Telekommunikation

"Windmühlen bauen - keine Mauern"

09.07.2015 - Ein ausgeschöpfter Markt, der Breitbandausbau, die Diskussion um die Netzneutralität - als sähen sich Telekommunikationsanbieter nicht schon mit genug Problemen konfrontiert. Jetzt vergrößern Facebooks Whats App-Calls, Google Project Fi und Apple SIM auch noch die Internet-Riesen den Wettbewerb. Wir sprachen mit Unternehmensberaterin Bettina Rotermund über das Problem und mögliche Lösungen.

Die "goldene Zeit", wie Telekommunikationsgesellschaften sie nennen, von 2007 bis 2010, ist vorbei. Jetzt, ein paar Jahre später, stehen die Telkos vor einer Wand von Problemen. Der ausgeschöpfte Markt, die Internet-Riesen, die in den Telefon-Markt drängen, die Diskussion um die Netzneutralität, der Breitbandausbau. Der frühere Standard werde nicht mehr zu retten sein, sagt Bettina Rotermund von Iskander Business Partner, die die Gesellschaften berät. Man müsse sich endlich neue Möglichkeiten ausdenken. "Die aktuelle Vogelstrauß-Taktik führt letzten Endes nur dazu, dass früher oder später in der tradierten Telko-Branche Köpfe rollen werden."

Mit Telefondiensten wie Facebooks Whats App-Calls, Google Project Fi und Apple SIM wird der Wettbewerb immer größer. "Der größte Konkurrenzdruck kommt durch diese Alternativen zustande", meint Rotermund. Der Apple-Service weist aber noch Schwächen auf. Und das "Netzwerk der Netzwerke" (wie es der Konzern selber nennt) Google Fi, das sich je nach aktuell zur Verfügung stehender Verbindung in verschiedene Netze und Wifi-Hotspots wählt, ist momentan nur in den USA verfügbar und funktioniert nur mit dem Smartphone Nexus 6.

Natürlich funktionieren diese Dienste nur, wenn die Netzqualität ausreichend ist, Glasfaser, LTE, Vectoring. Dafür sind bisher immer die Telkos verantwortlich gewesen. Und haben doch auch da momentan das Nachsehen. Denn Google und Co. fahren auf den von den Gesellschaften gebauten Datenautobahnen, etwas zahlen wollen sie nicht.

Eine Möglichkeit, schnellere Verbindungen zu verkaufen, gewisse Daten also priorisiert zu transportieren, ist in Deutschland momentan zwar noch nicht problematisch. Aber das kann sich ändern, sollten europaweit ähnlich strenge Netzneutralitätsregeln eingeführt werden wie in den USA oder in den Niederlanden. "Das hängt wie ein Damoklesschwert über den Telkos", sagt Rotermund. Und auch die ewige Frage, wer denn für den Breitbandausbau zahlt, ist ein Problem. Telekom und Co. müssten sich nebenbei schließlich auch noch um den Erhalt der bestehenden Strukturen kümmern. Deutschland sei hier ein besonders schwieriger Markt, sagt Rotermund, weil das Land mit seinen vielen Städten über 200.000 Einwohner so dezentralisiert sei. "Der Breitbandausbau ist essenziell. Deutschland droht hier im Wettstreit der Nationen abgehängt zu werden." Denn man ist sich hierzulande immer noch keineswegs darüber einig, wer das Ganze am Ende des Tages eigentlich bezahlt. "Schlussendlich wird wohl der Konsument zur Kasse gebeten", denkt Rotermund.

Eigene Autos entwickeln

Was können die Telekommunikationsanbieter also tun, um mitzuhalten? Windmühlen sollten sie bauen, und keine Mauern, wenn der Wind der Veränderung bläst, meint Bettina Rotermund. Das heißt zum Beispiel: Eigene Autos entwickeln, um den Verkehr auf der selbst errichteten Datenautobahn nicht komplett den Internetriesen zu überlassen. Rotermund schlägt Partnerschaften, Streaming-Dienste, Angebote, die dem Kunden einen Mehrwert schaffen, für den zu zahlen er bereit ist, vor.

"Diejenigen, die dem Kunden zuhören und erkennen, welche Bedürfnisstruktur im Markt gegeben ist, werden Erfolg haben." So könnte man die Expertise, die man bezüglich Billing, Cloud, Datentransport und -sicherheit hat einsetzen, um Kooperationen einzugehen, die erstmal nicht augenscheinlich sind. "Eine Möglichkeit ist eine Kooperation mit den Krankenkassen, um den wachsenden E-Health-Markt zu bedienen. Sensible Daten könnten von den Telkos transportiert, Zusatzleistungen über die Telefonrechnung abgewickelt werden. So hätten alle etwas davon." (ks)

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