wird es außerdem geben?Wir wollen die Site immer kostenfrei halten für den User, so dass dieser für die Nutzung nicht zahlen muss. Um dies zu gewährleisten, sind Werbeeinnahmen ein entsprechendes Mittel. Da gibt es verschiedene Formen, unter anderem Banner, Sponsoring und Suchmaschinen-Werbung.

Wird es Targeting geben?Was es sicherlich nicht geben wird, ist die Weitergabe von Kundendaten an Externe, auch nicht innerhalb der Holtzbrinck-Gruppe. Unsere Erfahrungen haben gezeigt, dass so weit heruntergebrochene Informationen nicht wirklich gefragt sind. Dagegen ist die Zielgruppe Studenten sehr interessant. Studi VZ hat beispielsweise thematisch festgelegte Diskussions gruppen. So ist es zum Beispiel denkbar, in einer Diskussionsgruppe mit dem Thema "Reisen nach Mallorca?" Werbe-Banner von Reiseanbietern einzublenden, die Studi-VZ-Nutzern Sonderkonditionen anbieten.

Welche Rolle haben Sie dem umstrittenen Gründer Dariani zugedacht, der mit dubiosen Web-Veröffentlichungen Schlagzeilen machte?Wir setzen auf alle Gründer. Es gibt einen Grund, warum die Site Nummer eins ist. Das liegt sehr stark an den Gründern. Deshalb haben wir gar nicht die Intention, die Gründer hinauszudrängen. Außerdem hat sich Dariani für seine Fehler entschuldigt. Dabei würde ich es jetzt mal bewenden lassen. Und über den Gründern wird es einen Holtzbrinck-Manager geben?Nein, jedenfalls nicht operativ. Es gibt natürlich eine Betreuung durch Holtzbrinck. Aber das ist völlig normal. So wie man die "Zeit", das "Handelsblatt" und Parship betreut. Wir werden aber nicht Holtzbrinck-Manager nach Berlin schicken, die den Gründern auf die Finger schauen.

Man lässt die Gründer also weitermachen ...Man lässt sie weitermachen - und in Absprache mit den Gründern werden wir das Management punktuell verstärken. Damit meine ich nicht die Geschäftsführung, sondern das erweiterte Management. Sprich: Die Organisation wird verstärkt. Das ist ein völlig normaler Prozess. Bei einer Firma, die so stark wächst, muss man das einfach machen.

Welche Ziele haben Sie sich fürs erste Jahr gesetzt?Die jetzigen Nutzerzahlen und Page Impressions sind schon gewaltig. Ich kann die genauen Ziele nicht nennen. Zum einen würden wir sie nicht he-rausgeben, zum anderen müssen wir erst einmal einen Plan für 2007 entwickeln. Auf jeden Fall wollen wir 2007 erste Einnahmen erzielen.

Werden Sie in diesem Jahr schon die Gewinnschwelle erreichen?Ich gehe nicht davon aus, dass wir 2007 - aufs Gesamtjahr gesehen - profitabel sind. Wir werden aber nicht nur auf Traffic und User setzen und jahrelang Verluste in Kauf nehmen. In einem überschaubaren Zeitraum muss und wird es uns gelingen, profitabel zu werden.

Wie wird Studi VZ mit anderen Holtzbrinck-Angeboten vernetzt?Wir haben Studi VZ nicht gekauft, um es mit anderen Holtzbrinck-Angeboten zu vernetzen. Es wird zwar ab und zu vorkommen, dass beispielsweise die "Zeit" auf Studi VZ Studentenabos generiert oder "Zeit Campus" bewirbt. Die "Zeit" würde das aber auch tun, wenn Holtzbrinck nicht an Studi VZ beteiligt wäre. Die Website hat es gar nicht nötig, dass andere Holtzbrinck-Angebote Werbung für sie machen. Das Modell von Studi VZ besteht darin ist, dass Nutzer ihre Freunde einladen. Insofern ist es gar nicht notwendig, auf anderen Seiten Werbung zu schalten.

Kurz nach Studi VZ übernahm Holtz brinck auch das Gesundheitsnetzwerk Helpster.de und den Online-Mietmarkt Erento.com. Woher kommt dieser plötzliche Kaufrausch?Wir haben vor einem Jahr beschlossen, ein Geschäftsfeld Internet aufzubauen. Ähnlich wie es bereits die Geschäftsfelder Zeitungen und Bücher gibt. Wir konzentrieren uns dabei auf B-to-C-Unternehmen mit einer starken Marke. Studi VZ passt sehr gut in diese Strategie.

Wie sehen die Expansionspläne für Studi VZ aus?Wir stehen zu den bisherigen ausländischen Niederlassungen. Die Zahlen sind auch ganz ermutigend. Ob man in jedem Land die Nummer eins sein wird, muss man noch sehen. Aber dass man es erst einmal versucht, unterstützen wir nachhaltig.

Haben Sie bereits weitere Länder im Fokus?Nein. Studi VZ ist ja bereits in Polen, Österreich, Schweiz, Frankreich, Italien und Spanien vertreten. Das reicht erst einmal. Ich will mich jetzt nicht für die nächsten Jahre festlegen. Momentan wollen wir uns erst einmal auf diese Länder konzentrieren. Da gibt es genug zu tun. brö

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