Die Cleveren von der Post

26.05.2008 - Ein Kommentar von Martin Teschke

Die Deutsche Post lässt es mal wieder krachen. 500.000 schmucke Clevercard-Lesegeräte im handlichen Kreditkartenformat sollen an die Frau oder den Mann gebracht werden. Sieben Millionen Mailings gehen raus in die Republik. Und das alles für einen Millionen-Euro-Aufwand. "Wow", wird da so mancher Dialogmarketer denken, "solch ein Brimborium mit solch einem Budget würd` ich auch gern mal veranstalten!" Es scheint, als wolle die Deutsche Post gar nicht erst den Verdacht aufkommen lassen, neben ihr sei noch Platz für andere potente Dialogmarketingdienstleister. Wer genau hinsieht, gewinnt jedoch den Eindruck, dass der Konzern gehörig unter Druck steht.

Da ist zunächst das Parkett der Politik, auf dem sich Frank-Appel-Vorgänger Klaus Zumwinkel so geschickt und effizient zu bewegen wusste. Die juristischen Rangeleien um den Mindestlohn - ein Erbe der Zumwinkel-Ära - werfen weiterhin einen Schatten auf die Postbranche und damit auch auf ihren größten Player. Der jüngste Beschluss der Niederländer, die Liberalisierung im eigenen Land erneut zu verschieben (siehe Seite 9), mag ein Beleg dafür sein. Und auch wenn in dieser Legislaturperiode in Berlin keine Entscheidung mehr zur Mehrwertsteuerbefreiung der Deutschen Post fallen dürfte, so steht das Thema doch nach wie vor auf der Agenda.

Nicht zuletzt der Konzernbereich Brief steht offenbar unter Erfolgsdruck.Wie anders ist es zu erklären, dass Konzernvorstand Jürgen Gerdes mal via Zeitungsinterview alte Pläne für eine Gratiszeitung aus der Schublade zieht (ONEtoONE 10/2007 und 05/2008) und für erhebliche Unruhe unter den deutschen Verlegern sorgt - und dann plötzlich der Verlagsbranche die Hand reicht und unverbindliche Formelkompromisse für eine Kooperation findet (ONEtoONE online, Channel Print). Alles Taktik - oder doch nur Aktionismus? Die Deutsche Post macht es zumindest spannend, wohin die Reise geht.

Angesichts dieser Lage wirkt der Ruck, der dieses Jahr in Sachen Dialogmarketing durch die Deutsche Post gehen soll, wie der Versuch eines Befreiungsschlags. Die Deutsche Post besinnt sich auf ihre Kernkompetenz und sucht zugleich neue Wege. Sie verknüpft das Mailing mit den neuen Medien. Sie macht Dialogmarketing in großem Stil.Auf Heavy User des weltweiten Netzes mag ja beispielsweise die Clever card wie ein Relikt aus längst vergangenen Tagen wirken. Doch wenn es der Deutschen Post tatsächlich gelingt, die im Großen und Ganzen noch getrennten Off- und Online-Welten zu verbinden, kann das nur von Vorteil für das gesamte Dialogmarketing sein. Und dann klappt`s vielleicht auch mit den Politikern und den Verlegern.

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