26.01.2009 - Auftritte wie Jovoto und Trawlix wollen frische Ideen generieren. Eine Chance für junge Kreative?
Ausschreibungen im Internet sind nichts Neues. Seit Jahren gibt es Marktplätze für Schiffsladungen, Baumaßnahmen, Gebäudereinigung und sowieso alles, was Mensch sich vorstellen kann. Inzwischen hat diese Ausschreibungsmanie sogar die Werbebranche erreicht. Auf Plattformen wie Jovoto oder Trawlix können Unternehmen und - das überrascht - Agenturen ihre Kommunikationsausschreibungen einstellen, um - wie sie sagen - frische Ideen zu generieren.
So stellte Publicis Berlin für seinen Kunden Easyjet einen Wettbewerb bei Jovoto ein. Geschäftsführer Wolfgang Hünnekens: "Für uns war neben dem Zugriff auf eine internationale Kreativ-Community gerade auch die Chance, frischen Wind bei der Ideenkreation einzukaufen, besonders spannend. Die große Qualität bei diesem Pilotprojekt hat mich dennoch gerade im Hinblick auf die junge Community positiv überrascht. Crowdsourcing mit schlüssigem Konzept schafft im richtigen Kontext interessante Mehrwerte für uns Agenturen."
Aber: Sind diese Plattformen wirklich dazu gedacht, möglichst kreative Werbung zu initiieren? Oder sind sie einfach nur eine günstige Möglichkeit, an das kreative Potenzial junger Menschen, die irgendwann mal mit Werbung Geld verdienen wollen, zu kommen?
Gegen diesen Vorwurf verwahren sich die Betreiber von "Crowdsourcing"-Plattformen wie Jovoto oder Trawlix. Trawlix-Chef Michael Radermacher gibt zwar zu, den Unternehmen keine Preisvorschriften zu machen. Gleichzeitig aber würde er Empfehlungen aussprechen. Schließlich könne es nicht sein, dass ein kreativer Prozess im kleinen dreistelligen Euro-Bereich entlohnt werde. Will ein Auftraggeber eine Idee also nutzen, müssen laut Rader macher die Gebühren für die Rechte neu verhandelt werden. Die auf der Seite angegebenen Summen beziehen sich ausschließlich auf den Wettbewerb und werden unter den Gewinnern aufgeteilt. Dieses Prinzip nutzt auch Jovoto-Gründer Bastian Unterberg, der seine Plattform als internationalen Kreativwettbewerb und die ausgeschriebenen Beträge als Preisgelder sieht. An den Wettbewerben dürfen sich auf beiden Plattformen nur professionelle Kreative beteiligen.
Wobei die ausschreibenden Unternehmen nicht auf die Beteiligung bereits etablierter Werber hoffen sollten. Radermacher sieht das Teilnehmerfeld eher im universitären Bereich und bei Absolventen. Unterberg setzt daneben verstärkt auf die Teilnahme internationaler Kreativer und nutzt dazu die Bekanntheit, die er durch seine ersten großen Auftraggeber wie die Deutsche Bahn oder eben den Billigflieger Easyjet erlangt hat.
Gerade für Berufsanfänger seien die Ausschreibungen eine große Chance, drucklos ganze Projekte angehen zu können, anstatt in Agentur praktika kleine Teilbereiche unter großem Druck realisieren zu müssen, meint Radermacher dazu.
Allerdings räumt er ein, dass sie am Ende des Monats ihre Miete zahlen müssten. Was seine Aussage zur Drucklosigkeit relativiert. Und am Ende doch das Gefühl aufkommen lässt, dass Crowdsourcing lediglich eine neue Form der "Share Economy" ist. Und die bedeutete nach der Idee ihres Initiators Martin Weitzmann nichts anderes als Vollbeschäftigung aufgrund flexibler Löhne. (cb)
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