30.03.2009 - Marc Zuckerberg kündigte jüngst die Neugestaltung von Facebook an. Die Hauptseite soll demnächst in Echtzeit jedem Mitglied Nachrichten darüber liefern, wer aus seinem Bekannten- und Freundeskreis gerade was denkt, kommentiert, im Web entdeckt, gekauft, gehört oder gesehen hat. Bislang aktualisierte Facebook die zentrale Nachrichtenseite nur alle Viertelstunde, nun soll das ständig passieren.
Martin Riesenfelder CCO der Agentur Wunderman in HamburgMir langt es, wenn ich meinen Nachbarn über mir in Echtzeit schnarchen höre. Da muss ich nicht auch noch in Echtzeit wissen, ob ein Netzwerkkontakt gerade bei Budni einen neuen Alnatura-Joghurt entdeckt hat und ihn "supi-dupi" findet.
Martin Hubert Geschäftsführer der Hamburger Performance-Marketing-Agentur EprofessionalEhrlich gesagt: bitte nicht! Viele Menschen vermischen im Internet Privates und Berufliches und machen sich nicht klar, wer ihnen da gerade folgt. Da stimmt die Zielgruppenansprache nicht. Ich möchte nicht wissen, ob ein Geschäftspartner von mir gerade bei seiner Oma Kaffee trinkt. Ich denke, wir sind da alle noch in der Lernphase, was die sinnvolle Nutzung von Web- 2.0-Angeboten angeht. Da wird es zukünftig noch ein Umdenken geben. Ich sehe große Potenziale für Facebook, Twitter und Co. in der Kundenkommunikation, der Produktentwicklung oder auch der PR.
Rainer Rother Geschäftsführer von Blue Cell Networks in BambergIch sehe die neuen Pläne von Marc Zuckerberg durchaus kritisch. Eine erste Tendenz hin von der Social Community zum gläsernen Bekannten- und Freundeskreis lässt sich nicht verleugnen. Darüber hinaus sehe ich die Gefahr der Informationsüberflutung, welche die Usability beim originären Zweck der Kontaktpflege via Facebook einschränkt.
Matthias Berger Geschäftsführer der Münchner Agentur Berger Baader HermesSofortige Tweets der Freunde haben absolut ihren Reiz. Gerade auch die Mischung aus Belanglosem und Interessantem macht den Erfolg von Twitter, aber auch von Facebook aus. Auf ein Mal bekommt man wieder täglich mit, was Freunde so machen, wohin sie gehen, was sie erleben. Obwohl sie vielleicht gerade auf einem anderen Kontinent sind oder immer viel zu beschäftigt, um zu telefonieren. Macht Spaß! Großes Potenzial sehe ich aber auch für die interne Kommunikation im Business. Wie oft kommt es schließlich vor, dass Infos nicht alle erreichen!
Christian Kohnen Geschäftsführer der Hamburger Agentur Weiss & KohnenEin Live-Konzert ist spannender als die DVD danach. Und was Twitter in Echtzeit vormacht, müssen gewiss andere auch anbieten. Die Frage ist für mich immer: Wie selektiere ich mein Netzwerk? Wem gestatte ich Zugang zu den Informationen auf meiner Seite? Ich habe jüngst einige Xing-Kontakte gelöscht, weil mich eine ständig aktualisierte Statusmeldung eher genervt als interessiert hat. Auf privaten Profilen wie Face-book bin ich kein Freund davon, Kontakte zu sammeln, nur weil ich mit der Person mal auf derselben Schule war, sonst aber überhaupt kein Interesse am Leben des anderen habe - und umgekehrt wohl auch nicht.
Johann Kuhlendahl Geschäftsführer der Unternehmensberatung TGMC in HamburgNein, ich will das nicht - aber Millionen von Menschen anscheinend schon. Und klar: Das mag unterhalten, Kommunikationsanlässe schaffen und vielleicht sogar nützlich sein. Was mich daran hochgradig irritiert- einerseits: Ein relevanter Teil der Bevölkerung macht sich im Internet nackt und geht extrem sorglos mit den sensibelsten Daten um. Andererseits: Dieselben Menschen würden vermutlich dem Verbot einer Datennutzung für ein harmloses Mailing Beifall spenden.Das ist für mich Massenschizophrenie.
Ralf Walther Geschäftsführer des Online-Marketing-Dienstleisters Mindup in KonstanzJein, denn ich hinterfrage die Notwendigkeit der ständigen Benachrichtigung nach dem Nutzen. Sehr wahrscheinlich fallen 80 Prozent der dann verfügbaren Informationen in die Kategorie Rundablage und Voyeurismus. Die restlichen 20 Prozent würde man wahrscheinlich auch von denjenigen Personen direkt erfahren, wenn der soziale Kontakt gut genug ist. Besonders kritisch finde ich den Umstand, dass die meisten Nutzer nach einer gewissen Zeit vergessen haben, dass diese Informationen automatisch verteilt werden. Allerdings halte ich es für sehr gut, wenn man auf einfache Art und Weise, bewusst und aktiv Informationen mit anderen Teilnehmern eines sozialen Netzwerks teilen kann.
Mischenrieder Weg 18
82234 Weßling
Tel.: +49 (0) 89-57 83 87-0
Fax: +49 (0) 89-57 83 87-99
E-Mail: info@onetoone.de
Web: www.hightext.de