04.06.2010 - Was werden die nächsten zwölf Monate dem Dialogmarketing bescheren? Auf den Mailingtagen wird Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, sicher der eine oder andere Zeitgenosse begegnen, der behauptet, diese Frage beantworten zu können. Schenken Sie ihm keinen Glauben! Wenn die nächsten zwölf Monate auch nur halb so turbulent werden wie die zurückliegenden, dann ist eine seriöse Prognose einfach nicht möglich.
Wie alle anderen Branchen muss sich auch das Dialogmarketing mit bestimmten politischen, wirtschaftlichen und technischen Rahmenbedingungen auseinandersetzen. Klar, das Dialogmarketing wird weiter an Bedeutung gewinnen. Dies gilt insbesondere für den digitalen Arm, zumindest wenn das Online-Marketing das Thema Datenschutz in den Griff bekommt.
Selbst wenn also das Dialogmarketing insgesamt im Marketingmix an Bedeutung gewinnt, heißt das noch lange nicht, dass es permanent nach oben geht. Wenn die Wirtschaft unter einer Flaute leidet, leidet das Marketing mit. Es gibt zwar Anzeichen dafür, dass die Konjunktur wieder ein wenig anzieht. Aber wer sagt uns, dass ausgerechnet die Dialogbranche überproportional davon profitiert? Der gigantische Rettungsschirm für den Euro - auch wenn es dazu keine Alternative geben mag - wirkt ebenfalls nicht gerade beruhigend.
Die Dialogmarketingbranche hat in den zurückliegenden Monaten sehr wohl erfahren, was es heißt, wenn eine globale Wirtschaftskrise durch nationale Regelungswut verschärft wird. Die Änderungen im Bundesdatenschutzgesetz haben bei Dialogmarketing-Anwendern und -Dienstleistern für enorme Verunsicherung gesorgt. Zahlreiche Marktteilnehmer mussten Umsatzeinbrüche verkraften. Kurzarbeit, Entlassungen und Insolvenzen waren die Folge.
Vor allem die Vertreter traditioneller Dialog-Disziplinen wie Listbroking, Outbound-Telefonie und Mail Services müssen ihr Portfolio verändern. Große Dienstleistungskonzerne wie Arvato und die Deutsche Post passen ihr Angebot den veränderten Rahmenbedingungen an. Die kleinen Dienstleister sind einem gnadenlosen Preiskampf ausgeliefert; mittelgroße, konzernunabhängige Dialogmarketingdienstleister bilden mittlerweile die große Ausnahme.
Die Hoffnung ruht - wie könnte es anders sein - auf den neuen Medien. Die Deutsche Post etwa will sinkende Briefmengen durch ihren E-Postbrief auffangen. Seit Monaten versorgt Brief-Vorstand Jürgen Gerdes persönlich die Öffentlichkeit mit immer neuen Informationshäppchen zu seinem Online-Brief. Im Juli dürfte dann eine kaum zu übersehende Kampagne über alle Medien durchstarten. Auch die Schober Group betreibt im Netz längst einen Adressen-Shop. Prime Mail feiert mit 123Kataloge.de Erfolge, D+S wächst mit E-Commerce-Diensten, Acxiom bietet Realtime Enhancement und, und, und.
Die Nürnbergmesse als Veranstalter der Mailingtage will sich diesen Entwicklungen nicht verschließen. Der Internet-Auftritt der Mailingtage zeigt nun auch Bewegtbild-Inhalte; und kurz vor Messebeginn gibt es eine eigene iPhone-Applikation. Indes: Die großen Player der Online-Marketing-Szene meiden die Kongressmesse in Nürnberg nach wie vor. Man bleibt offenbar lieber unter sich, zum Beispiel auf der DMEXCO in Köln. Es gibt vielleicht auch nicht allzu viele Gründe für einen Online-Marketing-Experten, sich auf den Weg nach Nürnberg zu machen. Gerade einmal ein einziges der insgesamt acht Foren beschäftigt sich mit den Spielarten des Online-Marketings. Das Kongressprogramm ist in dieser Hinsicht zum Glück schon etwas weiter.
Kehren wir zu der eingangs gestellten Frage zurück: Was werden die nächsten zwölf Monate dem Dialogmarketing bescheren? Auch wenn ein Einzelner die Frage nicht beantworten kann und auch wenn das Online-Marketing in seiner Bedeutung für den Dialog unterrepräsentiert ist: Die etwa 400 Aussteller der Mailingtage geben einen guten Überblick über die Chancen des Dialogmarketings. Und man bekommt vielleicht ein Gefühl dafür, wohin die Reise in den nächsten zwölf Monaten gehen könnte. (te)
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