Restrisiko für Dialog-Dienstleister

30.06.2009 - Die gute Nachricht vorab: Der neue Quelle-Katalog kommt - trotz des Insolvenz-Antrags der Muttergesellschaft Arcandor. Dem vorläufigen Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg war es in letzter Minute gelungen, vom Land Bayern eine Bürgschaft zu erhalten.

Quelle benötigte 20 bis 25 Millionen Euro für den Druck des Katalogs in einer Auflage von neun Millionen Exemplaren. Görg hatte sich außerdem zuvor die Zusage von Papierlieferanten, Druckereien und Bindern geholt, das nicht näher spezifizierte Restrisiko zu tragen.

Intransparente Strukturen

Allein das Beispiel Quelle zeigt, welche Folgen der Zusammenbruch eines Handels- und Touristikkonzerns wie Arcandor auf Dienstleister, insbesondere Dialogmarketing-Dienstleister, haben kann. Das Problem dabei sind die "absolut intransparenten Strukturen im Konzern", wie Handels- und E-Commerce-Berater Patrick Palombo anmerkt. Man kann sich allerdings ausrechnen, wer alles betroffen ist. Dazu gehören Kreativagenturen, die Druckerlandschaft, ausgelagerte Call-Center, Einkaufsdienstleister im Ausland, kleine so genannte Mama-Papa-Shops, technische Fachhäuser, die nicht direkt zu Quelle gehören, Institute zur Warenprüfung, alle möglichen Dienstleister aus dem Online-Bereich und, und, und. Selbst Sammelbesteller dürften nach der Erfahrung von Palombo nun in Erklärungsnot geraten, warum die Mitbesteller aus der Nachbarschaft überhaupt noch bei Quelle kaufen sollten.

Hausgemachte Schieflage

Der Grund ist relativ schlicht: "Die Verbraucher haben ein emotionales Problem, bei insolventen Unternehmen zu kaufen", sagt Palombo. Gemeint sind künftige Gewährleistungen wie Garantien, Reparaturen, Ratenzahlungen, Umtauschmöglichkeiten und vieles mehr. Palombo: "Was Quelle braucht, ist die Projektion nach vorn. Es ist jetzt unglaublich wichtig, vertrauensbildende Maßnahmen zu entwickeln. Und der neue Katalog muss richtig Wellen schlagen." Besonders optimistisch ist der Handels- und E-Commerce-Berater allerdings nicht. Das Management habe seit zehn Jahren Fehler gemacht. Die Schieflage sei hausgemacht. Quelle habe im Online-Handel einfach nicht genug Gas gegeben.

Ähnlich wird das wohl im Hause Otto Group gesehen. Hans-Otto Schrader, Vorstandsvorsitzender des Hamburger Konzerns, erklärte mehrfach, kein Interesse an der Übernahme von Quelle zu haben. Eine Umpositionierung des Universalversenders dürfte seiner Meinung nach zu lange dauern. Anders sieht es mit den Spezialversendern von Primondo, der Versandhandelssparte von Arcandor, aus. An dem einen oder anderen Spezialversender hat Schrader - ohne Namen zu nennen - bereits Interesse signalisiert. Konkrete Verhandlungen gibt es nach Auskunft der Otto Group allerdings noch nicht.

Zwar hatte der Arcandor-Konzern Insolvenz angemeldet. Neben der Touristik-Sparte sind aber auch die Spezialversender sowie der Teleshopping-Sender HSE24 nicht von der Insolvenz betroffen. Immerhin erwirtschaftete der Spezialversand im Geschäftsjahr 2007/2008 in elf Ländern mit 5.100 Mitarbeitern einen Umsatz von knapp einer Milliarde Euro. Hinzu kommt der Umsatz im Teleshopping in drei Ländern mit 600 Mitarbeitern in Höhe von 349 Millionen Euro. Den Großteil setzte Primondo allerdings mit Quelle um: 2,9 Milliarden mit 8.000 Mitarbeitern in 18 Ländern. Die Anzahl der Kunden allein von Quelle wird auf acht Millionen geschätzt.

Konsolidierung am Markt

Was passiert, wenn diese Masse an Kunden vom Service des Versandhandels enttäuscht wird - zumal mittlerweile auch so wichtige hauseigene Primondo-Dienstleister wie die Primondo Marketing Solutions, die SB-Gross Handels-Gesellschaft und der IT-Dienstleister Itellium Systems & Services in die Insolvenz gegangen sind? "Es wird sicherlich eine Konsolidierung am Markt geben", sagt Patrick Palombo. "Es ist aber die Frage, ob das den Übriggebliebenen hilft ..." (Martin Teschke)

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