27.07.2012 - Die Social-TV-App Tweek ist vor rund 100 Tagen an den Start gegangen und hat ihre Beta-Phase beendet. Im Gespräch mit ONEtoONE zieht Gründer Marcel Düe eine erste Bilanz, spricht über das eigene Geschäftsmodell und die Arbeit der Medienkonzerne im Bereich Social-TV.
Im Frühjahr hat die "soziale" Programmzeitschrift "Tweek TV" ihre Beta-Phase beendet und ist nun in Deutschland und Großbritannien auf dem iPad nutzbar. Die App "bringt diverse Content-Welten des Fernsehens wie Live, Mediatheken und Video-on-Demand" auf einen Screen, sagt Gründer Marcel Düe. Ein Empfehlungsalgorithmus aggregiert eigene TV-Vorlieben mit denen von Facebook-Freunden (auf Wunsch nur von bestimmten), wertet sie aus und erstellt daraus ein persönliches Programm.
"Bei einem Standard-Empfehlungstool müssen Sie erst zehn Mal Sendungen bewerten. Bei Tweek fließen sofort die Film- und Fernsehvorlieben aller Facebook-Freunde ein", sagt Düe. Im Schnitt habe jeder Nutzer 250 Freunde, jeder davon bringe fünf Likes mit. Tweek veröffentlicht noch keine Nutzerzahlen. Aber bei angenommenen 100.000 Usern entstünden somit 25 Millionen "Geschmacksproben", rechnet Düe vor. "Ein Algorithmus muss gut sein, aber der springende Punkt ist, dass die Datenausgangslage groß ist."
In Deutschland hat Tweek unter anderem iTunes, My Video, die ZDF Mediathek und die Websites von Sixx, Kabel 1 und Sat 1 integriert. Nutzer der App sehen also das für sie passende Angebot auf diesen Seiten und gelangen direkt dorthin. Tweek verdient an den abgerufenen Inhalten, unabhängig davon, ob der Medienpartner den User mit Nutzungszeit oder mit Werbeanzeigen monetarisiert. Im Juni hat Tweek eine Kooperation mit Zattoo abgeschlossen. Zattoo ermöglicht Live-TV von 27 Sendern per Internet. Gespräche mit weiteren Anbietern laufen. "Aktuell bereiten wir uns auf den Fernsehherbst vor. Dann gehen wir auch vom iPad auf ein zweites Endgerät", sagt Marcel Düe. Die ersten 100 Tage seit Ende der Beta-Phase seien "toll angelaufen".
Start-ups wie Tweek, Zapitano oder Couchfunk buhlen derzeit um Nutzer, die bei ihnen TV-Tipps finden oder sich über Sendungen mit anderen austauschen können. "Dialog findet bei uns allerdings nicht statt", sagt Düe. "Daran glaube ich nicht. Wer chatten möchte, der macht das auf den Plattformen, auf denen die Freunde bereits sind, also zum Beispiel Facebook." Es mache höchstens Sinn, einen solchen Dienst zu integrieren.
Auch TV-Sender versuchen sich bereits an Social-TV. Bei der ARD kann z.B. live über den "Tatort" diskutiert werden, und RTL 2 setzt "Berlin Tag und Nacht" erfolgreich bei Facebook fort. "Ich befürchte aber, dass die Medienkonzerne keine großen Innovationen vorantreiben werden. Wir hoffen es natürlich, aber wenn man zurückschaut, hat das bis jetzt weder bei Musik noch bei Büchern geklappt." In Gesprächen mit den Sendern merkt Düe, dass die öffentlich-rechtlichen das Thema gelassener angehen als die privaten: "Das ZDF sieht uns nicht als Konkurrenz, denen sind wir egal. Aber die Privaten haben Angst, dass es Services gibt, durch die sie Nutzer am Second Screen für ihre Werbung verlieren." (db)
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