In der dritten Dimension

01.04.2009 - Die Stimmungslage unter Deutschlands Druckdienstleistern ist leicht zu beschreiben: mies.

"Der Aufschwung der vergangenen Jahre ist an Deutschlands Druckereien leider vorbeigegangen", sagt Fritz R. Ostermann, Geschäftsführer des Verbands Druck und Medien Nord. "Jetzt - in der Krise - müssen sich zahlreiche Dienstleister erheblichen Veränderungen stellen." So seien zum Beispiel die Bedingungen für die Kreditvergabe an kleine und mittlere Unternehmen erschwert worden.

Investitionen und Neugründungen würden dadurch schwieriger.Ostermanns Einschätzung deckt sich mit den Ergebnissen des Ifo-Konjunkturtests. Das Geschäftsklima lässt nach Angaben des Bundesverbands Druck und Medien (BVDM) mit minus 39 Prozent für das erste Quartal 2009 nichts Gutes erwarten. Besonders negativ sind demnach die Geschäftserwartungen für das erste Halbjahr. Sie zeigten im Januar schon im dritten Monat in Folge mit minus 49 Prozent die Dramatik des Konjunkturpessimismus in der Druckindustrie. Im Januar 2008 war der Antwortsaldo noch um 36 Prozentpunkte besser. (Zur Erläuterung der Zahlen: Das Geschäftsklima wird vom Ifo-Institut als Mittelwert aus aktueller Geschäftslage und den Geschäftserwartungen für die nächs-ten sechs Monate berechnet.)

Die Möglichkeiten, diesem objektiven und subjektiven Klima zu trotzen, sind zwar begrenzt. Aber es gibt eindeutig welche. "Vor allem hat sich die Kundenstruktur verändert", sagt Ostermann vom norddeutschen Druckverband. Grundsätzlich gelte: Unternehmen, die innovativ seien, würden auch am Markt überleben. Wer sich ausschließlich auf das reine Drucken fokussiere, könne in der Regel kein Wachstum generieren und setze sich lediglich einem enormen Preisdruck aus. Ostermann: "Was sich verändert, ist die Wertigkeit von Printprodukten. Die Veredelung wird immer wichtiger. Drucke-reien sind gefordert, ihren Kunden höherwertige Angebote zu unter-breiten."

"So arbeitet zum Beispiel das Druckwerk Hamburg, vereinfacht ausgedrückt, mit einem überdimensionalen Tintenstrahldrucker", ergänzt Ostermanns Kollege Stefan Brunken, beim Verband Druck und Medien Nord für Technik und Betriebswirtschaft zuständig. Die Digitaldruckmaschine beim Druckwerk Hamburg eigne sich für Großformate bis zu dreimal zwei Metern. Besonders innovativ sei zum Beispiel auch das Unternehmen Beisner. "Deren hauseigene Kundenzeitschrift ist wirklich immer wieder ein Ereignis", so Brunken.

Dabei stellt sich die Lage äußerst differenziert dar. "Der Tiefdruck, in dem zum Beispiel Kataloge gedruckt werden, hat große Probleme", beschreibt Ostermann die Lage. "Diese Situation verschärft sich noch in der Krise." Im Akzidenzrollenbereich habe es im Norden bereits einige Insolvenzen gegeben. Vor allem größere Dru-ckereien haben offensichtlich zurzeit Probleme mit der Auslastung ihrer Kapazitäten, so der Verband.

Kleinere Druckereien mit bis zu etwa 20 Beschäftigten sind laut Brunken hingegen noch relativ gut ausgelas-tet. Es komme aber auch hier immer darauf an, die richtige Technik, die richtigen Kunden und die richtige Mannschaft zu kombinieren.

Dabei zeichnet sich eine deutliche Entwicklung ab. Brunken: "Wir beobachten seit Kurzem eine klare Tendenz zu Zusammenschlüssen." Das Thema habe vor fünf Jahren noch kaum jemanden interessiert. Mittlerweile haben sich die Anfragen an den Verband zur Suche nach geeigneten Partnern laut Brunken vervielfacht. "Manche Dienstleister wollen Mitbewerber aufkaufen. Andere wollen sich mit ähnlich aufgestellten Unternehmen zusammentun", sagt Brunken. Das zeige sich auch in den Betriebszahlen: Mitte der 90er Jahre gab es in Deutschland etwa 15.000 Druckereien. Heute sind es noch knapp 10.000 Betriebe. Trotzdem steigt die Druckproduktion nach Angaben des Verbandes jedes Jahr weiter an.

Es zeigt sich, dass die Druckdienstleister heute viel flexibler agieren müssen als früher. Klaus Vollmer, Vertriebschef von Drescher Druck und Dienstleistung, klagt zwar über stagnierende Verkaufszahlen, zum Beispiel aus der Automobilindustrie, meint aber, dass sich diese Situation in wenigen Monaten wieder ändern werde. Es sei nun einmal so, dass sich die Mailings auf eine maximale Auflage von 200.000 bis 300.000 Stück einpendeln würden.

"Wir begreifen das als Chance", sagt Vollmer. "Die Kunden fangen langsam an, stärker mit Adressen zu arbeiten. Sie verschicken die Mailings viel selektiver. Und sie wollen, dass ihre Datenströme miteinander verbunden werden." Hierbei könne Drescher die Kunden zum Beispiel mit IT-Dienstleistungen unterstützen. Drescher betreue gerade das Pilotprojekt bei einem großen Verlag. Es sei für ihn erschreckend, sagt Vollmer, wie wenig das Unternehmen über seine Kunden wisse. Die unterschiedlichen Datenquellen seien einfach nicht miteinander verbunden. Dies sei aber besonders wichtig, wenn die geplante Opt-in-Regelung im Bundesdatenschutzgesetz in Kraft trete. Dann nämlich gewinne das Bestandskundenmanagement wieder an Bedeutung. Vollmers Ausblick: Für Druckdienstleister wird Fullservice im Direktmarketing und auch im Dokumentenmanagement zur großen Chance.

Martin Teschke

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