08.07.2008 - Der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) hat sich die Deutsche Post, die Bundesregierung und die Europäische Union vorgeknöpft.
Stein des Anstoßes ist vor allem der Plan der Deutschen Post, eine Gratiszeitung auf den Markt zu bringen und diese über Werbegelder zu finanzieren. Angesichts der schwierigen Marktsituation sei es "geradezu grotesk, dass die Deutsche Post plane, mit Gratistiteln in den Pressemarkt zu drängen", so Dietmar Wolff, Hauptgeschäftsführer des BDZV. "Es wäre ein Skandal, wenn ein ehemaliges Staatsunternehmen, bei dem der Staat auch heute noch der größte Aktionär ist, versuchen würde, die etablierten Zeitungen im Leser- und Werbemarkt anzugreifen." Dabei sei es unerheblich, ob die Post dies völlig alleine mache oder einige wenige Verlage als Dienstleister an ihrer Seite habe. Die Zeitungsbranche sei bereit, sich jedem neuen Wettbewerb zu stellen, sofern die Rahmenbedingungen stimmten. Dass allerdings ein Unternehmen, das im Postmarkt eine Monopolstellung habe, und zudem aus nicht nachvollziehbaren Gründen von der Umsatzsteuer befreit sei und außerdem noch zu einem Großteil dem Staat gehöre, jetzt auch noch zum Verlag werde, müsse mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln verhindert werden. Hier sei auch die Bundesregierung gefordert, dass dieser ordnungspolitische Sündenfall nicht Wirklichkeit werde.
Kritik übte der BDZV auch an möglichen Eingriffen der EU in die Belange der Kommunikationswirtschaft. Wenn die Forderung des EU-Parlaments tatsächlich umgesetzt werde und künftig 20 Prozent der Autowerbung in Zeitungen für umweltbezogene Aussagen genutzt werden müssten, so führe dies automatisch zum Verlust von Anzeigen, so Wolff. Die Automobilbranche habe wenig Interesse an einer Werbung, bei der die Beschreibung von Risiken und Nebenwirkungen im Zentrum stehe. Eine solche Werbezensur könnte im Extremfall zum Verlust von 500 Millionen Euro Anzeigenumsatz führen.
Anlass der gewohnt scharfen Kritik des BDZV ist die jüngste Entwicklung im Anzeigengeschäft der Zeitungsbranche. Nach Angaben des Verbands ist das Anzeigenvolumen der Zeitungen in den ersten fünf Monaten dieses Jahres im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 0,1 Prozent zurückgegangen. Ursachen dafür sind laut Wolff Konsumenten, die weniger kauften, und als Folge Unternehmen, die weniger Werbung machten. Problematisch entwickeln sich demnach vor allem Geschäftsanzeigen, die um minus zwei Prozent rückläufig sind. Im Osten ist die Lage dabei deutlich schlechter als im Westen. (te)
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