Trend im Digitaldruck: Offene Standards

29.04.2002 - Holger Reichardt: "Wir wollen den Markt nicht einengen"

go Die Heidelberger Druckmaschinen AG war trotz der besucherresistenten, "schwächsten CeBIT aller Zeiten" mit der Resonanz am Stand zufrieden. Zeigten sich die Besucher doch interessiert am personalisierten Digitaldruck und am neuen jungen Image, das der Druckerhersteller neuerdings verbreitet. ONEtoONE sprach mit Marketingvorstand Holger Reichardt über die Erfolgsgeheimnisse von Heidelberger und die Zukunft des Digitaldruckmarktes.



ONEtoONE: Welche Bedeutung hat die CeBIT für die Heidelberger Druckmaschinen AG?

Holger Reichardt: Im vergangenen Jahr wurde sehr esoterisch über die Zukunft des digitalen Druckens gesprochen. Dieses Jahr haben wir Praxisanwendungen gezeigt! Passanten konnten ihr persönliches Audi-Modell am Computerbildschirm konfigurieren, anschließend druckten wir auf der NexPress 2100 personalisierte Broschüren aus, die wir auf Wunsch auch an die Heimatadressen sandten.

Die CeBIT ist auch eine Publikumsmesse, hier können wir die breite Masse davon überzeugen, dass wir nicht mehr nur ein Maschinenbauer sind, sondern ein großer Player im Digitaldruck. Neben unserer klassischen Klientel und den Digitaldruckereien wollen wir auch Vorstufenbetriebe und Marketingexperten ansprechen. Und diese Leute trifft man mitunter gerade auf der CeBIT. Zudem war die CeBIT für uns, nicht zuletzt wegen unserer Standparty, ein Image-Gewinn.

OtO: Wo liegen zurzeit die Schwerpunkte im Digitaldruck?

Reichardt: Auf der Standardisierung der Arbeitsprozesse. Wir unterstützen den Standard PPML (Personalized Print Markup Language). Außerdem entwickeln wir zurzeit unter dem Code-Namen Printers E-Portal eine Software, die auf PDF/JDF basiert und mit der Kunden komplette Druckjobs abwickeln können, von der Papiersorte bis zum Dokumenteninhalt, vom Kostenvoranschlag bis zur Auftragsabwicklung. Die Software ist auf allen Druckmaschinen einsetzbar, nicht nur für Heidelberger-Maschinen. Wir wollen den Markt nicht einengen.

OtO: Sie setzen auf offene Standards?

Reichardt: Ja, wir binden Drittanbieter ausdrücklich mit ein. Das dient dem Markt und erhöht die Akzeptanz des Digitaldrucks. Unsere Software DataXceed, die für den Einsatz in Rechenzentren vorgesehen ist, erkennt zum Beispiel fast alle proprietären Datenformate von Fremdherstellern, wandelt sie in PDF um und druckt sie dann auf Heidelberger-Maschinen oder Druckmaschinen anderer Anbieter.

OtO: Sind Digitaldruck-Maschinen heute schon eine echte Konkurrenz für Offset-Druckmaschinen?

Reichardt: Bei Kleinauflagen bis 300 Seiten und beim Druck variabler Daten ist der Digitaldruck dem klassischen Offsetdruck überlegen, ansonsten sind die Seitenpreise noch zu hoch. Digitaldruckmaschinen kosten nicht gleich Millionen Euro wie Offset-Druckmaschinen, aber sie müssen öfter gewartet werden, und die Verbrauchsmaterialien (zum Beispiel Toner) sind teurer. Service und Support spielen eine wichtigere Rolle als beim Offset-Druck.

OtO: Was unterscheidet die Anbieter von Digitaldruck-Maschinen?

Reichardt: Wichtig ist das Verhalten gegenüber den Kunden. Wir profitieren von der Markenbekanntheit als Offset-Anbieter auch für unseren Digitaldruckbereich. Zuverlässigkeit, Service und Fachwissen sind ebenso wichtig wie Beratung und Finanzierungsangebote. Die Verträge müssen transparent sein. Seriosität ist das A und O.

OtO: Service ist wichtiger, als Maschinen zu verkaufen?

Reichardt: Für unsere Kunden - 80 Prozent der Druckbetriebe sind Mittelständler mit weniger als 20 Beschäftigten - ist Flexibilität und Schnelligkeit ausschlaggebend. Dazu gehört auch die Flexibilität der Maschinen. Bei der NexPress kann der Operator 43 Komponenten selbstständig austauschen und muss nicht auf den Servicetechniker warten. Die Software übermittelt den Verschleiß automatisch an ein zentrales System, und der Kunde hat immer Kontrolle über das Innenleben der Maschine.

OtO: Welche Trends gibt es im Publishing?

Reichardt: Die Standardisierung schreitet weiter fort. Die Datenpflege verbessert sich, und ein Bewusstseinswandel tritt ein. Die Unternehmen erkennen nicht nur, wie wichtig Kundenprofile sind, sie nutzen auch die Möglichkeiten der Personalisierung. Die Einsatzmöglichkeiten im CRM werden sich erweitern, zum Beispiel können Verkäufer mit PDAs ausgestattet werden, um Kundenprofile gleich einpflegen zu können. Ich könnte mir auch vorstellen, dass künftig kleinere personalisierte Kampagnen vom Desktop aus lanciert werden. Und: Neue Kundensegmente werden erschlossen. Potenzielle Kunden sind international in der Industrie mit sehr hohen digitalen Druckvolumina hauptsächlich im Schwarz-Weiß-Digitaldruck zu finden. Heidelberger erschließt zum Beispiel zurzeit Kundenpotenziale in den Bereichen IT, Versicherungen, Energieversorger und Banken.

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