27.02.2009 - Für den US Postal Service (USPS) wird es 2009 eng. Die mit 75 Milliarden US-Dollar Umsatz größte Postgesellschaft der Welt kämpft gegen drastisch sinkende Briefmengen.
Noch transportiert USPS fast die Hälfte aller weltweit versandten Briefe. Doch dieses Jahr könnte sich der Rückgang der Briefsendungen von 4,5 auf 9 Prozent verdoppeln. Für den Postriesen sind das 2,6 Millionen Briefe weniger - pro Stunde!
"Unsere Probleme nehmen zu", gestand der Chef der USPS, John E. Potter, im Januar. Er versicherte: "Wir tun alles in unserer Macht stehende, um die Kosten zu senken." Seit 2002 hat das Unternehmen bereits 120.000 Arbeitsplätze abgebaut. Mit 652.000 Mitarbeitern ist die USPS allerdings noch immer der zweitgrößte US-Arbeitgeber hinter Walmart. Dennoch vergrößere sich die Lücke zwischen Umsätzen und Kos ten. Die Post rechnet 2009 mit einem Verlust von mehr als 6 Milliarden US-Dollar (umgerechnet etwa 4,6 Milliarden Euro). Schon in den vergangenen zwei Jahren waren es insgesamt 8,1 Milliarden US-Dollar.
Die nackten Zahlen aber täuschen: Gewinn oder Verlust sind in großen Teilen politisch bestimmt und spiegeln nur ungenau die wirtschaftliche Leis tungsfähigkeit der Post wider. So war neben den Briefmengenrückgängen das Postgesetz aus dem Jahr 2006 der Hauptgrund für den Verlust im Geschäftsjahr 2008 (bis 30. September). Danach musste die Post einen Fonds zur Absicherung der Gesundheitskos ten ihrer Pensionäre aufbauen. Das schlug im vergangenen Jahr mit 5,6 Milliarden US-Dollar zu Buche. Ohne diese Auflage hätte die Post - vor allem aufgrund der letzten Briefportoerhöhung - einen Gewinn von 2,8 Milliarden erwirtschaftet. Denn das Porto ist das eigentliche Regulativ der Post. Sie erhält zwar keine direkten staatlichen Betriebszuschüsse. Regelmäßige Portoerhöhungen für die mit dem uneingeschränkten Monopol auf die Briefkastenzustellung ausgestattete Post sorgen jedoch dafür, dass Verlus te regelmäßig ausgeglichen werden. Wird Gewinn erwirtschaftet, werden die Briefpreise so lange nicht erhöht, bis wieder Verlus te auszugleichen sind ...
Diesem Rhythmus folgend, stiegen die Preise für Pakete und Express-Sendungen am 18. Januar um durchschnittlich fünf Prozent. Das entspricht in etwa den Erhöhungen, die auch die privaten Konkurrenten UPS und Fedex in den USA regelmäßig im Januar vornehmen. Eine Portoerhöhung für Briefe steht im Mai ins Haus - für den Standardbrief um 2 auf 44 Cent. Die genaue Höhe, deren Obergrenze an einen Preisindex für Endverbraucher gekoppelt ist, muss staatlich genehmigt werden.
Daneben versucht USPS stets, sich an die Spitze der technischen Entwicklung zu setzen. Deshalb steht bei der Briefsortierung, -beförderung und -zustellung 2009 eine Revolution an. Denn ab Mai kann USPS den neuen Intelligent Mail Barcode (IMB) anwenden. Der Code besteht aus 65 Strichen und ermöglicht eine komplette Sendungsverfolgung jedes einzelnen Briefes. Er enthält Absender, Empfänger und Servicedaten. "Versender können mit den Sendungsdaten die Effizienz von Telemarketing-Aktionen verbessern oder schnell die Wirkung verschiedener Angebote testen", verspricht Tom Day, der als Senior Vice President für Intelligent Mail und Adressqualität verantwortlich ist. Das Ziel des bereits 2003 gestarteten Großprojekts ist die Transparenz des gesamten Briefstroms vom Versender zum Empfänger.
Tatsächlich sollen alle, die den IMB anwenden, aufgrund von Echtzeitdaten im Sortier- und Transportprozess im Voraus exakte Informationen erhalten, wann ihre Briefe zugestellt werden. Einen eigenen Abliefer-Scan pro Brief plant USPS nicht. Neue Adressdaten können im Verlauf des Transportweges elektronisch berücksichtigt werden. Nicht zuletzt soll die höhere Informationsdichte in Verbindung mit neuer automatischer Sortiertechnik für Großbriefe die Sortierzeit von Zustellern verringern und die Effizienz erhöhen.
Doch die US-Post weiß, dass die normalen Einsparpotenziale nicht ausreichen, um die negativen Effekte schrumpfender Briefmengen auszugleichen. Jüngst wurde deshalb beim US-Kongress offiziell der Antrag gestellt, die Samstagszustellung zu streichen. Die Zustellung an sechs Tagen in der Woche ist in den USA seit 1982 gesetzlich festgelegt.
Auf der anderen Seite suchen die Verantwortlichen nach neuen Umsatzquellen, vor allem im Paket- und Expressbereich. Aktuell versucht die US-Post, gezielt Kapital aus der durch die Rückzugspläne von DHL ausgelösten Verunsicherung von DHL-Kunden zu schlagen. Die Homepage der US-Post trug schon die Schlagzeile: "Sie wollen weg von DHL Express? Wir können Ihnen helfen."
von Ludwig-Michael Cremer
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