04.07.2012 - Zur Preview-Veranstaltung der Internationalen Funkausstellung (Ifa, 31. August bis 5. September in Berlin) diskutierten Experten darüber, wie die "Zukunft des Fernsehens" aussehen könnte. Während beispielsweise der ehemalige RTL-Chef Prof. Helmut Thoma den Digitalsendern bislang nur ein Nischendasein bescheinigt, wollte Ronald Fiedler, Vice President Commercial Distribution bei Sky, die digitale gar nicht erst mit der klassischen TV-Nutzung in Vergleich setzen. Zudem muss 3-D muss offenbar noch bis 2020 auf seine Durchsetzung warten.
TV-Geräte mit Webanschluss führt heute bereits jeder Elektronikhändler. Dennoch befindet sich das hybride Fernsehen bislang noch in den Anfängen und wird erst zu einem geringen Bruchteil von Konsumenten genutzt. "Die Menschen wollen ein Fernsehprogramm, das professionell ist, aber nicht großartig selbst von ihnen ausgewählt werden muss", ist Prof. Helmut Thoma überzeugt. Der ehemalige RTL-Chef, der das Privat-Fernsehen in Deutschland einführte, glaubt an das Fernsehen als Push-Medium. Alle reinen Internetangebote hält er hingegen noch für zu debütantisch. "Die reinen Digitalsender gehen einfach in der Masse unter."
Auch Experten der Internet-TV-Anbieter Sky, Telekom und Zattoo befeuerten die Diskussion im Vorfeld der Ifa. So meinte unter anderem Ronald Fiedler, Vice President Commercial Distribution bei Sky, auf die Frage des Moderators, was denn der Unterschied zwischen Internet-TV und DVBT sei, dass dieser Vergleich hinke. "Die Qualität sowie Funktionen beider Angebote lassen sich nicht ins Verhältnis zueinander setzen. ,Sky go` ist beispielsweise on demand nutzbar und nicht nur linear. Außerdem besteht die Chance, das Angebot mit sozialen Netzwerken zu verknüpfen."
Laut Prof. Ludger Pfanz vom Expanded 3 Digital Cinema Lab wird sich das 3-D-Fernsehen ohne Brille in absehbarer Zeit nicht etablieren. Hier müsse erst einmal eine Art Ökosystem aufgebaut werden. Bis zum Ende des Jahrzehnts hält er es allerdings für realistisch, dass sich 3-D in den Wohnzimmern durchgesetzt haben könnte. Er sieht für diese Form des TV-Sehens vor allem Chancen hinsichtlich des Event-betonten Fernsehens, beispielsweise bei Sportveranstaltungen. Zudem fordert er, dass sich die Anbieter künftig nicht mehr nur auf die Technik und Dienstleistung fokussieren sollten, sondern stattdessen auf die Produktion spezifischen Contents für dreidimensionales Fernsehen.
Wie das Fernsehen in rund zehn Jahren aussehen könnte, davon hatten die gestrigen Diskutanten ihre ganz eigenen Visionen. Christian Constant von Kabel Deutschland sprach beispielsweise davon, dass sich das Fernsehen nicht mehr nur auf großen Bildschirmen abspielen werde, sondern immer mehr auch auf tragbaren Geräten. Gert von Manteuffel, Vice President IP-TV bei der Deutschen Telekom AG, hingegen meint, "dass das Fernsehen so bleibt wie es ist, sich aber auch mehr denn je ändert". Er wollte damit zum Ausdruck bringen, dass das lineare Fernsehen bestehen bleibe, trotz des sich rasant verändernden Nutzungsverhaltens der Konsumenten. Dass sich das Fernsehprogramm bald schon an die Zeitrahmen der einzelnen Konsumenten anpassen wird, davon geht Ludger Pfanz vom Expanded 3 Digital Cinema Lab aus. "Live-Events werden im Vordergrund stehen, Videokonferenzen machbar und viel Interaktion möglich sein." Helmut Thoma ist unterdessen davon überzeugt, dass sich die Fernsehinhalte nicht großartig ändern werden. Er spricht aber von einer Art Tapetenfunktion, die das TV seiner Meinung nach künftig einnehmen könnte. Über diese Tapete, die man im ganzen Raum anbringen könne, ließe sich so dann beispielsweise der Sand der Sahara im Wohnzimmer spielend leicht abbilden. (sl)
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