31.07.2007 - Ist die Zeit reif für eine neue Online-Messung?
Nielsen Netratings weist neuerdings zusätzlich die Nutzungsdauer von Websites aus. Der Online-Marktforscher will damit den Einblick in die Nutzungsintensität von Internetangeboten verbessern. ONEtoONE hat Vertreter der deutschen Online-Branche um ihre Einschätzung gebeten.
Stefan Keuchel, Pressesprecher von Google Deutschland:Die Aufgabe von Suchmaschinen ist es, den Nutzer so schnell wie möglich mit relevanten Informationen zu versorgen. Wir versuchen also, unsere Nutzer so schnell wie möglich auf eine andere Seite zu verweisen. Insofern wäre es unser Ziel, einen der hinteren Plätze bei dieser neuen Messung zu belegen. Wir wünschen uns also nicht unbedingt diese neue Form der Messung.
Axel Schönau, Managing Director des Münchner Webmarketing-Dienstleisters Global Media:
Die Verweildauer auf einer Website ist derzeit als Messwert in der Online Media Planung nicht aussagekräftig genug und daher nicht relevant. Eine eindeutige Sprache dagegen sprechen die Klickraten. An den Page Impressions, den Visits oder den Unique Visitors lässt sich das Interesse der Besucher genau ablesen. Damit sind diese Kenngrößen wichtige Indikatoren in der Reichweitenmessung.
Oliver Krapp, Geschäftsführer des Hamburger Online-MarketingDienstleisters Etracker:Richtig ist, dass Websites immer mehr den Charakter von Applikationen annehmen. Jedoch ist es unter Controlling-Aspekten absolut unzureichend, lediglich die Zeit zu messen, die ein Besucher auf einer Applikation oder in Teilen derer verbringt. Entscheidend ist es, bestimmte Events zu messen, sprich: Wann und wie oft wurde zum Beispiel ein dynamischer Inhalt nachgeladen, wo wurde ein Film vorgespult oder pausiert oder wie weit hat der Besucher in einem PDF-Katalog geblättert.
Jan Tessareck, Leiter Online Marketing der Bayreuther BSW Verbraucher-Service GmbH:Soweit die Nutzungsdauer technisch einigermaßen bestimmbar ist, halte ich es für sinnvoll, dieses Kriterium künftig stärker zu berücksichtigen. Es kommt aber stark auf die Art der Messung an, da Tabbed-Browsing und andere technische Faktoren die Messung stark verfälschen können. Und letztendlich wird man nicht wissen, ob der Nutzer die Seite wirklich so lange angesehen hat.
Matthias Ehrlich, Vorstand von United Internet Media in München:Die Nutzungszeit ist in der TV-Planung sicherlich ein wichtiger Leistungswert, in Online ist sie gegenwärtig kein planungsrelevanter Faktor. Sollte sie das angesichts neuer Technologien in Online wie Ajax, Streamings oder Video-on-Demand in Zukunft werden, haben wir mit der Agof die Instanz im deutschen Online-Markt geschaffen, die gemeinsam mit den Marktpartnern konsensual einen entsprechenden Planungsstandart für das Medium entwickelt und erhebt. Derzeit sehe ich - vor allem angesichts fehlender, auf den Leistungswert Nutzungszeit planbarer Vermarktungsangebote in Online - keinen Bedarf dafür.
Torsten Ahlers, Geschäftsführer von AOL Deutschland in Hamburg: Die Auswertungen der Agof mit Unique Usern und seitenbezogener Messung bleiben nach wie vor unsere zentrale Währung. Zusätzlich werden wir sicherlich in den Bereichen, in denen es sinnvoll ist, die Nielsen-Netratings-Zahlen für die Vermarktung verwenden. Besonders bei Bewegtbildern sind die Nielsen Netratings in Kombination mit den Agof-Zahlen relevant. Damit können wir sowohl über die Reichweite als auch über das Engagement unserer Nutzer etwas aussagen. Eine längere Verweildauer ermöglicht es Werbetreibenden, auch nachhaltig komplexe Werbebotschaften zu vermitteln.
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