31.07.2009 - Mit einem Schlag unter die Top4 der größten E-Mail-Provider der Welt. My Space macht sich mit rund 130 Millionen Usern weltweit auf die Socken, in diesem Markt mitzuspielen. Ob das angesichts der bereits vorhandenen Platzhirschen Google GMail, Windows Live Mail, Yahoo! Mail, Hotmail etc. tatsächlich gelingen kann, bleibt indes fraglich. Zweifelsohne ist das Angebot nicht schlecht und bietet gegenüber vergleichbaren Netzwerken wie Facebook erhebliche Unterschiede, etwa das Versenden von Dateianhängen, Weiterleitungsfunktionen, das Verwalten von Adressdaten sowie weitere E-Mail spezifische Funktionen. Auch gegenüber Google GMail kann MySpace mit einem unbegrenzten Datenspeicher oder Profilbildern der Mailabsender punkten. Ein weiteres nettes Goodie ist, dass der Mailname (wenn gewünscht) quasi das MySpace-Profil aufgreift, also aus myspace.com/christophsalzig wird christophsalzig@myspace.com.
Der Vorstoß in die E-Mail-Sphäre von MySpace lässt meines Erachtens zweierlei Deutungsvarianten zu. Ganz offenbar hält das Soziale Netzwerk die E-Mail für alles andere als tot, im Gegenteil: Die neuen Funktionalitäten sprechen nicht nur die Zielgruppen an, die sich für Ad-Hoc-Kommunikationstools noch nicht so erwärmen können. Wie die Nutzungsmotive der Internetnutzer (hier ist die E-Mail-Kommunikation immer noch "Top of the Pops") in toto belegen, sind das immer noch deutlich mehr als uns Nerds und Digital Natives bisweilen glauben machen. Die erste subjektive Deutung zielt in die Richtung, dass MySpace nach Funktionalitäten gesucht hat, die das Netzwerk von anderen abhebt. Dass man dabei auf eine eher altbackene Funktionalität, das Empfangen, Versenden und Verarbeiten von E-Mails, verfallen ist, dürfte aber u.U. noch einen weiteren Grund haben. 2009 - das darf man dabei nicht vergessen - steht nach wie vor unter dem Stern der Monetarisierung der reichweitenstarken Netzwerke. Dass E-Mail-Marketing (und dabei denke ich nicht nur an Newsletter oder E-Mail-Kampagnen, sondern auch an Signaturen und virale Effekte) nach wie vor zu den lukrativen Werbeformen online zählt, ist unbestritten. Welche Wege sich MySpace hier noch suchen wird, bleibt abzuwarten. Für mich ist es indes weitestgehend unstrittig, dass entsprechende Versuche folgen werden.
Nicht nur Mashable
stellt jedoch die Frage: Wer braucht eigentlich noch einen zusätzlichen Mailaccount? Die Vorteile, die MySpace derzeit noch gegenüber den anderen Anbietern für sich in Anspruch nehmen kann, dürften binnen Wochen- oder Monatsfrist Schnee von gestern sein. Es wäre das erste Mal, dass etwa Google eine Antwort schuldig bliebe. Einen wirklichen Grund dafür, einen eigenen MySpace Mailaccount anzulegen, gibt es meiner Meinung nach (zumindest nach aktuellem Stand der Dinge) nicht. Nachdem ich an dieser Stelle vor einiger Zeit die Schwächen der vorhandenen Mailbrowsersoftware angeprangert
habe, die E-Mail-Kommunikation mehr oder weniger isoliert verarbeiten ohne dabei unmittelbare Bezüge zu Web-Communities oder Netzwerken herzustellen, muss sich diese Kritik auch das neue MySpace-Angebot gefallen lassen. Es ist schlicht und ergreifend proprietär - auch wenn es dabei zweifelsohne ein Schritt Richtung Cloudcomputing (mit allen damit verbundenen Risiken) ist. In einer Zeit, in der all diejenigen Nutzer, die häufig über das Web kommunizieren, händeringend nach Vereinfachungsmöglichkeiten und effizienten Verarbeitungsprozessen suchen, bietet eine E-Mail-Lösung, die in ein einzelnes Netzwerk eingebettet ist, keinen wirklichen Vorteil. Denn von Open Social wieder einmal keine Spur: Alle anderen Netzwerke bleiben außen vor - und das genau ist meines Erachtens die große Schwäche dieser "Insellösung". Überspitzt formuliert: Ein E-Mail-Postfach, das Netzwerkfunktionalitäten ausschließlich innerhalb eines einzigen Netzwerks anbietet, ist nicht nur überflüssig, es zeugt auch von einer gründlich falschen Philosophie des Anbieters, wie ich meine! (Christoph Salzig)
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