Versender beherrschen Schmuck-Markt im Internet

15.03.2001 - Die macrom Marketingforschung & Consult in Köln hat ihre neueste Studie "E-Commerce Schmuck" veröffentlicht, die untersucht, ob und in welchem Maße Schmuck erfolgreich übers Internet verkauft wird.

Im Dezember 2000 wurden rund 200 Verbraucher und 70 Anbieter zum Thema Internet-Vertrieb von Echtschmuck befragt. Heraus kristallisierten sich nicht nur die Main Player der Schmuck-Branche im Internet, sondern auch die Summen, die Schmuckliebhaber bereit sind, für die Preziosen im Netz auszugeben. macrom-Chef Michael Jansen resümiert: "Der E-Commerce im Schmuckbereich steht ganz am Anfang."
Zum Jahreswechsel 2001 agierten demnach rund 70 Schmuckanbieter im Internet, dominiert wurde das Angebot zu fast 50 Prozent vom Fachhandel, also von Juwelieren und Goldschmieden. Als wahre Umsatzträger stellten sich allerdings die Universalversandhändler heraus, allen voran Quelle, Tchibo und Otto mit Umsätzen von jeweils über einer Million Mark im Jahr 2000. Auch Neckermann spielt mit 600.000 Mark noch eine Hauptrolle. Je 300.000 Mark Umsatz erreichten die Unternehmen Christ und Rhomberg.
Hier zeigt sich, dass Vorschuss-Vertrauen in bekannte Versandhändler eine entscheidende Rolle im Internet-Geschäft spielen kann - haben die Big Player doch längst bewiesen, dass Abwicklung und Logistik ihnen ebenso wenig Probleme bereiten wie Beschwerdemanagement und Umtausch. Die genannten Main Player haben einen Anteil von 78,3 Prozent am Gesamtumsatz des Internet-Schmuckverkaufs im Jahr 2000, das entspricht einem Umsatzvolumen von 4, 7 Millionen Mark.
Hersteller sind mit nur 5,7 Prozent Marktanteil weit abgeschlagen. Da stehen sogar spezielle Internet-Neugründungen ohne Offline-Präsenz mit 8,6 Prozent Marktanteil noch besser da. Dazu Jansen: "Die Hersteller halten sich bedeckt, da ihre Kunden, die Juweliere, oft noch keine Internet-Anschlüsse haben. Durch das Direktgeschäft fürchten sie, die Exklusivität zu verletzen und haben Angst, dass Fachhändler abspringen, die zu ihren Kunden zählen." Freilich sollten auch Hersteller über E-Commerce nachdenken, denn es handelt sich um einen dynamischen Markt, der Ende 2000 laut macrom zwar lediglich sechs Millionen Mark erwirtschaftete, bis Ende 2006 jedoch ein geschätztes Marktvolumen von 140 bis 150 Millionen Mark haben soll. Bislang macht der Vertriebsweg Internet gerade mal 0,09 Prozent Marktanteil am Echtschmuck-Markt aus.
Und was meinen die Konsumenten zu den E-Shops mit den glänzenden Angeboten? 43 Prozent der Schmuckliebhaber halten den Einkauf im Netz für bequem, zwölf Prozent freuen sich über den einfachen Preisvergleich und elf Prozent schätzen das zeitunabhängige Einkaufen. Ganze 44 Prozent der befragten E-Shopper erkennen jedoch keinen Vorteil darin, sich Ring oder Kette im E-Shop zu bestellen. Echter Mehrwert wird offenbar noch zu selten vermittelt. Jedenfalls monieren 58 Prozent der potenziellen Käufer, man könne den Schmuck auf den Homepages nicht genau genug begutachten, 56 Prozent vermissen die Möglichkeit einer Anprobe, während 20 Prozent eine Beratung fehlt und 17 Prozent dem Shop schlicht kein Vertrauen entgegen bringen. Da die Anprobe eines Schmuckstücks via Internet nicht möglich ist, müssten Internet-Shops folglich besondere Services bieten, um dieses Manko zu kompensieren. Jansen meint trocken: "Bislang macht es keiner perfekt."
Repräsentativ für einige Mängel im Internet-Auftritt stehe der Schmuckfachhändler Christ. Der stationäre Old Player biete zwar trotz vieler Bilder eine hohe Server- und eine sehr gute Ladegeschwindigkeit sowie praktische Suchkriterien und vergrößerte Schmuckansichten, die Seiten seien aber zu überladen, zu nüchtern, und motivierten zu wenig zum Kauf. Außerdem sei eine Detailansicht nötig, eine Vergrößerung der Schmuckstücke reiche nicht aus "Die Wertigkeit muss erkennbar sein, der Schmuck muss aufregend präsentiert werden und Lust zum Kauf machen", so Jansen.
Im Internet geben 26,1 Prozent der Schmuck-Käufer zwischen 100 und 150 Mark aus, 21,7 Prozent spendieren 250 bis 500 Mark und die meisten Kunden, nämlich 43,5 Prozent, entscheiden sich für die Preislage von 150 bis 250 Mark. "Dies sind untere bis mittlere Preisklassen. Der eigentliche Schmuckmarkt beginnt in höheren Preislagen, doch hier ist heute noch kaum E-Commerce sichtbar. Auch das Marketing überlässt die Branche fatalerweise fast ausschließlich dem Uhrenmarkt", so Jansen. Gerade nach Abschluss der Studie sei allerdings der US-Anbieter Luxlook. com, der Schmuck internationaler Marken wie Bulgari und Versace im Netz anbietet, in den Markt eingestiegen. Eine herbe Konkurrenz für die deutschen Anbieter, die aber laut Jansen eine positiv-aufrüttelnde Wirkung entfalten könne. Der Markt sei schließlich extrem schnelllebig und weise noch viel Potenzial auf. go

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