Liegt die Zukunft von Fachmessen in der Nische?

26.05.2008 - Ein ONEtoONE-Rundruf aus der Ausgabe 06/2008.

Große Messen mit breitem Themenspektrum sind bei Branchenvertretern nicht immer erste Wahl. Die Cebit etwa kämpft mit Besucherrückgang und Absagen von Branchengrößen. Die Entscheidung für die Vergrößerung der Standflächen bei den Mailingtagen stieß bei den Ausstellern auch nicht nur auf Begeisterung. Die Online-Branche plädierte wiederum im Zusammenhang mit den Ereignissen um die OMD und DMEX für eine große Messe. ONEtoONE fragte nach.


Jochen Bornemann,Leiter Marketing Wholesale beim Mobilfunkanbieter Vodafone:
Fachmessen sind für einen intensiven Fachdialog unverzichtbar. Im Gegensatz zu den großen Messen, wo oft neue Kontaktanbahnungen im Vordergrund stehen, ist der Branchenaustausch bei den kleineren Veranstaltungen intensiver. Daher haben beide Veranstaltungsformen ihre koexistenzielle Berechtigung.


Georg Blum, Geschäftsführer der Agentur und Unternehmensberatung Commundia:
Wenn Messegesellschaften meinen, einfach weitere Themen anflanschen zu können, damit die Hallenfläche größer wird, und dabei auch noch die Quadratmeterpreise erhöhen, sind das die falschen Vorzeichen. Mitmachen muss man dabei nicht. Zumal in vielen Branchen in letzter Zeit der Trend in eine andere Richtung geht: Die Top-Entscheider gehen nur noch ganz selten auf Messen. Wer also Hans und nicht Hänschen treffen will, der muss zu ausgewählten, exklusiven Events mit meist kleiner Teilnehmerzahl gehen.


Wilfried Beeck, CEO von E-Pages:
Große Branchenmessen haben in Zeiten des Internets ihre Existenzberechtigung verloren, weil ich mir damit jeden Tag einen Überblick über ein breites Themenspektrum verschaffen kann. Konferenzmessen hingegen bieten ein großes Potenzial an Inspiration für Aussteller und Besucher. Als Aussteller können wir unsere Kunden genau ansprechen und unsere Marke im richtigen Umfeld positionieren. Umgekehrt erfahren wir viel über die Anforderungen der Kunden. Unser Fokus liegt auf spezialisierten Roadshows und Branchenevents.


Prof. Dr. Michael H. Ceyp, Professor für Marketing und BWL an der FH Wedel:
Wer in den letzten 20 Jahren die Entwicklung zentraler Fachmessen beobachtet hat, wird feststellen, dass die Nische viel versprechende Trends sehr viel schneller aufgreifen, bewusst machen und institutionalisieren kann. Dann setzt häufig ein Wachstumsprozess ein, der die unbestreitbaren Vorzüge der Nische (unter anderem Fachkompetenz, persönliche Atmosphäre, Aufbruchstimmung) abschmelzen lässt. Am Ende der Entwicklung steht dann vielfach ein austauschbares Messekonzept ohne eigene Ausstrahlung. Das ist in Anbetracht der geänderten Zeiten dann deutlich zu wenig Mehrwert für Aussteller und Besucher!


Marcus von Hausen, Geschäftsführer der Agentur Zeichen & Wunder:
Die Streuverluste, die bei sehr breitem Themenspektrum entstehen, wird man nie vermeiden können. Themenzuspitzungen und neue Spezialmessen können deshalb sehr heilsam sein. Die Cebit ist einfach zu unübersichtlich geworden. Noch wichtiger ist es allerdings, dass jeder einzelne Aussteller richtig mit dem Umfeld umgeht, das die Messe bietet, und seine Kommunikation daraufhin ausrichtet. Denn jeder Messeaussteller wird viel Geld verpulvern, wenn er es nicht schafft, an seinem Stand die spezifische Markenatmosphäre seines Unternehmens sicht- und spürbar zu machen.


Rainer Rother, Geschäftsführer der Mobile-Marketing-Agentur Blue Cell Networks:
Die Zukunft von Fachmessen liegt absolut in der Nische! Was zählt, ist die Qualität der Kontakte - und die ist auf branchenspezifischen Fachveranstaltungen mit einem spitzeren Themenfokus viel mehr gewährleistet als auf Crossover-Veranstaltungen wie der Cebit. Die hat bisher immer mit hohen Besucherzahlen geworben, tatsächlich tummeln sich hier aber mehr und mehr Beutelratten, die nur auf Give-aways aus sind, während man die Fachbesucher wie Stecknadeln im Heuhaufen suchen muss.


Marc Dalkolmo, Geschäftsführer von Brandevent:
Das Messegeschäft befindet sich in einer Trendwende: von der Leitmesse zur Nischenmesse. Die Cebit reagierte mit einer Bündelung auf wenige Themenschwerpunkte. Sie wirkt strukturierter, schlanker und damit übersichtlicher. Aussteller profitieren durch diese Entwicklung von einer höheren Besucherqualität, Besucher von einer höheren Ausstellerqualität. Ein Konzept, das aufgeht. Nischenmessen stehen deshalb am Ende einer solchen Trendentwicklung.


Lars Heppner, Online-Marketingmanager bei HRS:
Ich sehe bei beiden Messearten Potenziale. In den Nischen haben gerade mittelständische Unternehmen die Möglichkeit, sich mit ihrer Kern- und Produktkompetenz zu positionieren. Dabei treffen die Aussteller auf eine kleine, aber zielgerichtete Interessentengruppe, während die großen Leitmessen eher kostenintensiv und imageorientiert sind. Trotzdem sollte man diese Leitmessen nicht nur dahingehend bewerten. Denn gerade hier trifft man auch auf Branchen-neulinge, die sich als Kaufentscheider herausstellen können.

Ihr Guide im New Marketing Management - ab 6,23 im Monat!

Hat Ihnen diese Beitrag weiter geholfen? Dann holen Sie sich die ONEtoONE-Premium-Mitgliedschaft. Sie unterstützen damit die Arbeit der ONEtoONE-Redaktion. Sie erhalten Zugang zu allen Premium-Leistungen von ONEtoONE, zum Archiv und sechs mal im Jahr schicken wir Ihnen die aktuelle Ausgabe.

Diskussion:
www.hightext.de

HighText Verlag

Mischenrieder Weg 18
82234 Weßling

Tel.: +49 (0) 89-57 83 87-0
Fax: +49 (0) 89-57 83 87-99
E-Mail: info@onetoone.de
Web: www.hightext.de

Kooperationspartner des

Folgen Sie uns:



Besuchen Sie auch:

www.press1.de

www.ibusiness.de

www.neuhandeln.de