Pin will nicht aufgeben

26.05.2008 - Bruno M. Kübler, Insolvenzverwalter der Pin Group, lässt sich seinen Optimismus nicht nehmen. Er spricht über die Ursachen der Insolvenz und nennt konkrete Zahlen.

Auf einer Gläubigerversammlung zeigte er sich zuversichtlich, bald einen Investor für die noch rund 50 nicht insolventen Gesellschaften der Pin-Gruppe finden zu können. Offenbar vertrauen ihm die Gläubiger. Selbst für den Fall, dass nicht der erwartete Kaufpreis geboten wird, hat die Gläubigerversammlung der Pin-Holding nach einer Mitteilung beschlossen, die Pin-Gruppe unter Führung von Kübler fortzuführen. Kübler musste allerdings einräumen, dass er das Ziel aufgegeben habe, das bundesweite Zustellnetz, also eine flächendeckende Versorgung aufrecht zu erhalten.

Ausführlich ließ Kübler sich auch über die Ursachen der Pin-Insolvenz aus. Allein die Einführung des Mindestlohns habe für die gesamte Pin-Gruppe ab 2008 eine Erhöhung der Personalkosten um jährlich rund 38 Millionen Euro bedeutet, so Kübler. Zusätzlich sei das Geschäftsergebnis 2007 erheblich hinter den Erwartungen zurück geblieben. Statt eines geplanten Jahresumsatzes von 346 Millionen Euro sei nur ein Jahresumsatz in Höhe von 278 Millionen Euro erzielt worden. Das prognostizierte Ergebnis (EBIT) von minus 10 Millionen Euro habe tatsächlich rund minus 68 Millionen Euro betragen. Grund hierfür waren insbesondere Verzögerungen bei der Akquisition und Integration neuer Gesellschaften.

Der Insolvenzverwalter macht nicht nur die Einführung des Mindestlohns, also die Politik für das Scheitern verantwortlich. "Die im Vorfeld der Einführung des Mindestlohns geführte Debatte band bereits ab Mitte 2007 erhebliche Kapazitäten im Management", sagte Kübler. "Die Bekämpfung des Mindestlohns brachte damals - als der damit verbundene massive Arbeitsplatzabbau von vielen noch nicht gesehen wurde - die Pin-Gruppe in ein schiefes Licht. Hierdurch waren mögliche Neukunden verunsichert, ob die Pin-Gruppe stabil und überlebensfähig war." Darüber hinaus, so Kübler weiter, seien vorhandene Kosteneinsparungspotenziale nicht analysiert und umgesetzt worden. Auch habe zum Beispiel im Vertrieb ein internes Kontrollsystem gefehlt. Kübler: "All diese Faktoren haben zu dem massiv höheren Verlust geführt."

Die Insolvenzforderungen belaufen sich auf mehr als 200 Millionen Euro. Die Bankenforderungen haben laut Pin-Mitteilung eine Höhe von rund 72 Millionen Euro, die der Aktionäre rund 113 Millionen Euro. Diese Forderungen werden nun vor Gericht ausgefochten. Insolvenzverwalter Kübler geht von einer Verfahrensdauer von mindestens drei bis fünf Jahren aus. (te)

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