Sind Warnhinweise in Produktwerbung sinnvoll?

01.02.2008 - Ein Rundruf aus der ONEtoONE 02/2008.

Peter John MahrenholzCEO der Agentur Draftfcb in Hamburg:Reine Gängelung, ein Bürokratenalbtraum! Und nicht einmal aussagekräftig, weil die Normangaben mit realen Werten zu oft nicht übereinstimmen. Der Wahn hört nie auf: Bis zur Normalbanane wird jeder Blödsinn geregelt. Andererseits kann man ohne eine Sammlung von Netzsteckeradaptern zu keinem Meeting fliegen.

Christian Gummig Geschäftsführer des E-Commerce-Dienstleisters Targa.tv in Hamburg:Diesen ganzen Unsinn vom "mündigen Verbraucher" glauben Sie doch nicht wirklich, oder? Einem Kunden ein Produkt einfach so in die Hand zu drücken, ist so, als gäbe ich einem Zwölfjährigen die Autoschlüssel und eine Flasche Korn. Leider gibt es nur noch wenige Länder auf dieser Erde, die den Schutz ihrer Bürger wirklich ernst nehmen, dazu auch vor unpopulären Maßnahmen nicht zurückschrecken und so dafür sorgen, dass ihre Bevölkerung sich frei von Gefährdung durch windige Markenartikler bewegen kann. Es wird gar nicht genug gewarnt. Ich fordere Warnhinweise auch auf Preisschildern: "Achtung, bei Bezahlung Geld weg!"

Alexander Kopp Geschäftsführer der Agentur Die Gefährten in Köln:Aus Marketersicht sind solche Hinweise natürlich eine Katastrophe, da sie die für die Werbung gewünschten Emotionen bei der Zielgruppe zerstören. Das hat man bei Zigaretten ganz deutlich, zum Beispiel beim Pa-ckaging Design, gespürt. Für den Umweltschutz ist es sicherlich der richtige Weg zu verdeutlichen, dass etwa ein Fahrzeug nicht nur Freude am Fahren, sondern auch Umweltbelastung durch höheren Schadstoffaustausch verursacht.

Sven Schlotfeldt Vorstandsvorsitzender der Agentur Coma in München:Für mich sind diese Hinweise störend und unnötig. Und seien wir doch mal ehrlich: Sowenig Raucher wegen der Warnhinweise auf den Packungen mit Rauchen aufgehört haben, so wenig würde ich mich bei meinem Autokauf beeinflussen lassen. Außerdem: Wie würden diese Hinweise aussehen? "Ihr neues Auto tötet mindestens 1000 Bäume, wenn Sie damit fahren"? Ich bezweifle die Sinnhaftigkeit, da die Adressaten über die Risiken Bescheid wissen! Hier wird nur den Bedürfnissen des Gesetzgebers und findiger Anwälte Genüge getan.

Cornelia Lamberty Vorstandsvorsitzende der Agentur Moccamedia in Trier:Bei den meisten Menschen lösen Warnhinweise nur ein ungläubiges Kopfschütteln aus. Muss denn wirklich alles reguliert, kontrolliert und dokumentiert werden? Schon heute darf der aufgeklärte Verbraucher herzhaft lachen, wenn zum Beispiel auf einem Rückspiegel ein Aufkleber warnt: "Daran denken - was im Rückspiegel erscheint, befindet sich hinter Ihnen!"

Oliver Weiß Country Manager beim Suchtreffervermarkter Mirago:Grundsätzlich finde ich es ganz sinnvoll, Menschen öffentlich darauf aufmerksam zu machen, dass ihre Handlungen für sie und andere negative Folgen haben können. Aber wo fängt man da an? Klebt jetzt auf jeder Flasche Sidolin der Hinweis `Achtung: Fensterputzen kann Leben kosten` und auf jeder Haushaltsleiter die Aufschrift `Vorsicht: Arbeit im Haushalt kann Ihre Gesundheit gefährden`? Ich freu mich schon!

Ulf Richter Geschäftsführer beim E-Mail-Marketinganbieter Optivo:Ich bin gespannt, ob wir bald auch in Europa Warnhinweise à la `Benutzen Sie kein brennendes Streichholz, um den Benzinstand Ihres Autos zu prüfen!` erhalten werden. Dieser Hinweis wurde in den USA doch tatsächlich verwendet! Mich erinnert das an eine Slapstick-Komödie. Dennoch bin ich der Meinung, dass bei bestimmten Produkten wie Alkohol Warnhinweise durchaus angebracht sind.

Peter Herold Chef des Web-Analyse-Spezialisten Xamine:Ich sehe keinen wirklichen Sinn in diesen Hinweisen. Wenn wir jetzt ständig mit Warnhinweisen überflutet werden, wer nimmt diese dann noch ernst? Die Hinweise in der Produktwerbung heben sich doch dann auch in ihrer Wirkung auf. Außerdem - wer will als Konsument schon ständig belehrt werden? Ich glaube, dass diese Hinweise eher zu einer Verwirrung der Konsumenten beitragen als zu deren Schutz.

Rasmus Giese Geschäftsführer des Online-Vermarkters Orangemedia in Hamburg: Warnhinweise bei bestimmter Produktwerbung sind sinnvoll! Die entscheidende Frage ist meines Erachtens, welche Produkte damit versehen werden sollen. Ich finde Warnhinweise überall dort angebracht, wo Menschen sich oder ihrem Umfeld einen erheblichen Schaden zufügen können. Dazu zählen für mich Produktgattungen wie Zigaretten, Alkohol oder Autos mit überdimensioniertem Verbrauch.

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