von Gastbeitrag
Sind soziale Netzwerke für werbungstreibende Unternehmen ein Wundermittel, das man auch noch für "umme" nutzen kann? Genau diesen Eindruck bekommt man, wenn man sich anschaut, wie hoch die meist selbsternannten Spezialisten Netzwerke wie Xing, Facebook und unternehmenseigene Communities loben. In einem Gastbeitrag für ONEtoONE räumt Berater Heiko Burrack mit der Legende von den sozialen Netzwerken gründlich auf.
"Endlich hat man eine Möglichkeit, einen echten Dialog mit den Endkunden aufzubauen, und man kann total effektiv seine Produkte verkaufen", hört man von den immer gleichen Verdächtigen. Es werden sogar Zweifel laut, ob denn die normale Agentur noch eine Berechtigung hat bzw. ob solche Dienstleister die nächsten Jahre überleben werden. Als werbungtreibendes Unternehmen hat man keine Chance mehr ohne soziale Netzwerke. Man ist schon quasi nicht mehr vorhanden, wenn man nicht auf den schon angefahrenen Zug Web 2.0 springt. Mit sozialen Netzwerken kann man schließlich gezielt neue Sales-Kanäle erobern und heftig Traffic generieren.
Und die meisten Unternehmen sind bereits gesprungen oder haben gerade erste Projekte in der Pipeleine, mit denen sie dies versuchen. Und es wird kommen, wie es kommen muss. Wie es immer kommt, wenn man eine neue Möglichkeit in den Himmel hebt und Erwartungen schürt, die nicht zu erfüllen sind. Mittlerweile sagt außerdem jeder Dienstleister, der in irgendeiner Form Kommunikationsleistungen anbietet, dass er super twittert und viele Fans bei Facebook in kurzer Zeit gewinnt. Alle Ähnlichkeiten zu Second Life, das bekanntlich noch vor einigen Jahren der große und letzte Schrei war, werden natürlich abgelehnt. "Das ist doch was vollkommen Anderes, und wer das vergleicht, hat doch gar keine Ahnung!"
Also, warten wir einige Monate und lassen dann Zahlen sprechen. Das Resultat wird sehr ernüchternd sein. Viele Werbungtreibende werden zu dem Ergebnis kommen, dass man wohl doch keine Produkte mit dem notwendigen Sex hat, um Heerscharen von Followern um sich zu sammeln. Andere werden sich fragen, ob sie Teil einer Gemeinschaft bleiben wollen, in der die Mitglieder besonders ausführlich über ihre eigenen Ausdünstungen berichten, also zum Beispiel davon berichten, an welchem Flughafen sie sich gerade befinden. Man wird nicht zuletzt auch den Dienstleister in Frage stellen und sich überlegen, ob man wirklich mit jemanden zusammenarbeiten will, dessen Ego ihn für den größten im Web 2.0 hält. Und man wird nachrechnen, was man denn nun wirklich mehr verkauft hat. Diese Frage wird einfach zu beantworten sein: meistens zu wenig. Und wenn man als Dienstleister schon so fest an den Abverkauf über den elektronischen Weg glaubt, muss man dann nicht auch bereit sein, sich erfolgsabhängig bezahlen zu lassen?
Damit wir uns nicht falsch verstehen: Ich glaube, dass soziale Netzwerke wichtig sind, aber nur für bestimmte Zielgruppen und Lösungen. Garantien gibt es noch weniger als bei anderen Instrumenten. Was im Moment aber passiert, ist ein Hype ohne Sinn und Verstand. Das macht aber alles nichts. Schon sehr bald ruft jemand an, der das nächste große Ding verkündet. Und wenn man da nicht dabei ist, ist man schon bald nicht mehr am Markt. Der Anrufer sagt es - und der kennt sich aus, sagt er.
Heiko Burrack (Dipl.-Kaufmann) arbeitete als Kundenberater in Agenturen. Mit Burrack NB-Advice berät er Marketingfirmen beim Neukundengeschäft. Burrack ist Autor der Bücher "Vom Pitch zum Award" (mit Dr. Ralf Nöcker) und "Erfolgreiches New Business für Werbeagenturen".
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