Ist die virtuelle Messe eine Alternative zur echten?

23.02.2009 - Ein Rundruf aus der ONEtoONE-Ausgabe 03/2009.

Die Veranstalter der Cebit hatten bereits im vergangenen Jahr angekündigt, mit der Messe ganzjährig ins Netz zu gehen und dort etwa den Ausstellern mehr Platz einzuräumen, um sich und ihre Produkte zu präsentieren. Die Systems-Nachfolgemesse Discuss & Discover setzt ebenfalls im Rahmen eines mehrsäuligen Konzepts mit auf den Online-Kanal. Dienstleister wie Nextage wollen Unternehmen davon überzeugen, sich im Netz mit der virtuellen Messe Expo IP zu präsentieren. ONEtoONE fragte Branchenvertreter, ob sie glauben, dass solche neuen Formen die alte Messe schrittweise ersetzen könnten?


Thomas Lipke

Geschäftsführer des Online-Versandhändlers Globetrotter in Hamburg:

Virtuelle Messen halte ich nicht für sinnvoll. Der Grundgedanke einer Messe ist ja die Kommunikation zwischen Menschen. Das Fachliche kann man sicher auch über PDF-Dokumente oder Ähnliches recherchieren. Das Persönliche aber macht eine Messe aus. Chats, Videokonferenzen oder Second Life können das nicht ersetzen. Das Socializing am Abend stellt den wahren Wert einer Messe dar.


Daniel Richau

Creative Director bei der Agentur Syzygy in Hamburg:

Die Messe, wie wir sie kennen, bleibt wichtiges Marketinginstrument für Unternehmen. Gerade im B-to-B-Sektor und speziell für Branchen wie die Automobilindustrie kann das Internet das ganz persönliche Erleben einer Marke noch nicht ersetzen. Aber es muss vorbereiten, begleiten und vertiefen - vor und während der Messe. Und natürlich darüber hinaus! Schließlich ist das Medium Internet dafür prädestiniert, eine nachhaltige emotionale Verbindung zwischen Besucher und Aussteller kommunikativ zu pflegen. So kann auch lange nach der Messe noch von dem Engagement im Real Life profitiert werden.


Martin Dräger

Geschäftsführer beim Viral-Marketing-Dienstleister DSG Dialog Solutions in Hamburg:

Nein, ich denke nicht. Second Life hat auch nichts ersetzt, sondern neuen Raum geschaffen. Virtuelle Messeräume können Networking, Tuchfühlung und Erlebnisse nicht ersetzen. Wohl aber die Masse an Broschüren, verpasste Termine und das Reizmarathon der Messetage. Gute digitale Konzepte können Messen entschlacken und vernetzen, beispielsweise durch die Kooperation mit Businessnetzwerken wie Xing, Previews der Aussteller und Vorträge als Online-Videos. Das bedeutet für physische Messen, dass ihre Zahl vielleicht abnimmt, sie aber wichtig bleiben.


Patrick Palombo

Handels- und E-Commerce-Berater in Erkrath:

Eine virtuelle Messe kann keinesfalls eine "echte" Messe ersetzen, höchs-tens ergänzen. Messen sind nicht nur haptische Orte, mit neuen Eindrü-cken, im wahrsten Sinne, zum "Anfassen", sondern auch Dreh- und Angelpunkte persönlicher Kontakte, die übers Jahr meistens nur telefonisch, bzw. per Mail gepflegt werden. Der persönliche Umgang schafft Basis für Vertrauen und ist damit die Grundlage aller Geschäftsbeziehungen.


Niklas Frings-Rupp

Managing Director der Miami Ad School Europe in Hamburg:

Eine ausschließlich virtuelle Messe kann ich mir nicht vorstellen - das ist ja dann quasi keine Messe mehr. Einfach durchs Netz surfen, das macht man doch eh schon immer, und Portale gibt es genügend. Und was verloren geht, ist die Erlebniswelt. Nicht selten lernt man dort ja Lösungen für seine Probleme kennen, die man eben nicht online gefunden hat. Irgendwann hat die Virtualisierung auch mal den Zenit überschritten. Nein, ich bin nicht 80 Jahre alt, sondern 40.


Alexander Kopp

Geschäftsführer der Agentur Die Gefährten in Köln:

Ich glaube nicht, dass die virtuelle Messe eine Alternative für anfassbare Produkte darstellt - Haptik, Design und Verarbeitungsqualität muss man spüren und anfassen können - ich glaube nicht, dass die Hersteller gut beraten sind, zusätzlich zur eigenen Website einen weiteren virtuellen "Ausstellungsraum" aufzumachen. Für Software und Services hingegen halte ich die virtuelle Messe für sehr geeignet, da es heute schwierig ist, wirklich gute Dinge im Web zu finden.


Matthew Wood

Managing Director bei dem Affiliate-Marketing-Dienstleister Existem in Bristol:

Reale Online-Marketing-Messen steigern weiterhin ihre Besucherzahlen, aber auch spezifische Veranstaltungen haben in den letzten Jahren ihr stetiges Wachstum unter Beweis gestellt. Diese Messen bieten ein professionelles Umfeld für Besucher und Aussteller, um direkte und persönliche Kontakte mit Kunden und Geschäftspartnern zu pflegen. Daher glaube ich, dass der Reiz virtueller Messen mittlerweile verflogen ist. Die persönlichen Kontaktmöglichkeiten einer realen Messe sind ganz einfach unschlagbar.

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