29.04.2002 - Der erhoffte Kick für die Wirtschaft blieb aus
"Ein Signal allgemeiner Zuversicht und des Aufbruchs" hätte die internationale Informations- und Telekommunikationsmesse setzen sollen, so Bundeskanzler Gerhard Schröder am 13. März 2002 anlässlich der diesjährigen CeBIT-Eröffnung in Hannover. Doch die vermeintliche Konjunkturlokomotive CeBIT entpuppte sich als eher lahmes Vehikel.
Trotz der Verlängerung der Computermesse auf acht Tage verzeichnete CeBIT-Veranstalter Deutsche Messe AG einen Besucherrückgang von knapp 18 Prozent auf rund 700.000 Personen. Im Vorjahr waren noch rund 850.000 Besucher zur Messe erschienen. Auch die Ausstellerzahl schrumpfte - von knapp 8.100 im Vorjahr auf circa 7.960 Aussteller.
Dennoch zeigt sich der Veranstalter "verhalten" zufrieden angesichts dieses Ergebnisses. Auch der IT-Branchenverband Bitkom zeichnet ein zufrieden stellendes Stimmungsbild von der CeBIT: Den Besucherrückgang führe man darauf zurück, dass Unternehmen zunehmend "einzelne, zumeist hochrangige Firmenvertreter" auf die CeBIT entsenden. Aufgrund des Investitionsklimas im zweiten Quartal sei im Zuge der CeBIT "lohnendes Nachmessegeschäft" zu erwarten. Bitkom rechnet im laufenden Jahr mit einem vierprozentigen Branchenwachstum im IT-Bereich auf ein Umsatzvolumen von rund 140 Milliarden Euro.
Ganz andere Töne von der Hamburger Mummert + Partner: Die CeBIT werde immer unwichtiger. Eine Online-Umfrage, die die Unternehmensberatung unter rund 1.500 Internetnutzern durchführte, ergab, dass zu den häufigsten Gründen für das Fernbleiben von der Messe der Zeitaufwand sowie die Angebotsschwemme und Unübersichtlichkeit zählten. Auch sei die CeBIT kein zuverlässiges Trendbarometer, so die Unternehmensberatung. Zwar habe man in den Jahren 2000 und 2001 trendgemäß auf Sicherheit und Highspeed-Internet gesetzt. Dennoch sei beispielsweise im Jahr 2000 die Bedeutung der New Economy auf der CeBIT überschätzt worden. Bleibt die Frage, was aus den mobilen Technologien wird - die in diesem Jahr laut einer Mummert-Umfrage unter Ausstellern übrigens auf Platz fünf der Liste der CeBIT-Topthemen standen.
Im Dialogmarketing-Trend auf der CeBIT lagen, so Aussteller saracus consulting in Münster, Datawarehousing, Business-Intelligence und CRM. Der Grund: Die Analyse operativer Informationen bei der Erschließung neuer Geschäftspotenziale gewinne zunehmend an Wert.
Bei der technologischen Umsetzung der Integrierten Kommunikation drehte sich nicht nur beim Aussteller media factory in Lübeck alles ums Projekt-, Ressourcen- und Knowledge-Management. Auch Do- kumentenmanagement, zum Beispiel von der Hamburger trigonon, oder Kampagnen- und E-Mail-Management, wie vom Anbieter econe in Neu-Isenburg, zählten in diesem Jahr zu den angesagten Dialogtrends. Alles in allem präsentierten die Aussteller zwar weiterentwickelte Technologien, aber keine bahnbrechenden Neuigkeiten.
Ebensowenig bahnbrechend erwies sich die CeBIT für den Konjunkturaufschwung. Auf den wartet (nicht nur) die IT- und TK-Branche nach wie vor. Doch auch wenn es die diesjährige CeBIT in Hannover noch nicht vermochte, Schröders "Aufbruchstimmung" zu initiieren, so will der Veranstalter das Konzept der Computermesse auf den amerikanischen Kontinent exportieren, wie bereits in Australien und Shanghai geschehen.
Aber zurück nach Hannover: Die nächste CeBIT findet vom 12. bis 19. März 2003 statt. Ob die Wirtschaft bis dahin wieder flott ist oder ob die CeBIT dann auf ein Neues als Initialzünder herhalten muss, wird sich noch erweisen. ks
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