Radio 2015: Dialogfähigkeit heißt Zukunftssicherung

01.05.2008 - Ein Freiraum-Beitrag von Lutz Kuckuck, Geschäftsführer der Radiozentrale in Berlin.

Ein Medium, gut hundert Jahre alt, ist längst auf dem Weg in Richtung digitale Zukunft. Radio - das älteste, mobilste Medium - ist dabei auf allen Vertriebskanälen und Endgeräten unterwegs, will crossmedial mit Zusatzdiensten und Interaktivität punkten. Geht dem guten alten Dampfradio angesichts dieser vielen neuen Aufgaben auf halber Strecke die Luft aus, oder wird der weite Sprung gelingen?

Im Kampf aller Medien um die Gunst des Nutzers in der digitalen Welt hat das Radio beste Voraussetzungen. Dabei gilt die Faustregel ähnlich weltbekannter Handels- oder Automarken wie Coca-Cola oder VW. Soll heißen: die eigene Erfahrung und Kernkompetenz nutzen und sich zeitgemäß immer ein Stück neu erfinden.

Die gemeinsam mit Emnid durchgeführte Studie "Wege und Formen der Radionutzung im digitalen Zeitalter" bestätigt, dass Radio auch weiterhin seine Kernstärken ausspielt. So konnte Radio mit Einzug der Digitalisierung zum Beispiel seine Kompetenz als mobiles Reichweitenmedium noch verstärken. Denn insbesondere die jüngere Generation hat das Radio von seinem Stammplatz in der Küche, im Büro und im Auto auch an andere Orte des täglichen Lebens mitgenommen. 33 Prozent der 12- bis 19-Jährigen hören laut der Studienreihe JIM (Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest) mehr Radio als im Vorjahr, weil sie es über vielfältige Empfangswege nutzen können.

Radio hat sich längst zum Audioallrounder entwickelt. Örtliche und zeitliche Unabhängigkeit, die hervorragende Vernetzbarkeit mit dem Internet, zusätzliche Programmangebote und die Interaktion verschaffen dem Radio zahlreiche neue Chancen bei Hörern und Werbetreibenden - USPs, die meiner Meinung nach dem Medium Radio für die Zukunft weit mehr Optionen als Risiken gewährleisten. Dabei hilft den Sendern zusätzlich ihre starke Marke, ihre regionale Verankerung inklusive lokalen Contents und Services, die in Summe zu der unerreicht hohen Hörerbindung führen.

Die Interaktion gilt als einer der entscheidenden Mehrwertfaktoren für eine erfolgreiche Radio zukunft. Die Hörerbindung wird dabei zum entscheidenden Pluspunkt. Kein klassisches Medium ist emotional dialogfähiger und näher dran am Nutzer - beim Aufstehen, unter der Dusche, im Auto, im Büro, am Mittagstisch. Es ist tagesbegleitend an der Seite des Nutzers, wird wie ein Freund und Ideen-/Impulsgeber wahrgenommen. Die Moderatoren sind vor Ort anzutreffen und damit überprüfbar. Studien haben ergeben, dass Programm und Werbung beim Radio als persönliche Ansprache empfunden werden. Print und TV hingegen gelten als Massenansprache. Und wer sich als Individuum angesprochen fühlt, geht auch in die Kommunikation.

Radiowerbung eignet sich auch deswegen hervorragend für Werbemaßnahmen mit unmittelbarer Resonanz, weil das Publikum kaum umschaltet. Täglich werden nur 1,6 Radiosender genutzt. Nur vier Prozent zappen zwischen vier und mehreren Programmen hin und her (MA 2008 Radio I). Darüber hinaus werden Radiosendungen häufig sowieso in der dialogförderlichen aktiven One-to-One-Situation am PC oder im Auto genutzt.

Beste Voraussetzungen also, um mit dem "befreundeten" Medium nun auch in den direkten Dialog ohne Medienbruch zu treten, via Handy, Internet oder künftig per Digitalradio. Aber: Wir müssen das derzeit geöffnete Window of Opportunity auch nutzen! Der Medienmarkt ist derzeit in einem tiefgreifenden Umbruch, gestaltet sich so spannend wie nie zuvor. Wir müssen es unternehmerisch angehen - und auch mal mutig Geschäftsmodelle ausprobieren. In drei bis fünf Jahren wäre unser Vorsprung in der lokalen Kompetenz und der unmittelbaren Nähe zum Hörer von anderen Anbietern sonst möglicherweise aufgeholt.

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