22.10.2009 - Das Aus für Quelle Deutschland wird die Versandhandelsbranche und damit auch das Dialogmarketing noch lange beschäftigen. Die Frage lautet jetzt: Was kann man aus den vermeintlichen Fehlern von Arcandor, Primondo und speziell Quelle lernen? ONEtoONE sprach mit Dr. Rainer Hillebrand über die Zukunft des Versandhandels. Hillebrand ist in Personalunion im Vorstand der Otto Group zuständig für Vertrieb, Marketing und E-Commerce, zusätzlich Sprecher des Vorstandes vom Einzelunternehmen Otto sowie stellvertretender Vorstandsvorsitzender der gesamten Otto Group. Das Interview führte Martin Teschke.
Herr Dr. Hillebrand, Sie haben - vor der versammelten Branche und ausgerechnet einen Tag nach der Versandhandels-Gala im Wiesbadener Kurhaus - das Wort von der "Gala der Dinosaurier" geprägt. Was ist Ihnen denn da durch den Kopf gegangen?Hillebrand: Ich habe mich gefragt: Was tun wir eigentlich, um diese Branche für junge Kunden interessant oder sexy zu machen? Ich frage mich auch, wann ein Internet-Pure-Player Versender des Jahres wird. Das Internet verändert die Welt des Versandhandels dramatisch. Alle, die weiter überwiegend in Katalogen denken, müssen aufpassen, dass sie nicht aussterben - wie die Dinosaurier. Zum Beispiel die Amazons und Ebays dieser Welt interpretieren ihr Geschäft ganz anders. Interessant ist, dass sie sich offenbar zu einem Anbieter mit Universal-Sortiment entwickeln - ein Spielfeld, auf dem sich OTTO gut auskennt.
Ihre Mahnungen wird nicht jeder gern hören. Was bedeutet Ihre Kritik konkret?Hillebrand: Man muss lernen, sich anpassen zu können, und eine Kultur entwickeln, die Irrtümer in den Geschäftsabläufen erlaubt. Wenn mal etwas nicht aufgeht, dann ist das kein Drama. Im Gegenteil. Es ist eine Lernerfahrung. Wir müssen verstärkt das Lernen lernen! Wenn hierzulande jemand einen Fehler macht, wird er schnell als Versager abgestempelt. In den USA ist das anders. Wenn dort jemand ein Unternehmen aufgebaut und "gegen die Wand" gefahren hat, bekommt er sofort wieder einen neuen Job. Denn: Der weiß beim nächsten Mal genau, auf was er achten muss.
Sie erheben also das Prinzip von Trial and Error zur Geschäftspolitik?Hillebrand: Es muss zur Unternehmenskultur gehören. Trial and Error bedeutet für mich, dass man auch mal Dinge schnell ausprobieren muss. Allerdings muss man sie auch schnell beenden, wenn sie nicht aufgehen. Alle streben ja nach höchster Perfektion. Aber das kann eben auch zur Folge haben, dass man bestimmte Freiräume gar nicht zulässt und schlimmstenfalls etwas gar nicht realisiert, weil es nicht schnell genug Erfolg hat.
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