18.06.2009 - Der Versender Otto will Anfang Juli eine groß angelegte Werbekampagne starten. Unter dem Motto "Happy Sixty!" feiert das Unternehmen seinen 60. Geburtstag. Hans-Otto Schrader, Vorstandsvorsitzender der Otto Group, kündigte ein Feuerwerk guter Ideen an.
Die Kampagne der Einzelgesellschaft Otto kommt ausgerechnet zu einer Zeit, in der der Hauptkonkurrent Quelle mit der Insolvenz von Arcandor ins Straucheln geraten ist. Schrader versicherte aber, dass die Kampagne bereits seit einem Dreivierteljahr in Planung sei und also aus den Schwierigkeiten von Quelle kein Kapital schlagen wolle. "Otto wird als Marke ab Juli sehr sichtbar werden", sagte Schrader bei der Bilanzpressekonferenz der Otto Group. "Und natürlich wollen wir dann auch ordentlich Umsatz generieren." Einzelheiten zu der geplanten Kampagne wollte er noch nicht verraten.
Die Otto Group ist bekanntlich an den Karstadt-Sport-Häusern und einigen Spezialversendern von Arcandor interessiert, führt aber aktuell keine Verhandlungen. Eine Übernahme von Quelle schloss Schrader erneut aus. Er glaube nicht, dass eine Sanierung des Universalversenders Quelle erfolgreich möglich sei, sagte der Konzernchef. Vielmehr befürchtet er, dass zu den finanziellen Schwierigkeiten von Quelle nun auch Service-Probleme kommen könnten, die in Summe möglicherweise eine negative Wirkung auf den gesamten Distanzhandel hätten. Bei Otto heißt es also: Finger weg von der Quelle.
Ohnehin ist die Otto Group gerade dabei, die eigene Versandhandelssparte innerhalb des Multi-Channel-Vertriebs neu aufzustellen. Schrader rechnet für diesen Prozess mit einem Zeitraum von drei bis fünf Jahren. Betroffen sind davon vordringlich die ehemaligen Universalversender Schwab und Baur, die auf dem Weg der Spezialisierung sind. Schwab wandelt sich unter dem Label Sheego zum Modeversender für große Größen; Baur soll zum Spezialversender für Mode, Schuhe und Wohnen für eine etablierte, konservative Klientel werden. Zudem investiert der Konzern sehr stark in den E-Commerce. Jüngste Beispiele sind der Einstieg in das Portal Limango und der Launch von Yalook.
[f1]Die Gründe für die Neuorientierung liegen auf der Hand. "Wir sind mit dem Ergebnis im Multi-Channel-Retail-Bereich nicht zufrieden", musste Schrader mit Blick auf das Geschäftsjahr 2008/2009 (bis Ende Februar) einräumen. Im Geschäftssegment Multichannel-Einzelhandel, dem nach wie vor größten Umsatzbringer für den Konzern, schloss die Otto Group auf dem Niveau des Vorjahres ab, wechselkursbedingt nahm der Umsatz um 1,0 Prozent auf 8,87 Milliarden Euro ab. Der Einzelgesellschaft Otto gelang im Berichtsjahr nach eigenen Darstellung die "Umsatzwende". Sie erzielte einen Umsatz von 1,67 Milliarden Euro und lag damit um 0,3 Prozent unter dem Vergleichswert des Vorjahres. Hoffnung spenden die Spezialhändler: Der Bonprix-Gruppe gelang ein Umsatzzuwachs von 3,4 Prozent auf 870 Millionen Euro. Die Heine-Gruppe steigerte ihren Umsatz um 6,2 Prozent auf 656 Millionen Euro. Der Umsatz der Schwab-Gruppe lag mit minus 0,1 Prozent knapp auf dem Niveau des Vorjahres und erreichte 929 Millionen Euro. Die Baur-Gruppe schloss das vergangene Geschäftsjahr mit einem Umsatz von 454 Millionen Euro ab und lag damit um 7,3 Prozent unter dem Wert des Vorjahres.
Insgesamt erwirtschaftete die Otto Group im Geschäftsjahr 2008/2009 einen Umsatz von 10,1 Milliarden Euro. Das entspricht einer Steigerung im Vergleich zum Vorjahr um 0,5 Prozent. Umsatztreiber sind das Inlandsgeschäft (plus 2,3 Prozent), das Segment Finanzdienstleistungen (plus 23,3 Prozent) und das Segment Service (plus 7 Prozent).
Darauf aufbauend will der Konzern 2009/2010 in drei Geschäftsfeldern wachsen. Neben dem E-Commerce wie zum Beispiel Limango, Yalook und natürlich Otto.de sind dies der stationäre Einzelhandel und der Service.
Im stationären Einzelhandel investiert der Konzern in Konzepte, die online-fähig und internationalisierbar sind. Beispiele dafür sind Crate and Barrel in den USA und Kanada, Bonprix in Italien und das Unternehmen Kitaro, an dem die Otto Group seit Dezember 2008 zu 49 Prozent beteiligt ist.
[f2]Mindestens genauso wichtig ist das Konzernziel, sich als internationaler Dienstleister für Handel und E-Commerce durchzusetzen. Schrader nennt diese Dienstleistungen für Geschäftskunden außerhalb des Konzerns "Integrated Business Services". Sie erstrecken sich von Einkauf und Lagerverwaltung über Kundenbetreuung und Bonitätsprüfung bis hin zu Transport und Zustellung. Die europaweiten Aktivitäten der Import-, Lager- und Distributionslogistik der Otto Group werden künftig unter der Marke Hermes gebündelt. Zum 1. Juli dieses Jahres wird hierfür die Dachgesellschaft Hermes Europe gegründet. Sie hat die vom Konzern verordnete Aufgabe, "den gesamten Unternehmensbereich bis 2012 zu einem Technologieführer mit signifikanten Anteilen am europäischen Markt auszubauen". Auch in der Warehousing-Logistik in Deutschland sind die Ziele hoch gesteckt. Die Otto Group will für ihre Kunden den 24-Stunden-Lieferservice als Regelleistung anbieten. Dazu ist in diesem Bereich jüngst eine komplette Umstrukturierung in Angriff genommen worden. (te)
Mischenrieder Weg 18
82234 Weßling
Tel.: +49 (0) 89-57 83 87-0
Fax: +49 (0) 89-57 83 87-99
E-Mail: info@onetoone.de
Web: www.hightext.de