04.11.2011 - Die Klickraten auf Banner sinken seit Jahren kontinuierlich und bewegen sich aktuell nur noch im Promille-Bereich. Große Online-Vermarkter sind der Meinung, dass Display-Werbung implizit wirkt und der Klick als Währung abgelöst werden sollte - dafür trommelt etwa der Burda-Vermarkter Tomorrow Focus mit einer Studie zur "Werbewirkung jenseits des Klicks". ONEtoONE fragte führende Köpfe der Branche, ob ihnen schon ein- oder mehrmals ein klassisches Online-Werbemittel besonders in Erinnerung geblieben ist, sie dazu gebracht hat, sich mit einem Produkt besonders auseinanderzusetzen, vielleicht sogar einen Kauf eingeleitet hat - oder ob sie einen Bannerblocker nutzen.
Horst Wagner, Geschäftsführer der Agentur Pixelpark in Hamburg:Selbstverständlich setze ich keinen Banner-Blocker ein. Sehr erfolgreich, weiß ich aus eigener Erfahrung unseres Hauses, war die von uns entwickelte C-Klasse-Coupé-Kampagne von Mercedes-Benz. Hat alle Erwartungen übertroffen.
Christian Daul, Geschäftsführer der Agentur Scholz & Volkmer in Wiesbaden:Banner sind tatsächlich noch lange nicht tot und können genauso gut funktionieren wie eine Anzeige. Wenn sie nur gut sind und nicht nerven wie kleine ungezogene Kinder. Bei mir hat jüngst die Rich-Media-Kampagne für Gucci Guilty ganz gut funktioniert. Schöner Clip, der per Roll-over größer wird, startet und zu einer Extended Version auf einem Youtube-Channel führt. Einziges Problem: Duften kann das Web noch nicht, und so muss ich mal sehen, wie lange die Erinnerung haftet.
Marco Zingler, Geschäftsführer der Agentur Denkwerk in Köln:Die Ästhetik, Authentizität und Relevanz sind für mich wesentlich, ob ein Werbemittel gelungen ist oder langweilt. Die Zukunft der klassischen Online-Werbung sehe ich darin, diese Aspekte innerhalb origineller, interaktiver Formate zu kombinieren. Wenngleich er mich nicht immer zum sofortigen Kauf animiert, so erzielt ein innovativer Banner doch meine sofortige Aufmerksamkeit für das beworbene Produkt und trägt zur späteren Kaufentscheidung bei.
Thomas Koch, Inhaber der Beratung TK-One in Düsseldorf und Mitgründer des Third Club:Ich klicke ja nie auf Banner. Nicht absichtlich jedenfalls. Ein einziges Mal habe ich mir einen Avis-Mietwagen unmittelbar im Anschluss an eine Lufthansa-Online-Buchung unterjubeln lassen. Nicht dass ich was gegen Online hätte. Ich bin seit 2001 bei Ebay mit über 10.000 Bewertungen. Kaufe regelmäßig bei Amazon. Banke und buche meine Flüge und Hotels online. Ich bin leidenschaftlicher Twitterer und stolz auf meine 2.000 Follower. Mein Posterous-Blog bringt es auf 14.000 Views. Ich bin bekennender Online-Addict. Aber wie jeder andere Online-User rege ich mich über Websites, die mit Bannern zugemüllt sind, und über jedes Pre-Roll und Pop-up auf, das sich meiner Online-Nutzung in den Weg stellt. Online-Werber sind offenbar zu unerfahren, um etwas von Reaktanz zu verstehen. Sie wissen anscheinend nicht, dass störende Werbung einen negativen Einfluss auf ihre Botschaft haben kann. Sie sind naiv und erstaunt, dass ihre Klickraten ins Homöopatische sinken. Ich lasse mich gern von Anzeigenwerbung beeinflussen, die für mich relevant ist. Ich lasse mich sogar von TV-Spots gelegentlich dazu verführen, ein neues Produkt zu kaufen. Aber Online-Werbung lässt mich völlig kalt. Besonders dann, wenn ich mich "ge- und re-targetet" fühle. Was aber selten vorkommt. Ich bin ja nicht blöd und hinterlasse jedem meine Cookies. Und mein rechter Zeigefinger ist schneller als jedes Display ...
Vasco Sommer-Nunes, Geschäftsführer des Blog-Vermarkters Mokono in Berlin:Unsere Social-Media-Banner wirken bei mir natürlich immer, weil die Tweets darin mich neugierig machen. Wer hat das Produkt schon ausprobiert und was dazu auf Twitter gesagt? Das ist persönlicher als eine Bewertungszusammenfassung. Ansonsten ist Kreativität im Werbemittel immer noch Trumpf. Da die meisten Banner aber nicht sehr kreativ sind, erinnere ich mich nicht an eines. Einen Bannerblocker verwende ich nicht.
Jutta Lorberg, Senior Consultant bei der PR-Agentur Becker+Schreiner Kommunikation in Willich:Ich selbst bin notorischer Wegklicker - war aber neulich überrascht, dass sich Bannerwerbung mittlerweile auch auf zuvor besuchte Seiten justieren lässt (wohlgemerkt, ohne dass ich irgendwo mit Kundennamen eingeloggt war, geht das über den Browser-Cache?! Faszinierend!) - da wurden dann in Bannern auf völlig anderen Portalen die Produkte beworben, die ich mir in einem Online-Shop schon mal angeschaut hatte. Das war mir dann schon ein wenig unheimlich ...
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