24.08.2003 - Halbjahresbilanz der Deutschen Post: Konzern erfüllt Erwartungen - Markenrelaunch von DHL erfolgreich
Auf halber Strecke vom Staatsbetrieb zum Global-Player: In ihrem Halbjahresbericht präsentiert sich die Deutsche Post als Konzern im Strukturwandel. Erstmals in der langen Geschichte des gelben Riesen lagen die Umsätze der Geschäftsbereiche Express und Logistik über denen des monopolgeschützten Briefbereichs. Der Konzernumsatz blieb gegenüber dem Vorjahr fast stabil bei 19,2 Milliarden Euro. Post-Chef Dr. Klaus Zumwinkel sah allen Grund für Optimismus und schraubte seine Erwartungen für das Jahr 2003 prompt um 100 Millionen Euro nach oben. Er rechne nun mit einem Gewinn vor Zinsen, Steuern und Firmenwert-Abschreibungen (EBITA) von 2,9 Milliarden Euro. Die Geschäfte laufen gut, so sein Credo, nur die Wechselkurse machten dem Konzern zu schaffen.
In der Sparte Express, der seit Jahresbeginn auch der ehemalige Logistikbereich Eurocargo angehört, stiegen die Umsätze um 2,7 Prozent auf 7,85 Millionen Euro - im Ergebnis ein operativer Gewinn von 168 Millionen Euro gegenüber 108 Millionen Euro im Vorjahr. Umsatzmotor ist Europa mit einem Plus von 4,4 Prozent, doch auf den amerikanischen und asiatischen Märkten machten Währungseffekte aus dem satten Umsatzplus ein Minus.
Im Bereich Logistik erhöhte sich der Umsatz um 1,4 Prozent auf 2,77 Millionen Euro und verbessert das operative Ergebnis (EBITA) damit um 15 Prozent. Finanzvorstand Edgar Ernst führt dies vor allem auf Zuwächse im Geschäftsfeld Solutions zurück. Dort profitiert die Post von Kunden aus der Branche Elektronik/Telekommunikation, während der Automobil- und Lebensmittelsektor schrumpft. Auch in der Logistik drückte der starke Euro den Umsatz. Für den Konzern beziffert Ernst den Gesamtschaden durch Wechselkurse auf 650 Millionen Euro. Einen Teil davon konnte das Wertsteigerungsprogramm STAR kompensieren, 174 Millionen Euro hat die Post seit Oktober letzten Jahres allein durch neue Strukturen gespart.
Die Bündelung der Express- und Logistikdienste unter der Marke DHL trägt unterdessen erste Früchte. Danzas Air und Ocean transportieren mehr Frachtgut, Global Mail und Danzas nutzen zunehmend eigene, das heißt DHL-Flugzeuge. Fahrzeuge, Gebäude, Material - alles wird auf den neuen DHL-Look getrimmt. Vier Monate nach dem Start von DHL meldet Manfred Harnischfeger, Leiter der Konzernkommunikation, erste Erfolge von der Konsumentenfront: "Wir haben die Bekanntheit von DHL in Deutschland um 40 auf jetzt 61 Prozent gesteigert."
Kein Wunder: Der Image-Vorteil des einstigen Monopolisten kommt im Heimspiel immer noch voll zum Tragen. Oder, wie Klaus Zumwinkel es ausdrückt: "Wenn DHL kommt, ist Deutsche Post drin."
Gelber Riese im Shopping-Fieber
Auf den Weltmärkten weht ihm gelegentlich rauer Wind entgegen, doch am Expansionskurs seines Konzerns ließ Post-Chef Zumwinkel in der ersten Jahreshälfte keinen Zweifel aufkommen. Prominentes Beispiel: Der Kauf des US-Carriers Airborne. Allein mit der Übernahme des Expressdienstleisters kauft der Konzern 3,5 Milliarden Euro Umsatz ein. Die geplante Übernahme wird die Deutsche Post von Null auf Platz drei der US-Logistiker katapultieren. Und das gegen den erbitterten Widerstand der Konkurrenz.
Im Frühjahr hatte die mittlerweile hundertprozentige Post-Tochter DHL die vollständige Übernahme von Airborne angekündigt. Grund genug für die US-Mitbewerber UPS und FedEx, die zusammen 85 Prozent des US-Marktes kontrollieren, die amerikanische Kartellbehörde einzuschalten - letztlich ohne Erfolg: Am 14. August stimmten 98,7 Prozent der Airborne-Aktionäre für die Fusion. Die Konkurrenz hatte argumentiert, der Deal verstoße gegen ein neues Gesetz, nach dem kein nicht-amerikanisches Unternehmen mehr als 25 Prozent an einer US-Airline halten dürfe. Der Luftbetrieb von Airborne wird deshalb ausgegliedert und in die US-Gesellschaft ABX überführt.
Insgesamt hat sich die Post seit Jahresbeginn mit insgesamt 1,2 Milliarden Euro auf dem internationalen Express- und Logistik-Markt eingekauft: Im Januar übernahm der Konzern das Mailänder Paketunternehmen Casa di Spedizioni Ascoli, die ehemalige Tochter des trans-o-flex Schnelllieferdienstes in Weinheim. Im Februar folgte der chilenische Logistiker Commercial Safeway SA in Santiago und die türkische Berben Ekspress Nakllyat in Istanbul. Zuletzt kamen der kanadische Express-Dienstleister Loomis und der chinesische Logistiker Sinotrans dazu. In den geplanten Hauptumschlagplatz am Flughafen Hongkong, wo künftig die gesamte Fracht für den asiatischen Raum abgewickelt werden soll, wird die Post allein 100 Millionen US-Dollar investieren. asc
Direktmarketing-Bereich knapp im Plus
Mit ihrer Direktmarketingsparte fuhr die Post im letzten Halbjahr 1,02 Milliarden Euro Umsatz ein, etwa ein Prozent mehr als im Vorjahr. Für die knapp positive Bilanz sorgte jedoch nur das erste Quartal. Von April bis Juni fiel der Umsatz um zwei Prozent. Verluste bei einfachen Postwurfsendungen konnten durch ein Umsatzplus bei höherwertigen adressierten Sendungen kompensiert werden. Gemessen an der Zahl der Versandstücke fällt indes auch diese Bilanz negativ aus: Die Post stellte im Auftrag ihrer Geschäftskunden nur noch 2,6 Milliarden Infobriefe zu. asc
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