30.10.2012 - Der Wissenschaftsverlag Springer Science + Business Media hat ein neues Online-Portal für Fach- und Führungskräfte entwickelt, mit dem das Abo-Marketing angekurbelt werden soll. Der Verlag setzt dabei auf Themen statt auf einzelne Medien und bietet Tools zur Selbstorganisation an. Beatrice Gerner, Director E-Solutions bei Springer DE, sprach mit ONEtoONE über das Projekt, das zwei Jahre Arbeit kostete und nun mit 100 Testkunden angelaufen ist.
Nie war es so wichtig wie heute, Print-Abonnenten zu hegen und zu pflegen und mehr denn je, neue zu gewinnen", sagte Ludwig von Jagow, Geschäftsführer Verband Deutscher Zeitschriftenverleger, im August auf einer Tagung in Hamburg. Verleger von Print-Produkten müssen einerseits ihre Titel so gestalten und vermarkten, dass sie trotz Online-Medien weiter gekauft werden. Andererseits müssen sie sich dem Konsumverhalten der Leser anpassen und ihre Inhalte über neue Medien monetarisieren.
Einer der Verlage, der sich auf das neue Nutzungsverhalten einstellt, ist Springer Science + Business Media (aktiv in 25 Ländern, Jahresumsatz knapp 900 Millionen Euro). Über eine Online-Plattform sollen "mehr Kunden langfristig gebunden werden", sagt Beatrice Gerner gegenüber ONEtoONE. Sie ist Director E-Solutions bei der deutschen B-to-B-Tochter des Verlages Springer DE. Das neue Portal heißt "Springer für Professionals" (SfP) und bündelt alle Inhalte für Fach- und Führungskräfte, digitalisiert und monetarisiert sie.
[f1]Zwei Jahre lang hat Springer DE an dem Projekt gearbeitet. Nun ist die Website online und mit 100 Testkunden angelaufen. Das Portal besteht nicht nur aus einer Online-Bibliothek, sondern verfügt auch über eine Redaktion, die relevante Themen sucht, aufbereitet und zusammenfasst ("Trend Scout"). Als drittes Modul beinhaltet SfP einen "Knowledge Manager". "Die Zielgruppe hat sehr wenig Zeit, daher geben wir ihr zusätzlich Tools und Services an die Hand, die der einfachen Organisation von Wissen dienen", erklärt Beatrice Gerner. Mit dem Knowledge Manager erhalten Berufstätige die Möglichkeit, sich auf Vorträge und Präsentationen vorzubereiten, Notizen anzulegen, zu recherchieren und Wissen weiterzuleiten. Zudem gibt es eine Dialog-Funktion, mit der sich Experten über Inhalte firmenintern austauschen können.
Aktuell beschränkt sich SfP auf die Themen Wirtschaft und Technik, weitere sollen folgen. Abos können jeweils in beiden Bereichen abgeschlossen werden oder im Kombi-Angebot. Nach eigenen Angaben sind bei SfP derzeit eine Million Dokumente verfügbar, 30.000 Fachbücher und 300 Fachzeitschriften. SfP kann kostenfrei getestet werden. Zu jedem Thema gebe es freien Content. "Das Prinzip ist ein `Freemium`-Modell. Auf einen Teil der Inhalte kann frei zugegriffen werden, der Zugriff auf die Volltexte ist kostenpflichtig", so Gerner.
[hl]Individualisierung von Content[/hl]Im Verlag gibt es seit Jahren die strategische Leitlinie "von Print zu Digital". Offenbar werfen reine Print-Publikationen nicht mehr genug Gewinn ab. Zeitschriften werden aber nicht verschwinden, sagt Gerner: "Sie bleiben ein haptisches Premiumprodukt. Wir setzen auf starke Verzahnung von Print und Online. Dies sollte aber nicht durch Eins-zu-Eins-Abbildung geschehen. Die jeweilige Stärke eines Mediums muss immer individuell berücksichtigt werden." Man habe beobachtet, dass Kunden nicht mehr nach Mediengattung konsumieren, sondern nach Themen - wie in der Musikindustrie, in der heutzutage vermehrt einzelne Songs online gekauft werden, um sie selbst zusammenzustellen. Man arbeite für SfP an entsprechenden Konzepten. Abo-Kunden sollen individuelle Inhalte auswählen können, um ein eigenes Themenbündel zu generieren. Auf Wunsch will Springer DE diese Produkte auch drucken und an die Kunden liefern. Führungskräfte könnten die Ausarbeitungen dann an ihre Mitarbeiter weitergeben.
Das Unternehmen bewirbt SfP mit Google Ads, Telemarketing, Direct Mails und auf Fachmessen. Eine Kampagne sei ebenfalls geplant. Noch habe das Marketing nicht begonnen. Springer for Professionals soll über Abos, Banner, E-Commerce und Corporate Publishing Geld einbringen. So können Unternehmen zum Beispiel eigene Publikationen auf SfP verbreiten. (db)
[k]Dieser Artikel erschien zuvor in ONEtoONE Ausgabe 11/12[/k]
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