Conrad Caine: Trau keinem Social-Media-Berater!

von Gastbeitrag

Wollen Sie einen Social-Media-Berater ­beauftragen? Dann denken Sie lieber noch einmal darüber nach. Dieser Beitrag wird Ihnen verdeutlichen, warum Social-Media-Berater Sie in falscher Sicherheit wiegen.

Fast jedes Unternehmen in Deutschland hat schon mal über Social Media nachgedacht oder sogar bereits erste Erfahrungen damit gesammelt. Immer mehr Firmen suchen eigene Social-Media-Berater oder bieten Praktika in diesem Bereich an. Anstelle eines blinden Aktionismus sollte sich aber jedes Unternehmen zuerst die Frage stellen: Brauchen wir einen eigenen Social-Media-Berater? Die Antwort ist eigentlich ganz einfach: Nein.

Um zu verstehen, warum Social-Media-Berater überflüssig sind, muss man zunächst verstehen, worum es bei Social Media geht. Eine einheitliche Definition, was Social Media genau ist, gibt es nicht - man kann allerdings relativ leicht sagen, was es nicht ist.

Bei Social Media geht es nicht um "Media", Media ist nur das Vehikel und kein weiterer Kanal, der in die Kommunikationsaktivitäten eingegliedert wird. In den meisten Köpfen gilt Social Media als "Transportmedium", um seine Zielgruppen zu erreichen und dies für Marke-

Worum geht es bei Social Media?


­ting, PR oder Vertrieb optimal zu nutzen. Dass diese Meinung bei vielen vorherrscht, ist kein Wunder, schließlich werden in der Internet-Community viele Plattformen extrem gehypt, ohne sich über Sinn oder Unsinn Gedanken zu machen. Man trifft sich auf Veranstaltungen und diskutiert über die neuen Einstellungen von Twitter oder darüber, dass Facebook bald an die Börse geht. Welchen Sinn allerdings die verschiedenen Tools und Plattformen für Unter­nehmen haben und wie diese sich in eine allgemeine umfassende Strategie einbauen lassen, wird noch zu wenig diskutiert. Oft muss man sich die Frage stellen, ob es den meisten selbsternannten Social-Media-Experten und -Beratern um das Medium "Social Media" an sich geht oder doch eher darum, wie man damit am schnellsten viel Geld verdienen kann.

Was ist Social Media?


Social Media bedeutet in seiner einfachsten Form schlichtweg: sich austauschen, sich unterhalten, Dinge weitergeben. Etwas, was Menschen seit der Steinzeit betreiben. Höhlenzeichnungen im französischen Lascaux sind das gemeinsame Werk vieler Steinzeitmenschen, das über Jahre hinweg entstanden ist. Eine Art Höhlen-Wiki mit verschiedenen Input-Quellen also.

Heute sind die Höhlen digitale Seiten im Web. Bestes Beispiel dafür ist Facebook: Der Grundgedanke hinter Facebook ist der menschliche Drang, mit Menschen in Verbindung zu bleiben und Informationen zu teilen. Menschen haben schon immer das Bedürfnis gehabt, gemeinsam Dinge zu erschaffen und auszutauschen. Für diese Erkenntnis brauchen wir aber keinen Berater.

Nun kommen allerdings neue Experten daher, die uns eine Zauberkiste auf den Tisch stellen, die alle Zutaten enthält, die alle jetzt angeblich brauchen, um erfolgreich mit Kunden zu kommunizieren. Man wird jedoch nicht zu einem Social-Media-Experten (und schließlich zu einem -Berater), nur weil man viele Follower auf Twitter hat oder den Unterschied zwischen Facebook-Pages und -Profilen kennt. Schaut man sich die Entwicklung in Zahlen an, wie es unter anderem Social-Media-Expert.com im vergangenen Jahr gemacht hat, stellt man fest: Social-Media-Experte zu sein, ist fast schon ein eigener Hype. Alleine bei der Google-Suche ist die Anzahl des englischen Begriffs "Social Media Expert" von weltweit 28.000 Treffern (2007-2008) auf 274.000 Treffer gestiegen (2009). ­Betrachtet man nur den deutschsprachigen Raum, so stieg die Anzahl von 2007/2008 bis 2010 um fast 600 Prozent!

Dies ist an sich nichts Ungewöhnliches und fast schon selbstverständlich, wenn ein neuer Hype sich entwickelt.

Social Media ist wie die .com-Blase: Alles mit .com funktioniert!


Als in den 90er-Jahren die Balance Scorecard "entdeckt" wurde, benötigte fast jedes Unternehmen plötzlich Berater, die diese bei der Weiterentwicklung unterstützten. Das Gleiche passiert jetzt bei Social Media. Nur was sollen uns die "neuen" Berater erklären, was eigentlich jeder bereits weiß? Stattdessen wecken sie falsche Hoffnungen und suggerieren oft, Social Media gäbe schnelle und einfache Antworten auf aktuelle Probleme im Unternehmen. Social Media wird als Allheilmittel angepriesen. Neue Kunden gewinnen, mehr Umsatz generieren, das eigene Unternehmen zu einer ­"Love-Brand" machen oder sogar eine Revolution innerhalb der Unternehmenskultur auslösen - dies alles sind Versprechen, die viele Social-Media-Berater und -Experten machen.

Als Unternehmen erkauft man sich durch solche Versprechen eine trügerische Sicherheit, die in den meisten Fällen bisher eigentlich nur das eigene Gewissen befriedigt, "etwas getan zu haben". Aber nur, weil man eine eigene Face­book-Seite betreibt und seit Neustem auf der Homepage einen Like- und Share-Button integriert hat, ändert dies nicht viel. Nach außen suggeriert man zwar, "social" zu sein, aber in Wirklichkeit zeigt es oft nur: Seht her, wir sind dabei!

Aber Social Media ist keine Universallösung für alle unternehmerischen Bereiche. Die Entscheidung für Social Media ist weitaus tiefgehender, als dies von vielen Beratern vermittelt wird, und kann nicht nur von der Kommunikationsabteilung umgesetzt werden.

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