28.09.2012 - Der Social-Media-Riese Facebook will mit neuen Werbeformaten seinen Vertrieb hierzulande langsam ausbauen. Getestet werden nun erstmals Mobile-Pagepost-Ads. Zudem verteilt das Unternehmen momentan Gutscheine an KMU, damit diese Werbung auf der Plattform schalten. Auch Call-Center setzt Facebook offenbar für den Vertrieb ein. ONEtoONE hat mit F. Scott Woods gesprochen, dem Commercial Director Germany des Social-Networks.
Das soziale Netzwerk Facebook baut offenbar kontinuierlich seinen Werbevertrieb in Deutschland aus. "Das deutsche Anzeigengeschäft läuft sehr gut. Wir erleben eine schnelle Adaption der neuen Formate durch die Werbekunden", sagte F. Scott Woods, Commercial Director Germany bei dem Unternehmen, gegenüber ONEtoONE. Angaben zu Umsatzhöhe oder der Zahl der Werbekunden macht Woods nicht. Die Nennung einzelner Länderumsätze ist für US-Unternehmen aufgrund des Börsenrechts generell problematisch.
Ein Unternehmensbericht über das vergangene Quartal enthält immerhin Angaben zum Geschäft auf dem gesamten europäischen Kontinent. Nach diesen lag in Europa die Zahl der täglich bei Facebook aktiven Nutzer im jüngsten Quartal mit 154 Millionen zwar höher als in den USA (130 Millionen Nutzer), Asien (129 Millionen Nutzer) und dem Rest der Welt (139 Millionen Nutzer). Offenbar hinkt Facebook mit der Werbevermarktung in Europa jedoch hinterher. So beträgt in den USA der durchschnittliche Umsatz pro User 3,20 US-Dollar und in Europa 1,43 US-Dollar. Dieser Umstand dürfte mit ein Grund dafür gewesen sein, dass die Netzwerkbetreiber mit Martin Ott einen eigenen Leiter für das Nordeuropageschäft installiert haben (s. S. 57 OtO 10/12).
In Deutschland hat Facebook zudem in den vergangenen Monaten das lokale Team aufgestockt. "Anfang 2011 waren wir in etwa so groß wie ein Fußball-Team; mittlerweile können wir fast mit zwei Mannschaften gegeneinander spielen", so Woods.
Der Aufbau des Anzeigengeschäfts verläuft nach Darstellung des deutschen Vertriebschefs in Phasen. Viele Kunden hätten mit Anzeigen auf der rechten Seite begonnen, die einen Verweis auf eine Website oder ein bestimmtes Produkt enthielten. "Das funktioniert wegen unserer Targeting-Möglichkeiten auch immer noch sehr gut, gerade für Retailer", so Woods. Die zweite Phase bildeten dann ,Like Ads`; Anzeigen mit sozialem Kontext. "Sie sind stärker ins ,Facebook-Ökosystem` integriert und ermöglichen es, mit den Nutzern in den Dialog zu treten." Die dritte Stufe stellen die ,Pagepost Ads` dar, mit denen die Werbekunden einzelne Beiträge von ihrer Unternehmensseite als Anzeigen buchen können. "Unsere Kunden gehen all diese Schritte mit", sagt Woods.
"In Kürze beginnt ein kleiner Test, der es Werbetreibenden ermöglicht, Seitenbeiträge auch über Freunde von Fans hinaus in den Neuigkeiten hervorzuheben", kündigte eine Unternehmenssprecherin gegenüber ONEtoONE an. Diese Anzeigen könnten mobil oder auf dem Desktop erscheinen - ein wichtiges Detail, wird Facebook doch von Analysten häufig vorgeworfen, kein funktionierendes Mobile-Werbemodell entwickelt zu haben. Die neuen Anzeigen sehen angeblich wie andere Pagepost-Werbeanzeigen in den Neuigkeiten aus und seien als gesponsert markiert. "Es handelt sich hierbei um einen kleinen Test, und Facebook holt hierbei kontinuierlich von den Menschen Feedback ein, wie die Erfahrung mit Werbung verbessert werden kann", so die Sprecherin.
Neben dem Direktvertrieb setzt Facebook vor allen Dingen auf die Bereitstellung von Informationen. "Wir sehen uns als Plattform-Company", sagt Woods. "Die Dokumentation zur Nutzung der Plattform ist online komplett vorhanden." So hält beispielsweise die E-Learning-Plattform "Facebook Studio Edge" Lehrgänge in drei verschiedenen Schwierigkeitsstufen zu den Themen Unternehmensseiten, Werbung und Technologie bereit. Die aktuell nur auf Englisch verfügbare Plattform soll regionalisiert werden. Auf Deutsch vorhanden ist bereits die ähnlich gelagerte Seite Facebook Marketingkonzepte. "Wir wollen vornehmlich mit solchen Tools den Markt aufklären. Das ist deutlich schneller skalierbar, als überall vor Ort zu sein", sagt Woods. "Live-Webinare" führt Facebook ebenso durch wie "reale Events" für Agenturen oder Entwickler.
Offenbar nutzt Facebook auch den Vertrieb durch Call-Center. Auch ONEtoONE ist wegen Werbung auf Facebook für die eigene Seite schon angerufen worden. Woods ist lediglich zu entlocken, dass es ein Outbound-Programm gibt. "Unser ,Four Steps zu Success`-Programm wendet sich an KMU." Aktuell geht das Unternehmen dabei ähnlich wie Google vor und vergibt Gutscheine im Wert von 30 Euro für Anzeigenbuchungen. (re)
[k]Dieser Artikel erschien zuvor in ONEtoONE Ausgabe 10/12[/k]
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