26.03.2007 - Ein Kommentar zum deutschen Suchmaschinen-Projekt, das durchs Wissenslabyrinth Web finden soll. Von Elisabeth Zibulla, Redaktionsmitglied von ONEtoONE.
von Susanne C. Steiger
Frühjahr 2006: Das Suchmaschinenprojekt Quaero wird als deutsch-französische Antwort auf Google angekündigt, Kostenpunkt 400 Millionen Euro. Es folgen viele Meetings und Symposien hinter verschlossenen Türen. Dezember 2006: Das Scheitern von Quaero wird bekannt gegeben, beide Länder wollen auf eigene Faust an einer neuen Suche basteln.
Frühjahr 2007: Kanzlerin Angela Merkel kündigt auf der Computermesse Cebit die Entwicklung einer deutschen Suche an, die den Namen Theseus trägt. Nach dem griechischen Helden, der laut Mythos den Minotaurus tötete und danach mithilfe des Fadens der Ariadne aus dem Labyrinth des Monsters fand. Analog dazu soll Theseus den Weg durchs Wissenslabyrinth finden; nach Auskunft des Bundeswirtschaftsministeriums will er den Faden dieser Tage aufnehmen. Wohlgemerkt: Dieser Theseus will den Minotaurus Google nicht erlegen, sondern siegreich an ihm vorbeiziehen. Als semantisches Superhirn. So soll Theseus etwa wissen, was genau ein User sucht, wenn er den Begriff "Golf" eingibt: den Sport, das Auto oder den Atlantikstrom. Theseus` Lehrmeister: ein Konsortium aus Staat, Siemens, SAP, Bertelsmann und Lycos. Doch wie wird der Held in linguistisch flexible Form gebracht? Bei Recherchen im Web finden sich keinerlei Hinweise, die Verantwortlichen tagen hinter verschlossenen Türen in Meetings und auf Symposien. Dass Deutschland Google mit einer anderen Art Suche übertrumpfen will, obwohl man das Thema Suchtechnologie bislang verschlafen hat, klingt kaum glaubwürdig. Wo wird das Geld tatsächlich hinfließen, außer wiederum in Symposien und Meetings? Wie soll eine innovative semantische Suche entwickelt werden, wenn kein indizierter Volltext als Basis vorliegt? Mit seinem ausgeklügelten Programm für Textanzeigen, bekannt als Ad Sense und Ad Words, hat Google nun einmal die Nase vorn.
Dezember 2007? Bleibt zu hoffen, dass Theseus nicht den Faden verloren hat und im Labyrinth der Meetings und Symposien verhungert ist. Sonst bleibt er lediglich das, was sein Namensvetter war: ein Mythos
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