30.10.2009 - Preisgekrönte Plattformen zeigen, wie man im E-Commerce mit einfachen Ideen große Wirkung erzielt.
Manfred Schmidts Geschäftserfolg lässt sich eigentlich ganz einfach erklären. "Netzwerken, netzwerken, netzwerken", sagt der Firmengründer. "Das öffnet neue Vertriebswege." Schmidt verkauft in einem kleinen Laden im Stuttgarter Westen und im Internet von Hand gehäkelte Topflappen, Handy-Taschen und allerlei anderes mehr oder weniger Nützliches. Der Clou: Er lässt die Häkelwaren von gut 30 älteren Damen herstellen, angeführt von der eigenen Oma.
Beflügelt vom "Young Business Award 2009", befindet sich Schmidt nun auf Expansionskurs. Genau wie die ebenfalls ausgezeichneten E-Commerce-Plattformen Tvino.de ("Online-Shop des Jahres 2009") und Stylefruits.de ("Beste Business-Idee 2009") setzt OmaSchmidtsMasche.de eine auf den ersten Blick kleine Idee mit den Möglichkeiten der digitalen Welt konsequent um.
Manfred Schmidts Masche lautet - wie erwähnt - netzwerken. Der 35-jährige Schmidt ist von seiner Oma stets mit gehäkelten Taschentuchtäschchen, Blümchen, Socken und ähnlichen Accessoires eingedeckt worden. Freunde und Bekannte reichten bald nicht mehr als Zweitabnehmer. "Angefangen habe ich dann im Frühjahr 2006 aus dem Wohnzimmer mit einem Online-Shop und wenigen Artikeln, die sich aber recht schnell in verschiedenste Varianten und neue Artikel transformiert haben", erzählt er. "Im Sommer 2007 war ich auf der Suche nach einem Ladengeschäft, Anfang Dezember habe ich dann die ,Mascherie - Die Generationen-Galerie von Oma Schmidt`s Masche` eröffnet." Hinzu kamen später ein Lager und ein Atelier mit Büro.
Zur Vermarktung der Produkte nutzt Schmidt Kunstausstellungen im Laden, Aktionen mit anderen Kreativen in Stuttgart sowie regionale und demnächst auch überregionale Messen. Die Website ist zudem mit einem Gästebuch und der Möglichkeit, Kundenfotos einzustellen, ausgestattet. Einen Newsletter gibt es obendrein.
Vor allem aber spielt Schmidt mit den Omas die Sympathiekarte und sichert sich so die Aufmerksamkeit der Medien. "Viele Senioren fühlen sich auf dem Abstellgleis, wohnen alleine, der ,Generationenvertrag` aus früheren Zeiten existiert so nicht mehr", meint Schmidt. Dahinter stecke viel sozialpolitischer Zündstoff, die heutigen Wohnformen im Alter, die Hilfsbereitschaft der eigenen Familie etc. - "ein gesellschaftspolitisches Problem, auf das ich durch meine eigene Oma aufmerksam wurde". In erster Linie sei es nicht die finanzielle Seite, sondern die Wertschätzung und Beachtung, die den Damen durch die Handarbeiten entgegengebracht werde. Dieses Credo will der diplomierte Architekt nun überregional vermarkten. Etwa über die Zusammenarbeit mit anderen Handarbeitsbetrieben und Dependancen in weiteren Ballungszentren.
TVino hingegen war von Beginn an auf Wachstum ausgerichtet. Der aufwändige Video-Shop der traditionsreichen Hawesko Holding (600 Mitarbeiter, 340 Millionen Euro Umsatz) soll die Zielgruppe der 30- bis 45-Jährigen mit gut gefüllter Brieftasche zum Weinversandhandel führen. Seit Ende Juli tritt der in der Szene bekannte Sommelier Hendrik Thoma dienstags und freitags in bis zu 25 Minuten langen Videos auf, prominente Gäste inklusive. Eine Flasche Wein kostet zwischen 5,90 und 490 Euro. Das Vorbild stammt aus den USA und heißt Winelibrary.tv.
"Unser Ziel ist es, eine Marktnische zu besetzen. Und wir testen dabei auch, ob der Markt solch ein Format akzeptiert", sagt Burkhard Richter, Leiter E-Commerce bei Hawesko. "Es ist uns ganz wichtig, eine neue Klientel zu erschließen. Wir wollen nicht einfach die Hawesko-Kunden zu TVino-Kunden machen." Die Hawesko-Mailings bewerben deshalb auch nicht die TVino-Angebote. Das Portal hat laut Richter in relativ kurzer Zeit 700 Facebook- und 400 Twitter-Anhänger gewinnen können. Bis Ende des Jahres soll der Einkauf bei TVino auch über das I-Phone möglich sein.
Auf Stylefruits.de ist sowieso alles möglich - zumindest wenn es um die Zusammenstellung von Kleidung geht. Stylefruits, Ende 2008 in München an den Start gegangen, spricht gezielt junge Frauen mit schmalem Geldbeutel an, die sich im Social Web über Klamotten austauschen und natürlich auch "shoppen" möchten.
Nach einem Dreivierteljahr zählten die Plattform-Betreiber 300.000 Unique Visitors und 30.000 Outfits. Seit Juli kooperiert Stylefruits.de mit Jolie.de aus dem Hause Axel Springer. "Im Modebereich wiederholt sich die Entwicklung der Musikindustrie", meint Mitgründer Ingo Heinrich. "Auch dort sind die jungen Käufer ins Internet abgewandert." Wohl nicht nur dort. (te)
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