08.05.2012 - Peter Fleischer, oberster Datenschützer des Internetkonzerns Google, hat am Montag auf dem European Data Protection Day in Berlin öffentlich bereut, beim Geo-Bilder-Dienst Streetview in Deutschland einen Sonderweg gegangen zu sein: "Es war ein Fehler, die Dinge in Deutschland anders zu handhaben", sagte Fleischer. Wäre er heute erneut vor die Entscheidung gestellt, würde er anders vorgehen und eher den Start des Dienstes um mehrere Jahre verschieben.
Fleischer brüskierte mit der Aussage mehrere im Publikum vertretene Mitarbeiter deutscher Datenschutzbehörden, die sich mit Google auf den Sonderweg geeinigt hatten. Der Global Chief Privacy Counsel von Google würdigte im Rahmen der Berliner Konferenz zwar die Zusammenarbeit mit den Datenschutzbeauftragten: "Mit einigen der Datenschutzbehörden stehen wir im wöchentlichen oder sogar täglichen Austausch." Er glaube auch an Pre-Briefings, also das vorherige Informieren der Behörden - jedoch nicht an "Co-Designing", also das gemeinsame Ausgestalten eines Dienstes. "Wir versuchen die Funktionsweise unserer Services nicht zu regionalisieren", so Fleischer. Er deutete an, dass Rücksichtnahme auf die Interessen der Behörden auch die Innovationsgeschwindigkeit bremsen könnte: "Wenn wir darauf warten würden, dass die Datenschutzbehörden das Internet launchen, würden wir noch heute warten."
Google hatte es im Jahr 2010 den deutschen Nutzern ermöglicht, gegen die Veröffentlichung von Fotos ihrer Wohnhäuser im Internet im Rahmen von Streetview Widerspruch einzulegen. Die entsprechenden Gebäude wurden in dem Dienst "verpixelt", also unkenntlich gemacht. Fast 250.000 Haushalte machten nach Angaben von Google von diesem Angebot Gebrauch. Im Jahr 2011 gab Google bekannt, keine weiteren Fotos von deutschen Städten in Streetview einstellen zu wollen.
Im Rahmen seines Vortrags in Berlin über Datenschutz bei Google bemühte sich Fleischer, die Vorteile der Verfügbarkeit von Daten und der Möglichkeit ihrer Auswertung herauszustellen. So könne Google über die Auswertung von anonymen Suchanfragen beispielsweise den Ausbruch von Krankheiten vorhersagen. Die maschinellen Übersetzungsdienste des Unternehmens würden die internationale Kommunikation erleichtern.
Die neuen Datenschutzbestimmungen von Google (ONEtoONE berichtete) seien eine brilliante Vereinfachung, so Googles Datenschutzbeauftragter. Er zitierte eine Studie nach der US-User, die alle Datenschutzbestimmungen von jeder Website lesen, die sie besuchen, dafür jährlich einen gesamten Monat benötigen würden. Im Zusammenhang mit der Einführung der neuen Datenschutzbestimmungen räumte Fleischer jedoch auch Fehler bei der Zusammenarbeit mit den Behörden ein. Der im Publikum anwesende polnische Datenschutzbeauftragten Ochrony Danych Osobowych kritisierte, dass Google die Behörden im Vorfeld nur darüber informiert habe, dass sich etwas ändern werde, und zu den konkreten Änderungen keine Angabe gemacht habe. Einige lokale Niederlassungen von Google seien offenbar gegenüber den Behörden nicht genügend ins Detail gegangen, so Fleischer daraufhin. (Roland Eisenbrand)
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