Bilanz 2010

Tipp 24 versucht sein Glück bald wieder in Deutschland

30.03.2011 - Der Online-Glücksspieleanbieter Tipp 24 SE sieht nach dem Ende des Glückspiel-Monopols in Deutschland gute Chancen, sich bald wieder im Markt etablieren zu können. Für 2010 verzeichnet das Unternehmen ein Umsatzplus von 16,5 Prozent zum Vorjahr. Der verschwindend geringe Anteil des deutschen Marktes daran soll sich bald wieder erhöhen.

In der heutigen Bilanzpressekonferenz in Hamburg erklärte Vorstand Dr. Hans Cornehl, dass das Unternehmen die Umsatzprognose aus dem vergangenen August für 2010 übertreffen und damit ein Rekordergebnis erzielen konnte. Im Ausland konnten die Umsätze insgesamt auf 103,7 Millionen Euro zulegen (Vorjahr: 88,5 Millionen Euro), das EBIT (Ergebnis vor Zinsen und Steuern) stieg dementsprechend von 32,7 Millionen auf 40,2 Millionen Euro.

In Deutschland konnten hingegen nur Umsatzerlöse in Höhe von 3,1 Millionen Euro (Vorjahr: 3,3 Millionen Euro) erzielt werden. Das EBIT ging damit auf minus 8,8 Millionen Euro (2009: minus 11,3 Millionen Euro) zurück. Im deutschen Markt fallen für Tipp 24 vor allem Verwaltungs- und Rechtsberatungskosten an. Die Geschäfte seien, abgesehen von dem Spieleportal Tipp24game.de, extrem eingeschränkt. Für die Zukunft gab sich Cornehl jedoch zuversichtlich, dass man bald wieder im Innland Fuß passen könne.

Der Hintergrund: In Deutschland gilt seit Anfang 2009 der Glücksspiel-Staatsvertrag (GlüStV), der es Unternehmen verbietet, Werbung für Online-Glücksspiele und -Lotterien zu schalten. Weder die Online-Vermittlung noch die Werbung für das staatliche Lotto ist erlaubt. Eine Ausnahme betrifft so genannten Zweitlotterien, bei denen User versichern müssen, dass sie sich nicht aus Deutschland heraus beteiligen.

Tipp 24 musste daher vor zwei Jahren 139 der 154 Mitarbeiter in Hamburg entlassen. Die Werbeinvestitionen wurden in Deutschland vollständig eingestellt. Im September vergangenen Jahres entschied jedoch der Europäische Gerichtshof (EuGH), dass das staatliche Glücksspiel-Monopol in Deutschland nicht mit dem europäischen Recht vereinbar sei. Nun werden bundesweit in zahlreichen Verfahren Anpassungen an die EuGH-Vorgaben gefordert. Laut Aussage von Cornehl habe allein Tipp 24 gut 90 Verfahren angestrengt. Mittlerweile haben das BVerwG (Bundesverwaltungsgericht) und verschiedene Verwaltungsgerichte, wie Halle und Chemnitz, die Online-Vermittlung von Lotterien in Sachsen und Sachsen-Anhalt wieder zugelassen. Im April soll es zu diesem Thema eine außerordentliche Konferenz der Ministerpräsidenten der Bundesländer geben.

"Ziel muss sein, vernünftige und zukunftsweisende Rahmenbedingungen für die Vermittlung von harmlosen Lotterien, auch im Internet, zu schaffen", so Cornehl. Sobald die rechtliche Situation die Vermittlung von Glücksspielen wieder zulasse, wolle Tipp 24 den Betrieb in Deutschland wieder vollständig aufnehmen. Die Geschäftsräume habe das Unternehmen in Hamburg halten müssen, daher könne man auch ohne Probleme das Personalniveau von 2008 erreichen. "Und hoffentlich sogar darüber", sagte Cornehl. "Es ist ein hochattraktiver Markt und wir haben einen großen Marktvorsprung, da es zurzeit keinen anderen Player gibt. Der Erfolg basiert im wesentlichen darin, Kunden zu akquirieren und die Beziehung zu ihnen zu pflegen." Dafür habe Tipp 24 sehr gute Instrumentarien. Laut Cornehl werde es erst in einigen Jahren zwischen zwei bis drei Unternehmen zum Kampf um Marktanteile kommen, da hohe Investitionen beim Markeintritt nötig seien.

Tipp 24 plant mit der Rückkehr in den deutschen Markt auch die Werbeinvestitionen deutlich zu erhöhen. Je nach den Regularien werde man, so Cornehl, auch über Online-Maßnahmen hinaus klassische Werbung schalten. Das Unternehmen habe schon vor dem GlüStV erfolgreiche Tests mit Offline-Werbung durchgeführt, diese dann jedoch nicht umsetzen dürfen.

Eine Konsequenz des GlüStV war die Reduzierung des Vorstands von Tipp 24 SE von vier Mitgliedern auf eines, Dr. Hans Cornehl. Nun überlege der Aufsichtsrat den Vorstand wieder zu vergrößern, erklärte Cornehl in Hamburg.

Für das laufende Jahr erwartet der Glücksspieleanbieter, dass sich der Umsatz und das EBIT mindestens auf der Höhe des vergangenen Jahres bewegen. Dabei bleibe allerdings die Unsicherheit hinsichtlich des Geschäftsaufbaus in Deutschland zu berücksichtigen. Ebenso würden bei jeder Bilanz negative statistische Fluktuationen eine Rolle (zum Beispiel hohe Spielgewinnauszahlungen) spielen. Tipp 24 rechne daher mit Unsicherheiten in einer Höhe von bis zu zehn Millionen Euro. Auch für 2012 ließe sich, so Cornehl, die Prognose für 2011 - bei gleichbleibenden rechtlichen und ökonomischen Ramenbedingungen - fortschreiben. (kb)

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