Gibt die Post-Konkurrenz auf?

03.12.2007 - Nach der Einigung der Großen Koalition auf einen Post-Mindestlohn ziehen die großen alternativen Postdienstleister einen kompletten Rückzug aus dem privaten Briefgeschäft in Erwägung.

Die niederländische TNT Post kündigte an, die gemeinsam mit der Otto-Tochter Hermes geplanten Briefannahmestellen unverzüglich zu stoppen. Und die Axel Springer AG denkt als Haupteigner laut über die Schließung der Pin Group nach.

"Ein gemeinsames Angebot an Briefdienstleistungen für Privatkunden und Kleinunternehmen durch TNT Post und die Hermes Logistik Gruppe wird es vorerst nicht geben", heißt es in einer kurzen Mitteilung von TNT. Die gegenwärtige Entwicklung in der Diskussion um einen Mindestlohn für Briefzusteller habe beide Unternehmen dazu veranlasst, den für Anfang 2008 geplanten Ausbau der 13.500 Hermes-Paketannahmestellen zu Briefannahmestellen einzufrieren. "Das gesamte Projekt sowie weitere Investitionen diesbezüglich werden unverzüglich gestoppt", so TNT. Ein Angebot an Universaldienstleistungen für den Verbraucher werde damit von TNT Post nicht zur Verfügung stehen. TNT: "Die Liberalisierung des Postmarktes muss für Verbraucher, Freiberufler und Kleinunternehmen vorläufig als gescheitert betrachtet werden." Sie könnten nicht von einem alternativen Serviceangebot und günstigeren Preisen nach der Marktöffnung profitieren.

Springer-Chef Mathias Döpfner reagierte ebenfalls äußerst verärgert auf den Mindestlohn im Briefgeschäft. "Die privaten Dienstleister können sich die Lohnsteigerungen von meist mehr als 30 Prozent nicht leisten", sagte er der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Die Pin Group zahle einen Basislohn, der in etwa auf dem Niveau liege, das Ex-Arbeitsminister Franz Müntefering als Maximalforderung für einen Mindestlohn formuliert habe: 7,50 Euro. "Jetzt dieses Niveau als Sozialdumping zu bezeichnen, ist einfach unredlich", so Döpfner. "Wir dürfen es nicht riskieren, die mehr als 10.000 Arbeitsplätze eines gesunden Unternehmens zu gefährden, weil wir ein politisch verordnetes Verlustgeschäft weiter betreiben. Das wäre verantwortungslos." Für Döpfner steht der "gesamte private Postwettbewerb" vor einem "Scherbenhaufen". Er erwägt deshalb Schadenersatzklagen. Außerdem spekulierte Döpfner über die Zukunft der Pin Group. "Wir prüfen derzeit alle Optionen: Weiterführung, Kooperationen, Veränderung des Geschäftsmodells, Teilverkauf, Verkauf, Beendigung der Geschäftstätigkeit", sagte er der "FAZ". Eine Fusion mit der niederländischen TNT würde das Problem auch nicht lösen. Der Springer-Chef: "Unwirtschaftliche Kostenstrukturen werden durch die Bündelung der Kräfte nicht wirtschaftlicher."

Die Bundesregierung hatte sich in der vergangenen Woche darauf geeinigt, einen Mindestlohn für Briefzusteller in Höhe von 8 bis 9,80 Euro einzuführen. Post-Chef Klaus Zumwinkel reagierte darauf mit den Worten: "In Deutschland kommt jetzt definitiv der Wettbewerb im Briefmarkt. Jetzt sehen wir die Chance, dass sich dieser Wettbewerb nicht über die niedrigsten Löhne, sondern hauptsächlich über Qualität, Zuverlässigkeit und Innovation entwickeln kann."

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