01.06.2012 - Die öffentlich-rechtlichen TV-Sender basteln mit Germany`s Gold an einer eigenen Bewegtbildplattform. Unterdessen wurde das entsprechende "Projekt Amazonas" von Pro-Sieben-Sat1 und RTL vom Oberlandesgericht Düsseldorf verboten. In Deutschland findet sich nach wie vor kein Portal, das mit den Nutzerzahlen von Youtube konkurriert.
Ein Bündnis mehrerer öffentlich-rechtlicher TV-Sender hat ein Unternehmen gegründet, das erstmals Produktionen von ARD und ZDF gesammelt online verwerten könnte. Germany´s Gold hat sich das Ziel gesetzt, Ende 2012 ein Video-on-Demand-Portal (VoD) zu starten, das Inhalte aus 60 Jahren Senderarchiven sowie internationale Filme bereitstellt. Der Zugriff auf die Plattform soll über Satellit, Kabel, Internet und andere Wege möglich sein. Hinter dem Projekt stehen 17 Unternehmen, vornehmlich sind dies Betriebe des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Diese finanzieren auch die Plattform. Geld aus den Rundfunkgebühren würden dadurch nicht verwendet, heißt es von Betreiberseite. Die Federführung liegt bei der WDR Mediagroup und ZDF Enterprises. Einnahmen sollen durch Abos und Werbung erzielt werden. Das noch namenlose Portal muss vor dem Start noch kartellrechtliche Prüfungen überstehen.
Erst im April hat das Oberlandesgericht Düsseldorf ein ähnliches Portal der privaten TV-Sender verboten. Die Sendergruppen Pro-Sieben-Sat1 und RTL wollten ebenfalls eine VoD-Plattform starten, das Kartellamt hatte dies aber 2011 untersagt, weil die Sender ohnehin bereits einen Großteil der TV-Werbegelder auf sich ziehen. Nutzer hätten zu Einzelpreisen Sendungen der beiden Sendergruppen sehen können, aber ein Teil des Programms wäre werbefinanziert gewesen.
Die privaten Sender befürchten mit Germany`s Gold Konkurrenz auf dem Online-Werbemarkt. Zur Gründung von Germany´s Gold sagt Jürgen Doetz, Präsident des Verbands Private Rundfunk und Telemedien (VPRT): "Es ist merkwürdig, dass die Initiatoren mit der Gründung Fakten schaffen, bevor das Kartellamt entschieden hat." Im Sport würden Frühstarts in der Regel mit Disqualifikation bestraft.
Ein deutsches VoD-Portal wie "Projekt Amazonas" hätte für die Bewegtbild-Werbebranche einen Auftrieb bedeuten können. Noch beträgt der Umsatz von Bewegtbildwerbung im Internet nur einen Bruchteil von dem des traditionellen Fernsehens. Aber Nutzerzahlen- und Dauer nehmen weiter zu: So sahen laut Com-score im März dieses Jahres 46,9 Millionen Deutsche mindestens ein Video online an. Die durchschnittliche Dauer pro Besucher sei dabei in den vergangenen zwölf Monaten um 33 Prozent angestiegen. Unangefochtener Marktführer ist Youtube, das zu Google gehört. Comscore ermittelte, dass 35,4 der 46,9 Millionen Nutzer im März Videos auf Google-Seiten sahen, also auf Youtube. Pro-Sieben-Sat1 verzeichnete mit seinen Seiten 14 Millionen User, die RTL Group 9,2. RTL gibt an, dass im April 117 Millionen Mal Videos auf den Seiten der Sender abgerufen wurden. Die Nutzerzahlen lassen darauf schließen, dass die Mehrheit der Werbeeinnahmen im Online-Bewegtbildmarkt noch an Google geht. (db)
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