Quelle trauert um Herbert Bittlinger

Der aus Deggingen/Württemberg stammende Versandhandelsexperte war ein enger Vertrauter von Gustav und Grete Schickedanz. Er bekleidete über fast drei Jahrzehnte hinweg Führungspositionen innerhalb der Quelle-Gruppe. Von 1993 bis 2004 war er ehrenamtlich als Textilbeauftragter des Freistaates Sachsen tätig und wirkte maßgeblich am Aufbau einer zukunftsfähigen Textil- und Bekleidungsindustrie im Osten Deutschlands mit.

Nach dem Studium der Wirtschaftswissenschaften an der Universität Tübingen und einer dreijährigen Tätigkeit als Direktionsassistent in den Textil- und Bekleidungswerken Becker & Co. GmbH, Geislingen, trat Herbert Bittlinger 1954 als Prokurist in die Dienste des Versandunternehmens Madaillion-Mode in Frankfurt. Nach einer Karriere im internationalen Versandhandel folgte er 1971 einem Ruf von Gustav Schickedanz und trat als Direktionsbereichsleiter Textil in das Großversandhaus Quelle ein. Ab 1978 war er als ordentliches Mitglied der Geschäftsleitung beziehungsweise des Vorstandes verantwortlich für den weltweiten Einkauf des Unternehmens. 1986 wurde er zum Vorstand Universalversand berufen. 1994 übernahm Herbert Bittlinger den Vorstandsvorsitz von Quelle, nachdem er bereits von 1989 bis 1991 in gleicher Funktion tätig war und mit großem Erfolg das Versandgeschäft in den östlichen Bundesländern ausbaute. So war Herbert Bittlinger Anfang 1991 maßgeblich an der Entscheidung beteiligt, in Leipzig mit einem Investitionsaufwand von einer halben Milliarde Euro ein Versandzentrum zu errichten. Nach dem Führungswechsel 1996 kehrte Herbert Bittlinger bis 1999 wieder in den Aufsichtsrat- und Verwaltungsrat von Quelle zurück, dem er bereits von 1991 bis Ende 1994 als stellvertretender Vorsitzender angehörte.

Von 1993 bis 2004 war Herbert Bittlinger auf Wunsch des Ministerpräsidenten in ehrenamtlicher Funktion als Textilbeauftragter des Freistaates Sachsen tätig. Zudem war er Vorsitzender des Trägervereins "Sachsen-Leinen e.V." und schuf einen Unternehmensverband aus Anbauern, Aufbereitern und Verarbeitern von sächsischem Flachs. Parallel dazu übte er Aussichtsratsmandate für sächsische Textil- und Bekleidungsunternehmen aus. Als Zeichen dankbarer Anerkennung für hervorragende Verdienste um den Freistaat Sachsen und seine Bevölkerung wurde Herbert Bittlinger im November 2000 der Sächsische Verdienstorden verliehen. Er war zudem auch Träger des Bundesverdienstkreuzes des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.