25.08.2006 - "Finden Sie es akzeptabel, dass aus werbefinanzierten Programmen Bezahlfernsehen wird?
Rudolf Jahns, Geschäftsführer von Jahns und Friends in Düsseldorf:Wir beobachten den Anfang vom Ende des klassischen Werbefernsehens. Zu viele Sender, zu viele Sendungen, zu viele Commercials und dabei zu wenig Relevanz für den Umworbenen. Abschalten, umschalten, auf der Festplatte überspringen: Wer was sehen will, muss zahlen - und das wird ganz selten Werbung sein. Der Paradigmenwechsel von der sendergesteuerten zur empfängergesteuerten Kommunikation findet statt. Nach dem Internet kommt das Fernsehen, kommt das Radio, und was kommt dann? Wir werden neue Wege finden - zum Dialog.
Stefani Spangenberg, Geschäftsführerin der Frankfurter Agentur Skadialog:Ja, ja - nehmt ruhig noch mehr Gebühren fürs Fernsehen. Irgendwann schaut keiner mehr, dann schaltet auch keiner mehr: Dann geht alles online und offline via Dialogmarketing, und da ist es ja auch gut aufgehoben. Marken machen, Emotionen vermitteln? Das TV hat seinen USP längst verloren.
Georg Blum, Geschäftsführer von Commundia in Ebersbach:Meine Lieblingskanäle sind die dritten Programme, Phoenix, Arte und 3 Sat, deshalb stört mich das überhaupt nicht. Ich fände es sogar gut, wenn alle öffentlichen und werbefinanzierten TV-Kanäle einen gewissen Beitrag kosteten - unabhängig davon, ob der Empfang über Kabel oder Satellit stattfindet. Langfristig kommt es dann hoffentlich zu der Situation, dass man als Kunde wählen kann, welchen Kanal man tatsächlich sieht, und dafür auch bezahlen will oder eben nicht.Martin Nitsche, Chief Executive Officer bei Proximity Germany:3,50 Euro sind im Vergleich zu 17,03 Euro Gebühren bei der GEZ doch wirklich ein Schnäppchen. Und: Wenn ich Qualität will, muss ich für Qualität eben auch zahlen, vielleicht wird die Programmqualität ja auch besser. Bis dahin nutze ich lieber weiter das Internet, statt mich vor die Glotze zu hängen.
Markus Hövener, Geschäftsführer von Bloofusion Search Engine Marketing in Emsdetten:Auch die öffentlich-rechtlichen Sender verzichten trotz Rundfunkgebühren nicht auf Werbesendungen - somit ist das Vorgehen der privaten Sender nur mehr als fair. So ganz mitreden kann ich bei dem Thema TV-Verschlüsselung aber nicht: Wir haben das Fernsehen wegen der Kinder vor Jahren abgeschafft. Aus meiner Sicht ein Zugewinn für jede Ehe.
Arnold Janssen, Geschäftsführer der Düsseldorfer Janssen Werbeagentur:An der TV-Verschlüsselung ist nun nichts akzeptabel. Es ist eine Tatsache, dass die "Free"-TV-Sender jahrelang die Öffentlich-Rechtlichen kritisiert haben, weil sie sich sowohl über Werbung als auch über Gebühren finanzieren, und nun wollen sie selbst eine Art von Gebühr einführen? Da können die Sender so spitzfindig argumentieren, wie sie wollen: Damit machen sie sich vor der TV-Nutzerschaft allemal unglaubwürdig!
Ulrike Ziegler, Vice President Marketing bei Nedstat in Frankfurt am Main:TV-Verschlüsselung? Für mich würde das bedeuten: Dann habe ich eben einige Programme weniger zum Durchzappen.
Holger M. Klein, Geschäftsführer von Ad Berry Media in Duisburg:Positiv bei dieser Ausrichtung ist die Tatsache, dass sich der meist technisch interessierte Mann in der Familie endlich einen neuen Receiver zulegen kann und somit ein neues Spielzeug vorzuweisen hat. Die weiblichen Zuschauer dürften sich hingegen stundenlang mit der neuen Fernbedienung beschäftigen, sofern sie überhaupt noch die richtige Fernbedienung finden. Ein netter Zeitvertreib für die ganze Familie für nur 3,50 Euro monatlich. Klasse!
Matthias Kurwig, Geschäftsführer von Planetactive in Düsseldorf: Ob die TV-Verschlüsselung akzeptabel ist? In unserer Branche ist wohl alles "akzeptabel", was Aussicht auf eine kurzfristige Steigerung der Umsätze verspricht. Der Verbraucherschutzverband (VZBV) hat das Vorhaben zudem als "unsozial" kritisiert. Mir drängt sich dabei der Gedanke auf, dass man die Erschwerung des Zugangs zu RTL & Co. durchaus als einen sozialen Akt verstehen könnte ...
Hartmut Kozok, Geschäftsführer Kreation bei Tribal DDB Hamburg:Bei der aktuellen Breitbandentwicklung im Internet und den damit einhergehenden Konvergenzen haben solche Bezahlmodelle und die entsprechenden Hardware-Lösungen eine sehr begrenzte Halbwertzeit. Da stellt sich die Frage, ob der potenzielle Kunde das schon ahnt oder sogar weiß. Und: Auch ohne Bezahlfernsehen muss ich mich schon mit drei bis vier Fernbedienungen herumschlagen - und bei mindestens einer sind immer die Batterien leer. Was das Vorhaben und die Umsetzung der TV-Verschlüsselung angeht, bin ich skeptisch.
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