30.09.2009 - Richtig, da war mal was. Der Web-Dinosaurier ist im Unterschied zu so manchem anderem Unternehmen oder Produkt aus der Gründerzeit (aus Raider wurde Twix und aus [l1]AOL[/l1] wurde [l2]Platform-A[/l2] und dann doch wieder AOL oder so) des Internets seinem ungewöhnlichen Namen immer treu geblieben.
Das erhöht in der Regel den Wiedererkennungseffekt, zumindest dann, wenn man noch weiß, was Yahoo! eigentlich ist. Ja was denn eigentlich? Suchmaschine? Portal? Die Tatsache, dass sich Gründer Jerry Yang
am Deal mit Microsoft
verhoben hatte, ohne eine wirkliche Alternative für das Unternehmen aufzuzeigen, wiegt mit dem Start der Microsoft-Suchmaschine Bing
doppelt schwer. Nun will seine Nachfolgerin Yahoo! mit einer 100 Millionen Dollar schweren Werbekampagne gegen die Konkurrenz positionieren (und für potentielle Übernahmen attraktiver machen). So
liest
man
und kann sich auch gleich die Pressekonferenz
zur Präsentation der Kampagneansehen
. Die Befindlichkeiten des US-amerikanischen Unternehmens lassen sich am Umgang von Yahoo-Chefin Carol Bartz
leicht erkennen. So reagierte Bartz auf kritische Fragen einzelner Journalisten recht unwirsch: "Why not be cynical about fricking Google
?" (frei übersetzt: "Warum seid Ihr bei Sch...Google nicht so zynisch?") Man (allen voran Frau Bartz) ist gereizt bis verzweifelt. Zu Recht.
Der Versuch mit einer millionenschweren Werbekampagne gegenzusteuern mutet wie ein weiterer Akt der Verzweiflung an. "It's Y!ou" erinnert mich zudem fatal an die "Es ist Deine Zeit
"-Kampagne von Vodafone
. Auch Yahoo visiert den Endkunden an, bedient sich dabei aber vor allem klassischer Werbeformate. Ob das funktioniert? Werbeinvestitionen in Suchmaschinen-Marketing oder Soziale Netzwerke wie Facebook
, Linked-In
oder hierzulande StudiVZ
wären zwar zielgruppengerechter (schließlich will man ja internetaffine Menschen von sich überzeugen), andererseits würde das aber auch einem Eingeständnis eigener Versäumnisse gleichkommen. Daher also Klassik und wahrscheinlich das eigene Werbeinventar im Internet.
Lehne ich mich zu weit aus dem Fenster, wenn ich hier einfach mal behaupte, dass dieses Geld rausgeworfen ist? Müssen nicht an erster Stelle die Produkte und Angebote stimmen? Kann man die über Jahre manifestierte Wandlungsunfähigkeit und Hilflosigkeit besser dokumentieren als mit diesem Vorgehen? Auch Autosuggestion ("Yahoo ist die einzige Marke, die die Vereinigung meiner und deiner Welt versprechen kann.") hilft da nicht weiter. Der User weiß besser, dass das nicht stimmt und wird sich wohl auch in Zukunft der besseren Alternativen bedienen. Dumm gelaufen.
Da es bekanntlich einfach ist, Dinge zu behaupten, die sich im Nachhinein als falsch erweisen, möchte ich ausnahmsweise mal mit gutem Beispiel vorangehen. Sollte es Yahoo! also tatsächlich schaffen, mit Hilfe der Kampagne innerhalb der nächsten sechs Monate die eigene Marktposition signifikant auszubauen, biete ich mich für ein einwöchiges Praktikum (inklusive Kaffeekochen) am deutschen Hauptsitz in München an, um zu lernen, wie es richtig geht.
Update: Auch der Netzökonom Dr. Holger Schmidt
und Noch-Handelsblatt-Blogger Thomas Knüwer
haben sich der Kampagne angenommen. Leider konnte ich noch keinen der beiden davon überzeugen, sich meinem Vorhaben im Falles des Falles anzuschließen. Ich bleibe dran. (Christoph Salzig)
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