26.06.2012 - Apple rechnet offenbar mit der steigenden Bedeutung von Mobile-Payment und hat die App "Passbook" konzipiert. Zwar bündelt "Passbook" derzeit "nur" Tickets, Kundenkarten und Coupons, doch es ist wahrscheinlich, dass Apple damit auch einen Schritt in Richtung mobiles Zahlen per digitaler Geldbörse am PoS geht. Noch ist die Branche für M-Payment extrem heterogen. Zwar mehren sich in Deutschland entsprechende Projekte, in der Breite ist das Thema aber noch nicht angekommen.
von Susanne C. Steiger
Bislang gibt es keine standardisierte Lösung für die Verknüpfung von Kassensystemen und Smartphones. Hoffnungen setzen viele Anbieter in die Übertragungstechnologie NFC (Near Field Communication), so etwa Mastercard und Visa, die bereits Kreditkarten mit NFC-Chips ausgestattet und Akzeptanzstellen im Handel umgestellt haben. V-me von Visa ist eine E-Wallet-Lösung, die über einen Account im Web und sowie mobil verfügbar ist. In naher Zukunft soll so die Bezahlung in Geschäften per NFC möglich sein.
Außerdem hat es bereits einen Test von Visa, der Landesbank Berlin (LBB) sowie dem Dienstleister Swiss Post Solutions (SPS) gegeben, bei dem die Visa-NFC-Technologie "Paywave" zum Einsatz kam. Eine vergleichbare Lösung, nur mit dem Kreditkarten-Konkurrenten Mastercard, jedoch ebenso mit der LBB und SPS, wurde kürzlich bei den Aral-Tankstellen umgesetzt, wo mittlerweile das Zahlen per iPhone möglich ist. Da bisher wenige Smartphones einen NFC-Chip integriert haben, wurden iPhones mit einem Gehäuse versehen, das eine NFC-Antenne sowie eine Speicherkarte enthält, auf der die für die Zahlung nötigen Daten gesichert sind. Zudem muss eine mobile Wallet-Lösung auf dem Handy installiert und das Kassensystem auf das Mastercard-NFC-Verfahren "Paypass" umgestellt sein.
Sowohl bei dem Pilotprojekt von Visa als auch der Aral-Bezahllösung von Mastercard hat die LBB die so genannten "iCaisses" als Gehäuse für die iPhones zur Verfügung gestellt und SPS steuerte das "M-Wallet" als mobile Zahllösung bei.
Diese Tage hat zudem die Targobank gemeinsam mit E-Plus und Mastercard ein Projekt gestartet, bei dem Bank Kunden zusätzlich ohne Kosten einen NFC-Chip der Kreditkarte erhalten, den sie auf ihr Handy kleben können. Diese Lösung soll ohne mobile Applikation funktionieren (Details siehe Link).
Auch GS1 Germany glaubt an die Durchsetzung von NFC. Das Unternehmen, das u. a. Prozess-Standards wie den Barcode im Handel entwickelt, arbeitet nach eigenen Angaben "mit Hochdruck" an einer händlerübergreifenden mobilen Zahllösung. "Gemeinsam mit rund zehn Händlern, Mobilfunknetzbetreibern, Kreditkarteninstituten und weiteren Marktteilnehmern ist ein Pilot in der Testregion Berlin geplant. Der Zeitpunkt hierfür steht noch nicht genau fest", so eine Sprecherin gegenüber ONEtoONE.
Bereits umgesetzt ist ein Projekt mit NFC-Karten im Metro Group Future Store. Die Erwartungen an die technische Performance und die einfache Handhabung seien voll erfüllt worden, so Dr. Gerd Wolfram, Mitglied der Geschäftsführung der Metro Systems und Projektleiter der Future Store Initiative. "Als zweiter Schritt wurde der Praxistest mit der mobilen NFC-Bezahlung via Smartphone Mitte Juni im Future Store mit einer internen Nutzergruppe initiiert." Dafür wurde die App "Metro Group M-Wallet" auf Basis von Apples Betriebssystem iOS programmiert. Auch hier ist Mastercard mit im Boot, das iPhone erhielt wie bei der LBB ein Gehäuse inklusive NFC-Chip und Speicherkarte.
Paypal investiert ebenfalls massiv in mobile Zahllösungen, vertraut aber auf QR-Codes. Die Ebay-Tochter hat mit dem Dienstleister Itellium "Window Shopping" entwickelt. Der Apple-Händler M-Store setzt die Lösung bereits ein. Die Anwendung erlaubt es dem Kunden, wenn er den QR-Code, z.B. von einem Schaufensterplakat, scannt, den Kaufprozess direkt aus dem Warenkorb heraus abzuschließen. Er wird nicht nur auf eine Website geleitet.
In einem weiteren Paypal-Projekt wird der Kunde über die Multi-Touch-Plattform "Oxid E-Shop PoS" im Laden zum PoS-optimierten Web-Shop geführt. Dort kann er per Paypal-QR-Shopping-App z.B. ausverkaufte Artikel ordern und sich liefern lassen.
Der Dienstleister Mr. Net Group sieht Vorteile für QR-Codes und NFC. "QR-Codes sind wegen der Verfügbarkeit eine hervorragende Technologie, um den Einsatz von sicherer Transaktionsabwicklung heute schon flächendeckend anbieten zu können", sagt Geschaftsführer Michael Rohbeck. Langfristig werde die bequemere NFC-Technologie dort, wo es technisch möglich und kostenseitig gerechtfertigt sei, den QR-Code ergänzen. Mr. Net Group arbeitet nach seinen Angaben derzeit an einer Lösung, bei der die Verknüpfung von Händlersystem und Kunden-Handy erst auf einem Authentifizierungsserver, bei dem beide angemeldet sind, stattfindet und damit in einer sicheren Umgebung geschieht. (kr)
[k] Dieser Artikel ist auch in der ONEtoONE-Print-Ausgabe 08/2012 erschienen, erhält jedoch online ergänzende Informationen.[/k]
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