Zalando.ch
, Tochter des deutschen Moderiesen Zalando
, bleibt auch im vierten Jahr in Folge umsatzstärkster Onlineshop der Schweiz. Das geht aus dem von der ECommerce-Beratung Carpathia AG
zusammengestellten Ranking der größten Onlineshops der Schweiz hervor.
Musste Zalando im Vorjahr 5,7 Prozentpunkte abgeben, so reichte es für den aktuellen Erhebungszeitraum 2024 für ein Miniwachstum von 2,9 Prozent. Anders als der Zweitplatzierte Galaxus
. Der ist mit 1,65 Mrd. nur noch 50 Mio. CHF hinter Zalando mit 1,7 Mrd. Umsatz. Im vergangenen Jahr betrug der Abstand noch 300 Mio. CHF.
Der Generalist distanziert den aus demselben Konzern stammenden Elektronik-Händler Digitec
deutlich, der mit 1,1 Mrd. CHF (Vorjahr 1,05 Mrd.) wieder auf Platz drei des eidgenössischen B2C-Rankings rangiert. Während Digitec nach Jahren der Schrumpfung endlich wieder zehn Prozent Umsatz zulegen konnte, ist das Wachstum der Konzernschwester ungebrochen: Um knapp 19 Prozent wuchs Galaxus im vergangenen Jahr, nach einem Plus von 30 und 41 Prozent in den Jahren zuvor.
Die Entwicklung des Umsatzes der Top-5 der Schweizer B2C-Onlineshops seit 2019
Grafik: Carpathia/iBusiness
Die Digitec Galaxus AG ist mit einem Umsatz von 2,8 Milliarden Franken im Jahr 2024 der größte Onlineshopbetreiber der Schweiz (Vorjahr 2,4 Mrd.). Er gehört zu 70 Prozent der
Migros AG
und betreibt neben seinen beiden Onlineshops auch noch zehn Digitec-Filialen in der Schweiz.
Neben Zalando schaffte es mit dem deutschen Shop des US-ECommerce-Giganten
Amazon.de
wie im Vorjahr auf Platz vier und dem chinesischen
Aliexpress
, der ECommerce-Tochter von
Alibaba
, wie im Vorjahr mit 390 Mio. auf Platz acht lediglich ein weiterer Ausländer in die Top Ten: Der Katapulteinsteiger
Temu
verdoppelte 2024 seinen Umsatz in der Schweiz von 350 auf 700 Millionen CHF auf Platz sechs und lässt neben
Brack
auch Aliexpress hinter sich.
Als einziger ausländischer Anbieter musste der erfolgsverwöhnte ECommerce-Riese Amazon in der Schweiz Federn lassen. Amazon.de gab gegenüber dem Vorjahr 4,4 Prozent Umsatz ab. Offensichtlich schafft es vor allem Galaxus als Generalist bei der schweizerischen Kaufbevölkerung, die Gleichung "E-Commerce = Galaxus" durchzusetzen. Anders als in Deutschland, wo ja seit Jahren "E-Commerce = Amazon" gilt.
Rang | Onlineshop | Umsatz 2024 (Mio.CHF) | Sortiment |
---|
1 | zalando.ch* | 1.700 | Fashion & Accessoires |
3 | galaxus.ch* | 1.650 | Universal |
2 | digitec.ch* | 1.150 | Electronics & more |
4 | amazon.de* | 910 | Universal |
5 | ricardo.ch* | 800 | Universal |
2025 neu in den Top 15 sind
Interdiscount
(plus 125 Mio. CHF) und
Apple
(plus 10 Mio. CHF). Grund für das Umsatzwachstum bei Interdiscount ist, dass Eigner
Coop
seinen Onlineshop Microspot im Frühjahr 2024 vom Netz genommen hatte und der Traffic seitdem zu Interdiscount umgeleitet wird. Das Beratungsunternehmen
Carpathia
, Urheber des Rankings, vermutet, dass so 90 Mio. CHF von früheren Microspot-Umsätzen übernommen wurden.
Nicht mehr in den Top 15 vertreten ist ebenfalls
Ebay
. Der Marktplatz stürzte um sechs Plätze ab und landete mit 130 Mio. CHF Umsatz auf Rang 21. Ein Minus von rund 28 Prozent.
Insgesamt finden sich unter den fünfzig Top-Onlineshops der Schweiz knapp zwei Fünftel ausländische Anbieter. Allerdings sind sie umsatztechnisch sehr relevant: Allein das chinesische Trio aus Aliexpress (390 Mio.), Temu (700 Mio.) und
Shein
(Platz 13 mit 250 Mio.) setzt zusammengenommen 1,3 Milliarden Franken um. Aufgrund deren Tiefstpreise sei eine
"Multiplikation mit Faktor 3 für den Substitionswert von 'Schweizer Händlerware'" betrachtenswert, so Carpathia im Vorjahr.
Insgesamt erwirtschafteten die Top-50 der Schweizer B2C-Onlinehandelsunternehmen im abgelaufenen Jahr 2024 rund 13,08 Mrd. CHF. Das sind 5,9 Prozent mehr als im Vorjahr, und damit 77 Prozent des gesamten B2C-Onlinehandelsumsatzes der Schweiz, der laut
Uni St. Gallen
bei rund 18 Milliarden Schweizer Franken lag.
Alleine die Top-5 sind dabei für knapp die Hälfte des Ranking-Gesamtumsatzes (47 Prozent) gut, die Top-10 sammeln immerhin knapp zwei Drittel (66 Prozent) ein. Es zeigt sich, dass der Konzentrationsprozess im Schweizer E-Commerce sich nach oben in die Spitze fortsetzt: Im Jahr 2022 summierte sich der Top-5-Umsatz auf ein Drittel und der Top-10-Umsatz auf rund die Hälfte des Ranking-Gesamtumsatzes.
Der eidgenössische E-Commerce teilt sich nach wie vor in wenige große und sehr viele kleine Onlineshops. Alleine Amazon ist beispielsweise mit seinen drei Ländershops DE, FR und IT in den Top-50 präsent. So gibt es nach wie vor lediglich drei Shops mit Milliardenumsatz. Ab Platz 26 liegt der jeweilige Gesamtumsatz unter 100 Mio. CHF. Diese Untergrenze erreicht das
deutsche Shopranking bei seiner Top-75 überhaupt nicht.
Die Marktplätze Digitec Galaxus und Temu sind die klaren Wachstumsgewinner des Jahres 2024. Sie übertrumpfen Amazon signifikant. Anbieter mit Preisfokus gehören im aktuellen Jahr zu den Gewinnern: Temu, Shein,
Bestsecret
,
Nettoshop
,
Ottos
und
Apfelkiste
legen zum Teil deutlich zu.
Die großen B2C-Shops der Schweiz wachsen oder halten im Jahr 2024 ihre Umsätze. Demgegenüber kämpfen mehr kleinere ECommerce-Anbietende mit Umsatzverlusten: Knapp die Hälfte der Onlineshops auf den Rängen 30 bis 50 verlieren, während auf den vorderen Plätzen es nur zwei sind. Mittelgroße Universalisten mit Fashion-Sortiment verlieren. Dieser Umsatz wandert zum chinesischen Trio von Shein, Temu und Aliexpress, die laut Carpathia-Schätzungen 560 Mio. CHF Fashion-Umsatz den schweizerischen Anbietern entziehen.
Ein schwieriges Jahr für Schweizer B2B-Onlineshops
Im
B2B-Segment bleiben
Mercanto.ch
der
Pistor Holding Genossenschaft
,
Alltron AG
und
Elektro-Material.ch
unverändert auf den ersten drei Plätzen. Sonepar und Hogashop tauschten ihre Plätze.
Im Ranking teilen heimische Unternehmen die Top-10 unter sich auf.
"2024 war ein schwierigeres Jahr für den B2B-Onlinehandel als 2023", so Carpathia-Consultant David Morant
. Acht von 15 B2B-Onlineshops haben im vergangenen Jahr Umsätze verloren oder stagnieren. Im Jahr 2023 hatten nur zwei B2B-Shops Umsatzrückgänge zu beklagen.
Rang | Onlineshop | Unternehmen | Umsatz 2024 (Mio.CHF) |
---|
1 | Mercanto.ch | Pistor AG | 662 |
2 | alltron.ch* | Alltron AG | 565 |
3 | elektro-material.ch* | Elektro-Material AG | 550 |
4 | sonepar.ch
* | Sonepar Suisse AG | 390 |
5 | hogashop.ch
* | HOGALOG AG | 370 |
Der Elektrogroßhandel in der Schweiz legt seit vielen Jahren stetig zu. Diese Entwicklung ist auch im aktuellen Erhebungszeitraum zu beobachten. Eine stabil starke Nachfrage gibt es laut der Erhebung in den Bereichen Photovoltaik, Gebäudeautomation und E-Mobility. Während der Foodservice aufgrund Marktwachstum und Kanalshift zulegt, stagnieren Umsätze bei B2B-Unternehmen aus Baugewerbe und Heizung/Klima/Lüftung/Sanitär (HLKS). Von diesem Trend kann sich nur der Elektrogroßhandel abkoppeln. Carpathia sieht in der Schweiz spannende B2B-Geschäftspotentiale in den kommenden Jahren für Prozesskostenvorteile, wenn B2B-Onlineshops durch neue Features und KI die Kundschaft langfristig an sich binden können.
Alle Angaben sind Unternehmensinformationen, öffentliche Angaben oder Carpathia-Schätzungen (mit * gekennzeichnet) und stellen die reinen Onlineumsätze in CHF an Schweizer Lieferadressen des Geschäftsjahres 2024 dar. Der gelistete Umsatz entspricht dem Eigenumsatz inkl. Marktplatzanteil ohne MwSt. und bereinigt um Retouren und Storni.