30.03.2011 - Die Media-Saturn-Gruppe hat den Aschaffenburger Elektro-Onlineshop Redcoon übernommen. Das Unternehmen soll neben Mediamarkt und Saturn als dritte, unabhängige Tochter weitergeführt werden. Die Media-Saturn-Holding bekommt damit auf einen Schlag einen relevanten Internet-Pureplayer unters eigene Dach. Offenbar soll der interne Wettbewerb auch den bisher rein stationären Töchtern Mediamarkt und Saturn bei ihren stockenden E-Commerce-Bemühungen Beine machen.
Redcoon soll auch in Zukunft ausschließlich im Online-Segment tätig sein, so Media-Saturn in einer Pressemeldung. Als unabhängige Tochter wird es zu den anderen Konzerngesellschaften im Wettbewerb stehen. Gründer Reiner Heckel agiert weiter als Geschäftsführer. "Redcoon hat sich mit seiner Strategie am Markt und beim Kunden sehr erfolgreich durchgesetzt. An der Positionierung, der Geschäfts- und Preisstrategie ändert sich für die Kunden und auch für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nichts", sagte Dr. Rolf Hagemann, Finanzvorstand und stellvertretender Vorsitzender der Geschäftsführung von Media-Saturn.
Die Übernahme muss noch durch die Kartellbehörden genehmigt werden. Über den Kaufpreis haben beide Partner Stillschweigen vereinbart.
Media-Saturn spricht von einer neuen dualen Internet-Strategie: Redcoon agiert als reiner Onlineshop, aber auch bei Mediamarkt und Saturn sollen die Kunden künftig nicht nur stationär, sondern auch im Netz einkaufen und Services in Anspruch nehmen können. Mit dieser Strategie will das Unternehmen bis 2013/2014 den Online-Anteil seines Umsatzes auf zehn Prozent steigern - dieses Ziel formulierte Media-Saturn-Chef Horst Norberg gegenüber der "Süddeutschen Zeitung"in einem Interview. "Das sind deutlich mehr als zwei Milliarden Euro", so Norberg. In dem vor der offiziellen Verkündung der Redcoon-Übernahme geführten Interview hatte Norberg ebenfalls gesagt: "Wir benötigen noch mindestens einen reinen Internethändler." Damit wolle Norberg auf besonders "preissensible Kunden, die gerne bei originären Online-Händlern bestellen, die keine Läden betreiben", zielen.
Redcoon erfüllte diese Kriterien offensichtlich. Das Unternehmen wurde im Jahr 2003 in Aschaffenburg gegründet. Heute ist es in zehn europäischen Ländern aktiv, verzeichnet eigenen Angaben zufolge mehr als drei Millionen Kunden und beschäftigt 485 Mitarbeiter. Das Sortiment besteht aus mehr als 24.000 Produkten; 400.000 Artikel hält der Versender eigenen Angaben zufolge ständig auf Lager. Für das laufende Jahr rechnet der Händler mit einem Umsatz von 402 Millionen Euro. Im Geschäftsjahr 2009/2010 hatte Redcoon nach eigenen Angaben 354 Millionen Euro umgesetzt.
Gegenüber den 20,8 Milliarden Euro Netto-Umsatz der Media-Saturn-Gruppe mag dies wenig erscheinen. Offenbar erachtet der Media-Saturn-Vorstand Redcoon jedoch als geeignet, um den Online-Handels-Bemühungen der beiden anderen Konzerntöchtern Beine zu machen. Der Wiedereinstieg in den E-Commerce von Mediamarkt und Saturn wurde immer wieder verschoben. Ein Problem liegt Branchenstimmen zufolge in dezentralen Firmenstruktur von Media-Saturn: Die Leiter der Stationärfilialen sollen jeweils an ihrem eigenen Markt beteiligt sein und genössen bei der Sortimentauswahl große Freiheiten.
Wegen der immer wieder verschobenen E-Commerce-Offensive ist es in der Führung von Media-Saturn und Konzernmutter Metro immer häufiger zu Unruhen gekommen. Anfang des Jahres musste Media-Saturn-CEO Roland Weise seinen Hut nehmen und wurde von Horst Norberg abgelöst. Medienberichten zufolge ist zudem ein Streit zwischen Mediamarkt-Gründer Erich Kellerhals und der Metro Gruppe über die E-Commerce-Strategie ausgebrochen. Laut der "Süddeutschen" will Horst Norberg Anfang kommenden Jahres Mediamarkt und Saturn mit eigenen Shops ins Internet bringen. (re)
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