27.07.2009 - Die Interaktiv-Branche Nordamerikas legt einen Regulierungskatalog für Behavioral Targeting vor. Europäische Verbände wollen nun nachziehen.
Die fünf wichtigsten Branchenverbände aus Werbung und den digitalen Medien der USA haben ein Programm verabschiedet, um den Datenschutz der Verbraucher im Zusammenhang mit der Auslieferung von Werbung, basierend auf dem Surf-Verhalten der Nutzer (Behavioral Targeting), zu regulieren. Die American Association of Advertising Agencies (4As), die Association of National Advertisers (ANA), das Council of Better Business Bureaus (CBBB), die Direct Marketing Association (DMA) und das Interactive Advertising Bureau (IAB) wollen die "Self-Regulatory Principles for Online Behavioral Advertising" gemeinsam umsetzen.
Die Selbstregulierung soll nach sieben Prinzipien erfolgen. An erster Stelle steht die Aufklärung der Verbraucher und Geschäftstreibenden. Ebenso soll die Transparenz in den angewandten Praktiken bei der Sammlung von
Daten, die Kontrolle des Verbrauchers darüber, ob und welche Daten von ihm gesammelt werden, sowie die Sicherheit der Daten gewährleistet werden. Die letzten drei Prinzipien besagen, dass das Datenmaterial ohne Einverständnis des Verbrauchers nicht verändert werden darf, bestimmte sensible Bereiche (wie etwa Daten von Kindern oder aus dem finanziellen und medizinischen Bereich) anders behandelt werden müssen sowie dass alle Marktteilnehmer dazu verpflichtet sind, Techniken und Methoden zu implementieren, die die Einhaltung der bisher genannten Prinzipien sicherstellen.
Der Richtlinienkatalog steht auf der Website der DMA als Download zur Verfügung. Mit ihm hoffen die Branchenvertreter verbraucherfreundliche Standards für verhaltensbasierende Online-Werbung festgelegt zu haben. Sie betonen in dem Schriftstück jedoch auch, dass diese Form der Werbung den bequemen Zugang zu Inhalten, Diensten und Anwendungen im Internet ermöglicht, deren kostenlose Inanspruchnahme die Verbraucher mittlerweile als selbstverständlich hinnehmen.
Die Regulatorien entsprechen den Forderungen, die die US-Handelsbehörde Federal Trade Commission (FTC) im Frühjahr dieses Jahres gegenüber der Branche geltend gemacht hat (siehe OtO 04/09). Die FTC hatte sich im Rahmen eines zwölfseitigen Reports mit Behavioral Targeting auseinander gesetzt und bisherige Branchenpraktiken kritisiert.
Sechs europäische Branchenverbände, darunter die Federation of European Direct and Interactive Marketing (FEDMA) und IAB Europe, begrüßten die Initiative ausdrücklich. Auch in Europa arbeite die Branche an einem kohärenten Vorgehen in einer Angelegenheit, die im Kern eine globale sei, so eine Pressemitteilung. Dabei kooperieren die Verbände auch mit ihren Kollegen aus den USA. Den Branchenvertretern sei es jedoch bewusst, dass eine europäische Initiative den spezifischen gesetzlichen Kontext in Europa berücksichtigen müsse, der sich von dem der USA unterscheide.
Der deutsche Bundesverband der Digitalen Wirtschaft (BVDW) hatte zur Cebit die Einrichtung eines "Deutschen Internet-Rates" (DIR) angekündigt, der "über eine Selbstverpflichtung der Internet-Akteure mehr Transparenz und Rechtssicherheit für Verbraucher und Anbieter schaffen" soll. Nach ONEtoONE-Informationen will der BVDW noch innerhalb der nächsten Wochen die Gründung des DIR bekannt geben. re
Mischenrieder Weg 18
82234 Weßling
Tel.: +49 (0) 89-57 83 87-0
Fax: +49 (0) 89-57 83 87-99
E-Mail: info@onetoone.de
Web: www.hightext.de