04.02.2011 - Wir wollten von den ONEtoONE-Leserinnen und -Lesern in unserem Rundruf wissen, was sie bei der Wahlwerbung in diesem Jahr auf gar keinen Fall mehr sehen wollen.
Simon Umbreit, Weitclick:Worauf ich gerne verzichten kann: überretuschierte, gestellte Bilder, die "Volksnähe" suggerieren sollen. Peinliche, werbliche Wahlkampfslogans à la "18 Prozent" und extrem unmotivierte Social-Media-Kam-
pagnen ohne Leben und Authentizität. Wahlwerbung war allerdings noch nie wirklich prickelnd - wahrscheinlich werde ich wieder enttäuscht werden.
Dr. Oliver Hermes, Berger Baader Hermes:Wahlwerbung hat Gesetzmäßigkeiten, die sich rational und aus professioneller Werbesicht nicht erklären lassen. Das macht sie leider so austauschbar, unsexy und verdrießt das Volk. Ich wünsche mir den Verzicht auf Leerformeln wie Freiheit oder soziale Verantwortung, die wir schon tausendmal gehört haben und die sich null verankern, sondern mal einen neuen, strahlenden Gedanken, der aufhorchen lässt. - Und am liebsten Plakate ohne Gesichter. Dafür muss man erstens inspiriert sein, zweitens mutig. Also wenig Hoffnung.
Christoph Stricker, Grabarz & Partner:Ich wünsche mir mehr Mut zur Idee, zu optisch ungewöhnlichen und lebendigen Umsetzungen. Man sollte den Mediadruck nutzen, um vielseitiger zu werden. Warum müssen wir in der ganzen Stadt immer wieder in das identisch inszenierte Gesicht starren, wo die Vielzahl der Plakatwände so viel mehr Möglichkeiten bietet. Es sollten verstärkt mediale Strategien genutzt werden, die den Wähler dort erreichen, wo er sich informiert und freiwillig seine Zeit verbringt.
Harald Kratel, Madaus, Licht + Vernier:Meine Sorge ist, dass im Kampf um die Stimmen von ganz links und ganz rechts die Parteien in die Versuchung kommen, mit übertrieben radikalen Versprechungen Wähler aus diesen Lagern einzufangen. Also bitte, liebe Wahlkämpfer, verratet unsere demokratischen Grundwerte nicht!
Ann-Christin Zilling, Unternehmenskommunikation:Wenn`s rot wird, sehe ich schwarz.
Hansjörg Zimmermann, Das Goldene Vlies:Wahlwerbung in Deutschland ist noch grausamer als das Dschungelcamp. Was ich nicht mehr sehen kann, ist: "Unser Mann für Sachsen-Anhalt." Oder: "Positiv denken und handeln mit Katja." Oder: "Für eine satte Mehrheit". Bitte lasst Texter (Amir Kassei) schreiben. Und die Agenturfrau des Jahres, Uli Mayer-Johanssen von Meta-Design, designen.
Christian Daul, Scholz & Volkmer:Was ich in der Wahlwerbung auf keinen Fall sehen möchte, sind einmal mehr schlecht retuschierte Politikerköpfe, um die in beliebiger Anordnung Begriffe wie Zukunft, Dynamik, Erfolg oder Fortschritt angebracht sind. Noch weniger möchte ich allerdings Minderheiten oder Ausländer diskriminierende Parolen sehen, die aus der untersten Schublade mit der Aufschrift "Stammtisch" kommen.
Rainer Nickel, DNS Agentur für direkte Markenkommunikation:Sie stehen an allen Bäumen der Stadt: Bockständer mit grinsenden Spitzenkandidaten. Meine Bitte: Mottet die Plakate ein, denn nach so viel Photoshop-Verschönerung kann der echte Politiker nur eine schwache Figur abgeben. Und auch die Standardverzierung mit kleinem, schwarzem Schnurrbart steht den meisten Staatsdienern schlecht zu Gesicht. Außerdem möchte ich keine Me-too-Plakate mit breit lächelnden Kandidaten im Halbprofil mehr sehen! Schließlich stehen doch nicht die Zahnärzte unserer Politiker zur Wahl ... Zusätzlich freue ich mich schon auf die Plakate im Hamburger Wahlkampf. Und zwar nicht wegen der üblichen faden Politikerporträts und leeren Sprüche, sondern wegen der gesprayten und gemalten Kommentare der Bürger. Die sind nämlich manchmal wirklich kreativ.
Horst Wagner, Pixelpark:Ganz einfach: keine sinnlosen, unrealistischen und weltfremden Statements oder Ideen, nur um Wahlen zu gewinnen.
Andrea Buzzi, Agentur Frau Wenk:Bald ist es so weit: Wir flanieren fröhlich durch die Straßen, und wohin das Auge blickt, prangen gut retuschierte Wahlwerbeplakate. Hier ein gut ausgeleuchteter Kandidat, dort ein Zahnpasta-Lächeln. Das ist nicht immer schön. Vielleicht kann man bei den Parteien eine Verpixelung à la Google Street View erreichen? Dafür dürfen sie auch gerne einen Like-it-Button integrieren, denn den Daumen hoch halten eh alle Kandidaten. Also, lasst das Volk sprechen!
Mischenrieder Weg 18
82234 Weßling
Tel.: +49 (0) 89-57 83 87-0
Fax: +49 (0) 89-57 83 87-99
E-Mail: info@onetoone.de
Web: www.hightext.de