03.02.2011 - Die Bereitschaft, in Startups und neue digitale Geschäftsmodelle zu investieren, scheint zu steigen. In den vergangenen Monaten kam es zu diversen Neugründungen von neuen Risikokapitalgesellschaften. Die immens hohe Kapitalbewertung des sozialen Netzwerks Facebook durch die Investment Bank wirft bereits erste Diskussionen vor einer neuen Internet-Blase auf.
Es ist bereits der vierte Investitionsfonds der Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck: Auf insgesamt 177 Millionen Euro beläuft sich das Volumen des "HV Holtzbrinck Ventures Fund IV". Das Geld soll in die deutsche Online-Startup-Szene investiert werden. Als Partner von Holtzbrinck Ventures, der Risikokapitalgesellschaft des Verlages, ist die Beteiligungsgesellschaft Harbour Vest mit an Bord.
Holtzbrinck Ventures selbst hat bereits Unternehmen wie die Online-Dating-Plattform Parship und den Stellenmarkt Experteer gegründet und in Groupon, Zalando und My Hammer investiert. "Der Gewinn von Harbourvest schafft eine ausgezeichnete Grundlage für zukünftige Investitionen in digitale Geschäftsmodelle", sagte Michael Brockhaus, Managing Director Strategy und M&A der Holtzbrinck-Gruppe. Es gebe weiterhin ausgesprochen viele Möglichkeiten, in digitale Märkte zu investieren, äußerte sich Martin Weber, Partner bei Holtzbrinck Ventures, gegenüber der "FAZ". Die Investoren spekulieren offenbar nicht unbedingt auf originäre Internetgeschäftsideen aus Deutschland: "Aufgrund des geringen Kapitalbedarfs können Unternehmen Geschäftsmodelle sehr einfach testen, und es gibt viele Modelle aus anderen Regionen oder Märkten, die einfach übertragbar sind", so Weber weiter.
Der Holtzbrinck-Verlag ist nicht der einzige, der an das Potenzial von digitalen Geschäftsmodellen glaubt. In den vergangenen Wochen wurden diverse Venture-Capital-Gesellschaften gegründet; teilweise von Personen, die zuvor selbst als Gründer erfolgreich waren. Lars Hinrichs ist einer von ihnen. Der Gründer des Business-Netzwerks Xing hat im vergangenen Jahr die Technologie-Investment-Firma Hack FWD aus der Taufe gehoben. Auf die Frage "Warum jetzt?" antwortet Hinrichs auf der Website der Gesellschaft: "Warum nicht jetzt? Technische Entwicklungszyklen verkürzen sich, die Kosten sinken und die Notwendigkeit teurer anfänglicher Ausgaben für Infrastruktur sind beispielsweise durch Cloud Computing nicht mehr vorhanden. Es gebe viele etablierte Systeme wie Facebook und Google Adsense, erprobte Monetarisierungsmöglichkeiten und aktuell außerdem so viele Programmiertalente wie nie.
Alexander Kozak, vor einiger Zeit noch Deutschlandchef des Call-Center-Dienstleisters Teleperformance, hat mit Eastlake ebenfalls eine Beteiligungsgesellschaft gegründet. Erstes Investment ist ein Anteil an der Menschmaschine Publishing GmbH. Sie will noch im laufenden Jahr mit "Tadaa" eine Anwendung für iPhones launchen, die die Bearbeitung sowie den Versand von Fotos in sozialen Netzwerken in Echtzeit ermöglicht. Die Entscheidung für ein digitales Investment sei absolut kein Zufall gewesen, so Kozak. "Games und Internet berühren viele Menschen in ihrem täglichen Leben sehr stark." Davon seien alle Business-Bereiche betroffen. "Für den Online-Bereich halte ich den Zeitpunkt für sehr günstig."
Bei vielen hat jedoch zuletzt die Bewertung von Facebook durch Goldman Sachs auf 50 Milliarden US-Dollar die Angst vor einer neuen Dot-Com-Blase geweckt. "Die Ausgangslage ist jetzt eine ganz andere", widerspricht Sarik Weber. Er war bis 2007 ebenfalls Gesellschafter von Xing. Nach dem Verkauf von Cellity an Nokia hat er nun mit drei prominenten Mitstreitern Hanse Ventures gegründet: Jochen Maaß (Gründer von Artaxo), Dr. Bernd Kundrun (Ex-Vorstandsvorsitzender von Gruner + Jahr), sowie Rolf Schmidt-Holtz (Sony Music Entertainment). "Inzwischen ist das Internetgeschäft erwachsener geworden", sagt Weber. "Geldgeber prüfen sehr genau, bevor sie investieren, die Gründer sind erfahrener, und insgesamt wird deutlich professioneller investiert und gewirtschaftet."
"Hier in Deutschland sehe ich vielmehr im Moment bei zahlreichen Proposals speziell in der Seed-Phase, dass die Gründer große Probleme haben, Investoren zu finden", widerspricht auch Alexander Kozak den Befürchtungen. "Das bedeutet, dass auch Bewertungen sehr kritisch hinterfragt werden." (re)
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