Ergebnisrückgang
Bertelsmann muss Umbau bewerkstelligen
29.03.2012 - Das Geschäftsergebnis des Medienkonzerns Bertelsmann ist im vergangenen Jahr gesunken: Für den Rückgang von 656 Millionen Euro (2010) auf 612 Millionen Euro seien Sondereffekte aus Geschäften in strukturell rückläufigen Märkten verantwortlich, so das Unternehmen. Dazu gehören beispielsweise der Druckbereich sowie das Club- und Direktmarketinggeschäft, das Bertelsmann bereits stark zurückgefahren hat. Der Vorstandsvorsitzende Thomas Rabe bezeichnete 2011 trotzdem als "solides Jahr" und will das Unternehmen künftig "wachstumsstärker, digitaler und internationaler" aufstellen. Erste Schritte hin zum Umbau sind bereits eingeleitet.
Beim Operating EBIT, also dem Gewinn vor Zinsen und Steuern, musste Bertelsmann mit 1,75 Milliarden Euro im vergangenen Geschäftsjahr ebenfalls einen leichten Rückgang hinnehmen (Vorjahr: 1,83 Milliarden Euro). Die Anteile der vier Geschäftsbereiche an diesem Ergebnis sind im Vergleich zum Vorjahr ungefähr gleichgeblieben: Mit 1,1 Milliarden Euro trägt das TV-Geschäft der RTL Group am stärksten dazu bei. Die Dienstleistungssparte Arvato liegt mit 341 Millionen Euro auf dem zweiten Rang, danach folgt der Zeitschriftenverlag Gruner + Jahr mit 233 Millionen Euro und schließlich die Buchverlagsgruppe Random House mit 185 Millionen Euro.
Im vergangenen Jahr seien insbesondere aus den werbegetriebenen Geschäften positive Impulse gekommen, heißt es aus dem Unternehmen. Bertelsmann bezieht sich dabei vor allem auf die RTL Group. Aber auch der Zeitschriftenverlag Gruner + Jahr habe die Anzeigen- und Vertriebserlöse steigern können; dort hätten die Digitalvermarktung von G+J Electronic Media Sales (EMS) und die Internationalisierung der EMS-Tochter Ligatus zu einem signifikanten Umsatzwachstum geführt. Der "Business-Process-Outsourcing-Dienstleister" Arvato steigerte seinen Umsatz mit IT-Services, Finanzdienstleistungs- und Kundenbetreuungsdienstleistungen. Auch beim E-Commerce-Geschäft habe Arvato mit Neukunden aus den Branchen Kosmetik, Mode und Handel zugelegt.
Belastet wurde das Bertelsmann-Ergebnis etwa durch die Mehrheits-Beteiligung der RTL Group am griechischen TV- und Rundfunksender Alpha Media Group, die mittlerweile veräußert wurde. Hinzu kommen der Rückgang im gesamten Druckgeschäft (etwa bei Prinovis und den Druckereien von Gruner + Jahr in den USA), in der Produktion von CDs und DVDs sowie in den Club- und Direktmarketingaktivitäten.
Letztere wurden schon unter Rabes Vorgänger Ostrowski weltweit stark zurückgefahren. Die Direct Group wurde als eigener Geschäftsbereich aufgelöst und auf der Corporate-Ebene von Bertelsmann angesiedelt (ONEtoONE berichtete). Eine neue, eigene Geschäftseinheit wird demgegenüber das gesamte Druckgeschäft bilden, wie Bertelsmann bereits im Januar verlauten ließ. Diese wird die Prinovis-Gruppe in Deutschland und Großbritannien sowie die Arvato-Druckereien in Italien, Spanien und Amerika umfassen. Arvato soll sich damit auf das wachstumsstarke Dienstleistungsgeschäft konzentrieren können, so Bertelsmann. Das Umsatzvolumen der neuen Druckeinheit belaufe sich damit auf 1,2 Milliarden Euro. Die neue Struktur soll im Laufe der ersten Jahreshälfte umgesetzt werden; noch ist unklar, wer die neue Einheit führen wird.
Konzernchef Thomas Rabe will Bertelsmann in den kommenden fünf bis zehn Jahren umbauen. So soll das bisherige Portfolio weiter konsolidiert und das Kerngeschäft weiter digitalisiert werden, um neue Kundengruppen und Vertriebskanäle zu erschließen. Als Beispiele hierfür nennt Bertelsmann im vorläufigen Geschäftsbericht etwa nonlineares Fernsehen auf allen Endgeräten, E-Books, Apps, E-Mags und Portale rund um die Zeitschriftenmarken sowie "digitale Wertschöpfungsketten im Dienstleistungsgeschäft". Außerdem will Bertelsmann neue Geschäftsfelder erschließen. Von diesen potenziellen "Wachstumsplattformen" habe das Unternehmen bereits zehn oder zwölf im Blick; einige Aktivitäten hier seien bereits initiiert, etwa im Geschäft mit Musikrechten sowie Aus- und Weiterbildung. Zudem will Rabe in "neue geografische Wachstumsregionen" expandieren. Die Notwendigkeit dafür mache ein Blick auf die demografische Entwicklung in den Kernmärkten deutlich, heißt es im vorläufigen Geschäftsbericht. Rabe will deswegen verstärkt in Ländern wie Indien, China und Brasilien aktiv werden. (re)
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