Schweizerische Post auf Expansionskurs

Schweizerische Post und ihr verlängerter Arm in die Nachbarstaaten, die Swiss Post International, dringen immer weiter in ausländische Nischenmärkte vor. Besonders beliebtes Ziel sind offenkundig Direktmarketing-Dienstleistungen in Deutschland. So hat die Schweizerische Post inzwischen GHP zu 100 Prozent übernommen, ist in die auf digitales Dokumentenmanagement spezialisierte Global Business Services Plus (GBS+) eingestiegen und hat den Verlagsdienstleister Global Press Distribution (GPD) erworben.

Der Konzern macht aus seinen Zielen kein Geheimnis. Die Akquisitionen entsprächen genau "der Strategie der Schweizerischen Post, sich in ausländischen Nischenmärkten zu etablieren". Mittlerweile erzielt der Konzern bereits mehr als 20 Prozent seines Umsatzes im Ausland und im grenzüberschreitenden Geschäft. Im grenzüberschreitenden Briefmarkt sieht sich die Swiss Post International weltweit als die Nummer fünf nach der Deutschen Post, United States Postal Service, der britischen Royal Mail und der französischen La Poste. In Deutschland knüpft die Schweizerische Post durch Übernahmen ein interessantes Netzwerk und setzt strukturelle und personelle Akzente.

Die wichtigste Personalie in dieser Strategie ist der Führungswechsel bei GHP. Ab Oktober übernimmt Carl Michael Nägele die Geschäftsführung von Reinhard Holekamp. Holekamp hatte das Unternehmen seit Ende 2005 als CEO geführt. Zuvor war er COO. Er löste damals Dr. Jürgen Wolf ab. Die Schweizerische Post hatte Ende Juni dieses Jahres sämtliche Anteile der GHP-Unternehmensgruppe übernommen. Die Schweizer halten seit September 2006 rund 64 Prozent und seit Beginn dieses Jahres gut 81 Prozent der Anteile. Nun, mit dem Vollzug der vollständigen Übernahme, läuft der Job für den 59-jährigen Holekamp Ende September aus. Wie sowohl GHP als auch die Swiss Post betonen, ist das Ausscheiden Holekamps bereits zu einem früheren Zeitpunkt vereinbart worden.Holekamps Nachfolger, Carl Michael Nägele, ist in der Dialogmarketingbranche kein Unbekannter. Der heute 50-Jährige arbeitete in den zurückliegenden 20 Jahren in verschiedenen Funktionen bei der Georg-Kohl-Gruppe, zuletzt als Vorsitzender der Geschäftsführung der Georg Kohl Holding. Als Geschäftsführer der GHP Holding GmbH rückt Carl Michael Nägele auch gleichzeitig in die Geschäftsleitung des Konzernbereichs Strategische Kunden und Lösungen (SKL) der Schweizerischen Post auf. Er ist dort für die Weiterentwicklung des Dialoglösungsgeschäfts zuständig. Bei SKL sind neben den Dialoglösungen die ebenfalls im postnahen Geschäft operierenden Bereiche E-Business-Lösungen, Dokumenten-Output und Dokumentenlösungen angesiedelt.

Erweitertes DokumentenmanagementDer Führungswechsel und die komplette Übernahme sind aber noch nicht alle Neuigkeiten bei dem Bamberger Unternehmen GHP und der Schweizerischen Post. Zur Ausweitung des Angebots im Bereich Dokumentenlösungen hat die Schweizerische Post die Global Business Services Plus (GBS+) erworben. Mit dem Zukauf der in Paris sitzenden GBS+ komplettiert und stärkt die Schweizerische Post nach eigenen Angaben in Deutschland und Frankreich ihr Angebot im Bereich Dokumentenlösungen. Dieser Zukauf führt zu Umstrukturierungen bei GHP. Die Dienstleis tungen der Betriebsstätte Document Services (GHP Dialog Services) und der GBS sollen sich besser ergänzen. Nach Mitteilung der Unternehmen wird der entsprechende GHP-Bereich deshalb Anfang 2009 innerhalb des Konzernbereichs SKL organisatorisch dem Bereich Dokumentenlösungen unterstellt. "Dank dieser Bündelung der Ressourcen können GBS, die bisherige Mail-Source Deutschland und Frankreich sowie Teile der GHP-Unternehmensgruppe unter einheitlicher Führung zunehmend größere Kunden integriert bedienen", heißt es seitens des Konzerns. Nach Auskunft von GHP soll im Zuge der Umstrukturierung kein Personal abgebaut werden, vielmehr plane man mittelfristig sogar einen Personalaufbau.Einstieg in PressemarktRückwirkend zum 1. Januar hat die Schweizerische Post über ihre Tochter Swiss Post International zudem soeben die Global Press Distribution in Mörfelden-Walldorf übernommen. GPD erbringt Dienstleistungen rund um den internationalen und nationalen Versand von Zeitungen und Zeitschriften. Die Kunden von GPD in Deutschland sind Verlage, Dru-ckereien, Lettershops sowie weitere Dienstleistungsunternehmen der Verlagsbranche. Der Standort von GPD in Deutschland bleibt nach Angaben der Schweizerischen Post erhalten, die Mitarbeiter werden von SPI übernommen. Ebenso bleiben die Geschäftsführer Karl-Heinz Schröder und Volker Apel in dieser Funktion für GPD in Deutschland tätig. Schröder wird sich allerdings Ende des Jahres auf eigenen Wunsch als Geschäftsführer zurückziehen.Mit dem Kauf will die Swiss Post International ihre Stellung im Exportpressegeschäft ausbauen. Deutschland gilt mit 400 Tageszeitungen und 2.000 Zeitschriften als der größte Pressemarkt Europas.