von Gastbeitrag
In diesem Gastbeitrag für ONEtoONE.de beleuchtet Roelant Prins die Innovationen auf dem Online-Payment-Sektor und einige der Aspekte, die Spiel- und Onlineunterhaltungsbetriebe in Betracht ziehen sollten, bevor sie Zahlungssysteme implementieren. Prins ist Chief Commercial Officer von Adyen.
Die Vielzahl der Innovationen und der rasante Fortschritt haben Online-Gaming inzwischen zu einer der gewinnträchtigsten Branchen der Welt werden lassen, deren Wert auf 49 Milliarden US-Dollar geschätzt wird. Seit den alten Spiele-Häusern der 1830er Jahre, den so genannten "10 Percent Houses" in Cincinnati, hat die Branche einen weiten Weg zurückgelegt, und dies hauptsächlich dank der bedeutenden technologischen Fortschritte. Heutzutage profitieren die "Spieler" von Verbesserungen der Kommunikations-Möglichkeiten, beim Kundenservice und in der Software. Doch mit der Beliebtheit der Branche wuchsen auch die Herausforderungen an die Betreiber. Der Bereich rund um die Online-Zahlungsabwicklung zeigt diese Herausforderungen besonders deutlich und birgt viele unerwartete Ereignisse. Die Wahl des passenden Zahlungssystems ist für jedes Unternehmen eine der wichtigsten Entscheidungen, die bei der Planung zu treffen sind und zu Recht diejenige, auf der ein erhöhtes Augenmerk liegen sollte. Händler können es sich nicht leisten, Fehler hinsichtlich der Technologie zu machen, der man die Handhabung seines Geldes anvertraut.
Vereinfacht dargestellt kombiniert ein Online-Zahlungssystem ein Zahlungsportal mit einem Händlerkonto, sodass Konsumenten Produkte und Services online bestellen und direkt bezahlen können. Händler können diese Transaktionen dann verarbeiten und gelangen so sehr schnell an ihr Geld. Da die Internetnutzung in den letzten Jahren extrem gestiegen ist, haben die großen Bankinstitute das Wachstumspotenzial erkannt und begonnen, Online-Zahlungssysteme zu entwickeln, um sie ihren Unternehmenskunden selbst anzubieten.
Dem Online-Händler stehen selbstredend viele Zahlungsmethoden zur Verfügung, von der traditionellen Kreditkarte bis zu neueren Technologien, wie digitale Geldbeutel, sogenannte eWallets und mobile Zahlungen. Aber mit der Weiterentwicklung des Online-Zahlungssektors hat sich auch die Komplexität und die Anforderungen - nicht zuletzt in punkto Sicherheit - weiter ausgeprägt.
Kreditkarten sind betrugsanfällig, während Debit-Karten oft unterschiedlichsten Einschränkungen oder Bedingungen seitens des Ausstellers unterliegen. Lokale Banküberweisungen und SEPA-Zahlungen gehen hingegen mit langsamerer Verarbeitung und Dokumentierung einher.
Traditionelle Bankinstitute sind in der Praxis äußerst zurückhaltend, wenn es darum geht, sich zu sehr in eine Branche involvieren zu lassen, die häufig behördlichen Kontrollen und Eingriffen unterworfen ist. Dies bringt wiederum eine gewisse Instabilität in ihren Beziehungen zu schnell wachsenden Online-Unternehmen, speziell den Online-Gaming-Anbietern, mit sich. Flexiblere Alternativen waren somit gefragt.
Seit der Jahrtausendwende hat sich der E-Commerce-Sektor sehr stark verändert. Händler versuchten zunehmend, ihre Prozesse zu optimieren und sich auf steigende Konvertierungsraten zu fokussieren. Dies führte zu wachsenden Anforderungen im Bereich der Zahlungsabwicklung. Hinzu kam die Einführung des Payment Card Industry Data Security Standard (PCI DSS), einer weltweiten Übereinkunft zur Informationssicherheit, die zur Vorbeugung von Betrug für kartenbasierten Zahlungen entwickelt wurde. PCI DSS-Konformität wurde zu einem essenziellen Bestandteil der Online-Zahlungsstrategie für viele Händler, die für die Abwicklung der Zahlungsprozesse (inklusive der Abwicklung aller Kartendaten) ein Outsourcing an spezialisierte Unternehmen suchten, um somit die immer komplexer werdenden Anforderungen zu vermeiden.
Diese Unternehmen sind sogenannte Payment Service Provider (PSP), die die Abwicklung von Zahlungen über das Internet vereinfachen. PSPs stellen Softwarelösungen bereit, die durch die Zahlungsprozesse für den Konsumenten deutlich verschlankt werden und internationale eCommerce Transaktionen ermöglicht. Durch speziell entwickelte Funktionalitäten können Multi-Banking-Channels, sowie ein breites Spektrum an Karten- und Zahlungsnetzwerken abgedeckt werden. Damit wird sichergestellt, dass ein Händler nahezu alle gewünschten Aspekte im Bereich von Online-Zahlungen abdecken kann. Fortschrittlichere PSP können zudem PCI-Konformitätsprobleme mittels einer externen (gehosteten) Zahlungs-Website adressieren, die Händlern zugleich weiterhin ermöglicht, ihre Konvertierungsraten zu maximieren und dennoch die volle Kontrolle über den Look & Feel der Payment Page zu wahren.
Payment Service Provider verwalten sämtliche technischen Verbindungen und Beziehungen zu externen Netzwerken und Bankkonten und reduzieren die Abhängigkeit des Händlers von Finanzinstitutionen. Händler müssen somit auch keine direkten, zeitintensiven Verbindungen zu Finanzinstitutionen selbst aufbauen. Das ist insbesondere bei internationalem Geschäft von Vorteil. Informiert eine Bank den Händler darüber, dass beispielsweise Gaming-Transaktionen nicht länger abgewickelt werden können, kann der PSP die Zahlungsvorgänge zu einer anderen Bank leiten, ohne dass Transaktionen verloren gehen.
Letztlich haben Anbieter von Spiele-Plattformen oder -Software tendenziell zwei Hauptprioritäten - Geld in einer sicheren und effizienten Weise zu empfangen und Gewinne hürdenlos auszuzahlen. Aber es gibt noch eine Anzahl weiterer kritischer Faktoren, die beachtet werden müssen, wenn es darum geht, Zahlungen auszulagern.
Wie erwähnt, ist die PCI DSS-Konformität als fester Bestandteil in der Welt der Zahlungssysteme etabliert und "beruhigt" damit die Bedenken und Zweifel der Konsumenten. Die strikten Sicherheitsanforderungen dieses Standards stellen für kleinere Online-Händler eine wesentliche Herausforderung dar. Unabhängig von der Unternehmensgröße jedoch muss den Anforderungen dieses Standards entsprochen werden, sobald Kreditkarten-Daten gespeichert, verarbeitet und übertragen werden.
Es gibt Bedenken, dass PCI-Konformität potentiell die Konversionsraten der Händler nachteilig beeinflusst, da einige konforme Zahlungssysteme dem Kunden beim Abschluss einer Online-Bestellung einen unsicheren Eindruck vermitteln. Tendenziell geschieht dies häufig dann, wenn Online-Unternehmen den Kunden bei der Bezahlung von der Hauptseite auf eine extern betriebene Zahlungsseite lenken.
Technologische Fortschritte bei der Zahlungsabwicklung ermöglichen, dass PCI DSS nicht mehr unbedingt ein "Conversion-Killer" sein muss. Indem Händler die Option erhalten, die URL in Weiterleitung zu verbergen und die Zahlungsseiten vollständig dem eigenen Design anzupassen, kann der Zahlungsprozess für den Kunden komplett lückenlos und transparent erfolgen. Durch die Auslagerung von PCI, wird so das Vertrauen des Kunden gestärkt und die Konvertierungsraten des Händlers in die Höhe getrieben.
Zwischenzeitlich ziehen immer mehr Gaming-Anbieter ein vollständiges Outsourcing der Online-Zahlungsabwicklung in Betracht, um sich von der Last PCI-konform zu sein zu befreien.
Die ursprünglich größte Herausforderung für Unternehmen, Betrug bei Online-Zahlungen zu verhindern, war schlicht der Mangel an Informationen über den Kunden.
Ohne die mehrschichtigen Ansätze, die heute existieren, wie etwa Adress-Verifizierung, Identitäts-Authentifizierungssysteme und IP Geo-Standortbestimmung - bezog sich die einzig identifizierbare Information, die einer Transaktion beigefügt werden konnte, auf die Kartennummer. Da E-Commerce zunehmend ein sehr lukratives Ziel darstellt, wird Online-Betrug inzwischen von organisiertem Verbrechen und internationalen Cyber-Banden dominiert. Eine Untergrundwirtschaft ist entstanden, in der illegal erworbene Details ausgetauscht und verkauft und gleichzeitig Ziele und Strategien vereinbart werden. Online-Betrug ist somit ein großer Markt geworden.
Glücklicherweise wurden große Fortschritte im Bereich der Anti-Fraud-Systeme gemacht und die meisten Online-Unternehmen haben bereits Vorkehrungen getroffen. Es kann jedoch schwierig sein zu erkennen, ob Präventionsmaßnahmen zu restriktiv eingestellt wurden. Experten schätzen, dass die meisten Online-Unternehmen fälschlicherweise bis zu sechs Prozent an Kundenaufträgen aufgrund von "False Positive" zurückweisen, d.h. Transaktionen werden als betrügerisch identifiziert und folglich abgewiesen, sind jedoch tatsächlich vollkommen legal.
Um diesem entgegenzuwirken und Konvertierung zu optimieren, bieten Payment Service Provider (PSP) "integrierte" Risiko Module. Dadurch wird zum Beispiel ersichtlich, wie oft eine Karte in einem bestimmten Zeitraum benutzt wurde; Transaktionen werden in Echtzeit zugeordnet, verlinkt, analysiert und gepunktet; IP-Adressen, Empfänger-Adressen - all dies wird geprüft und mit Warnungen versehen, wenn die Information nicht übereinstimmen.
Für jeden Online-Gaming-Händler ist der Verlust von Kunden in der Transaktionsphase ein massives Ärgernis. Wenn die Zahlungsseite nicht benutzerfreundlich ist oder unterschiedlich zum restlichen Erscheinungsbild der Check-out-Seite, gehen Zahlungen häufig verloren. Regel Nr. 1 lautet daher das Bestmögliche zu tun, um sicher zu stellen, dass die Zahlung eines Kunden bis zum letzten Schritt vollzogen und bestätigt wird. Das beeinflusst die besonders wichtige Konvertierungsrate des Händlers.
Untersuchungen haben gezeigt, dass der Bezahlvorgang auf einer Seite durch sog. "Single-Screen"-Zahlungsseiten unter bestimmten Umständen zu mehr als 200 Prozent höherer Online-Konvertierung führt, verglichen mit einem eher traditionellen drei- bis vierseitigen Zahlungsprozess. Ebenso erhöht die Möglichkeit von "One-Click"-Zahlungen die Konvertierung in der Gaming-Branche um bis zu 30 Prozent. So können kleine Innovationen wie diese einen enormen Einfluss auf das Resultat haben.
Aber auch das Timing ist entscheidend für den Erfolg, da Händler die Dauer berücksichtigen müssen, die die Implementierung einer Zahlung bzw. Zahlungsweise in Anspruch nehmen wird. Third Party-Lösungen sind oft so ausgelegt, dass sie schneller und flexibler sind und somit innerhalb weniger Tage startbereit sein können, über etablierte Bankkonten und Finanzsysteme arbeiten und zudem mit Reporting-Systemen angeboten werden, die leicht angepasst werden können.
Derzeit gibt es noch eine Vielzahl laufender "Verbesserungs-Aktivitäten" und Konsolidierungen in der Branche. Da jedoch Online-Zahlungen zunehmend zu einem Standardprodukt werden, ist es wahrscheinlich, dass Third Party Provider weiterhin eine Differenzierung auf Basis von Value-Added-Services suchen und innovative Lösungen für die breit gefächerten Herausforderungen des Gaming-Sektor anbieten werden.
Für Gaming-Händler sollte dies eine wesentlich größere Auswahl und Vieles mehr an Funktionalität bedeuten.
Roelant Prins, Chief Commercial Officer, Adyen
Nach einem Karrierestart als Consultant begann Roelant Anfang 2000 in der Online-Zahlungsbranche zu arbeiten. Er hatte verschiedene Managementpositionen in Vertrieb und Business Development für Organisationen inne, die auf Zahlungslösungen und internationalen E-Commerce spezialisiert waren. Bevor er als CCO bei Adyen einstieg, lebte Roelant in London und arbeitete in der Payment Division der Royal Bank of Scotland Group. Hier leitete er das Vertriebs-Team für den Corporate-Bereich in Großbritannien.
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