Offensive fürs Direktmarketing

25.08.2008 - Ein Kommentar von Martin Teschke, Chefredakteur von ONEtoONE.

Die jetzt aufgedeckten Fälle von Datenklau sind nicht nur eine Riesensauerei, sie sind auch eine Katastrophe für das gesamte Direktmarketing. Sie beschädigen erneut das Image zweier zentraler Branchenbereiche: den Adresshandel und die Call-Center-Dienstleistungen. In der Öffentlichkeit manifestiert sich der Eindruck, dass es der eine oder andere im Direktmarketing mit den Gesetzen nicht ganz so genau nimmt. Nach den bislang abzusehenden Ausmaßen des Skandals genügt es deshalb nicht mehr, auf vereinzelt auftretende so genannte schwarze Schafe zu verweisen.

Die ersten Folgen der Enthüllungen sind schon jetzt zu beobachten: die Rufe nach schärferen Gesetzen. Gerd Billen, Chef der Verbraucherschützer, schlägt sogar vor, den Datenschutz im Grundgesetz zu verankern. Dies allerdings würde die Verfassung nur unnötig überladen. Schließlich findet sich im Grundgesetz bereits das Grundrecht auf informationelle Selbstbestimmung. Auch auf der viel konkreteren Gesetzesebene besteht nicht wirklich Handlungsbedarf. Hat doch das Bundeskabinett gerade erst einen Gesetzentwurf zum Telemarketing verabschiedet, der einen realisierbaren Kompromiss zwischen Verbraucherschutz und wirtschaftlichen Interessen abbildet. Wegweisend ist zudem der kürzlich ergangene Spruch des Bundesgerichtshofs zu E-Mail- und SMS-Werbung. Die Einwilligung der Verbraucher, solche Werbung zu erhalten, muss nun per Opt-in eingeholt werden. Gesetze gibt es also genug. Das Problem ist der Vollzug. Wer soll denn jene Call-Center-Dienstleis-ter und Listbroker kontrollieren, die schon jetzt in einer rechtlichen Grauzone operieren und beim ers-ten wirtschaftlichen Druck nur allzu bereit sind, hier und da auch mal illegale Methoden anzuwenden? Das ist von staatlichen Behörden überhaupt nicht zu leisten und nicht bezahlbar. Und das wäre auch nicht im Sinne eines gut funktionierenden Kundendialogs, von dem ja alle profitieren.

Nein. Jetzt muss die Stunde der Verbände schlagen. Aufrufe, beispielsweise seitens des Call Center Forums, kriminelle und seriöse Dienstleister doch bitte nicht in einen Topf zu werfen, argumentieren aus einer Position der Defensive heraus. Der Deutsche Dialogmarketing Verband hingegen hat die Offensive gewählt. Er hat Strafantrag gestellt, sucht die Öffentlichkeit und klärt die Verbraucher darüber auf, wie sie sich schützen können.

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